8. September, Samstagvormittag: Großes Getümmel herrscht auf dem Campus der Bildungsakademie Leuna (BAL). Auffallend viele junge Leute fragen hier, staunen dort, informieren sich an den vielen Ständen und Stationen. In der Metallwerkstatt zeigen Azubis an Drehmaschinen ihre Fähigkeiten, im Chemiekabinett können Besucher kleine Experimente durchführen. In der Schmiede wird das glühendrote Metall gehämmert.
Es ist Tag der offenen Tür in der BAL: Die Bildungsfirma arbeitet mit vielen Unternehmen der Chemieregion in der beruflichen Erstausbildung zusammen, übernimmt große Teile der praktischen Ausbildung für Elektro-, Metall-, Chemie- und kaufmännische Berufe. Neben den Ausbildern der BAL werben hier auch 20 Unternehmen mit eigenen Ständen um Nachwuchs.
„Hängen lassen darf man sich nicht“
Unter ihnen ist auch der Standort von Linde Gase Leuna vertreten. Auf den ersten Blick ist zu sehen, dass das Unternehmen Chemikanten, Industriemechatroniker und Kaufleute genauso wie Elektroniker und Fachkräfte für Lagerlogistik ausbildet. Ausbildungskoordinatorin Antje Großmann und Azubi Mathis Frank teilen sich die Arbeit, verteilen Werbematerial und Infobroschüren und beantworten immer wieder die unterschiedlichsten Fragen von jungen und älteren Besuchern.
Klar, Mathis Frank, selber Chemikant im 2. Lehrjahr, wird oft von Jugendlichen angesprochen. Wie ist denn das mit der Lehre, wie funktioniert das mit der Bewerbung, sind die Ansprüche hoch, sind die Ausbilder streng, macht die Ausbildung Spaß...
„Es ist ein abwechslungsreicher Beruf, man trägt viel Verantwortung und man produziert Güter, auf die andere schon warten. Sie verlassen sich auf uns“, erklärt der 21-Jährige, warum er sich nach dem Gymnasium bewusst für einen Produktionsberuf entschieden hat.
Eine Entscheidung, die er nicht bereut. Im ersten Lehrjahr hat er von seinem Betrieb nur wenig gesehen, die Berufsschule und die praktische Grundausbildung in der BAL standen im Vordergrund. Aber auch die ist abwechslungsreich: Kunststoffschweißen etwa, Metallbearbeitung, Elektronik und natürlich Chemieexperimente stehen im Stundenplan. „Hängen lassen darf man sich natürlich nicht“, berichtet Mathis Frank, „sonst schafft man das Lernpensum nicht“.
Abenteuer 2. Hockeybundesliga
Aber auf der faulen Haut liegen ist sowieso nicht die Sache des jungen Mannes aus Leuna. Die Lehre will er mit sehr guten Ergebnissen abschließen, eine Meister- oder Technikerausbildung ist geplant. Und seit 17 Jahren spielt er Hockey. In der vergangenen Saison ist sein TSV Leuna, bei dem er als Torwart spielt, aufgestiegen. Auf das Abenteuer 2. Bundesliga freut sich Mathis Frank, genauso wie auf das 2. Lehrjahr.
Denn nun arbeitet er vor allem im Betrieb, in der Wasserstoffproduktion.
Das Industriegas wird aus Erdgas und Wasserdampf in sogenannten Steam-Reformern hergestellt. „Mit Hilfe eines Katalysators lösen sich die Wasserstoff-Atome aus den Ausgangsstoffen. Zunächst entsteht ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, letzterer wird noch ausgefiltert“, erklärt Mathis Frank. Wasserstoff dient zum Beispiel als Rohstoff in der Chemie, als Zusatz in Erdöl-Raffinerien, wird zum Härten von Margarine-Fetten, als Kühlmittel und in der Chip-Fertigung genutzt.