Welche Versicherungen braucht man als Azubi?

Kategorie: Stories

Versicherungen gibt es in Hülle und Fülle und sie können in manchen Situationen sehr wichtig sein. Als kostenbewusste Azubis fragt ihr euch aber bestimmt, welche wirklich sinnvoll sind. Der ChemieAzubi verrät euch, auf welche Versicherungen ihr nicht verzichten solltet und welche Versicherungen man als Azubi braucht.

In einigen Lebenssituationen kann eine abgeschlossene Versicherung der Rettungsanker sein (Foto: chuttersnap, unsplash, CC0)

In einigen Lebenssituationen kann eine abgeschlossene Versicherung der Rettungsanker sein (Foto: chuttersnap, unsplash, CC0)

Welche Versicherungen sind sinnvoll als Azubi?

„Die Deutschen werden häufig als übervorsichtig und überversichert charakterisiert“, sagt Klaus Wiener. Er ist Chefvolkswirt des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Aber: „Die Statistik liefert hierfür keinen Beleg.“ Ganz im Gegenteil seien viele Deutsche nicht ausreichend geschützt, meint der GDV.

Und das, obwohl wir im Schnitt mehr als 2.000 Euro jährlich für Versicherungen ausgeben, sagen die Verbraucherzentralen. In Azubi-Gehältern gerechnet, ist das sehr viel Geld. Welche Versicherungen sind also notwendig – und welche nur nice to have?

Vorab muss man leider sagen: Das hängt von eurer Lebenssituation ab. Der ChemieAzubi kann euch an dieser Stelle keine konkrete Beratung geben und euch erst recht keine Anbieter empfehlen – aber die wichtigsten Grundregeln können wir beschreiben.

Laut den Verbraucherzentralen braucht ihr als Azubi vor allem drei Versicherungen:

  • Krankenversicherung
  • Privathaftpflichtversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung

Krankenversicherung

Bevor ihr in die Ausbildung startet, müsst ihr euch eine Krankenversicherung aussuchen. Bisher wart ihr über eure Eltern familienversichert – das ist jetzt vorbei, ihr müsst euch selbst darum kümmern.

Informiert euch ausgiebig über die unterschiedlichen Leistungen und Services der verschiedenen Kassen, überlegt euch, welche der angebotenen Leistungen ihr tatsächlich benötigt oder irgendwann mal benötigen könntet, und befragt auch eure Eltern zu eurer bisherigen Krankenversicherung. Was ihr sonst noch gerade zum Start der Ausbildung braucht, erfahrt ihr übrigens hier.

Haftpflichtversicherung

Die Verbraucherzentralen sagen ganz klar: „Eine Haftpflichtversicherung ist für jeden unverzichtbar.“ Die sogenannte Privathaftpflicht greift, wenn ihr Mist baut und ihr jemand anderem einen Personen-, Sach- oder Vermögensschaden zufügt. Zum Beispiel wenn ihr jemanden umrennt, der sich beim Sturz verletzt. Dann müsst ihr nämlich mit Schadensersatzansprüchen rechnen. Und die können echt ins Geld gehen. Verzichtet ihr also auf so eine Versicherung, müsst ihr im Zweifelsfall alles selbst zahlen.

Gar keine Wahl habt ihr, wenn ihr ein eigenes Auto fahren wollt: Dann müsst ihr eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen – ohne diesen Nachweis wird euer Auto gar nicht erst zugelassen. Die Kfz-Haftpflicht entschädigt Unfallopfer, falls ihr Mal einen Crash baut.

Eine Haftpflichtversicherung ist für euch aber kein Grund zur Sorglosigkeit: Versicherungen übernehmen Schäden immer nur bis zu einer Höchstgrenze. Alles, was darüber hinausgeht, zahlt ihr selbst. Üblich ist außerdem eine Selbstbeteiligung auch bei kleinen Schäden. Und ganz wichtig: Handelt ihr grob fahrlässig – vereinfacht gesagt: Euch musste klar sein, dass euer Verhalten andere schädigen würde –, kann es sein, dass eure Versicherung nicht zahlt.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Die Berufsunfähigkeitsversicherung schützt euch, wenn ihr euren Job nicht mehr ausüben könnt – beispielsweise nach einer körperlichen oder psychischen Krankheit. Sie ist also erst einmal wichtig für jeden, der ohne Arbeit seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kann.

Müsst ihr arbeiten, könnt es aber nicht mehr, zahlt euch die Versicherung eine vorab festgelegte Pension. „Wichtig ist, dass eine ausreichend hohe Rente vereinbart wird“, sagen die Verbraucherzentralen. Das kann teuer werden – auf Dauer wird es aber noch teurer, wenn ihr die ganze Zeit für eine Versicherung zahlt, die euch dann doch nicht richtig schützt. Ein großer Vorteil für euch: Je früher die Versicherung abgeschlossen wird, desto günstiger sind die Konditionen.

Es gibt bei der Berufsunfähigkeit aber Fallstricke: Die Versicherung bezieht sich immer auf einen bestimmten Beruf. Berufsunfähigkeit ist also nicht zu verwechseln mit der Erwerbsunfähigkeit. Letztere besagt, dass ihr gar nicht mehr arbeiten könnt. Erstere meint, dass ihr nicht mehr in eurem Job arbeiten könnt.

Es kann also passieren, dass ihr berufsunfähig seid und die Versicherung meint, dass ihr doch stattdessen einfach einem anderen, vergleichbaren Beruf nachgehen sollt. „Ob es in diesem Beruf freie Stellen gibt, braucht den Versicherer nicht zu interessieren“, meinen die Verbraucherzentralen. So umgeht er die Zahlung – und ihr steht dumm da. 

Daher solltet ihr sehr genau auf die Vertragsbedingungen achten, die euch die Versicherung anbietet. Gute Versicherungen haben darin festgelegt, dass sie darauf verzichten, euch auf einen anderen Job zu verweisen. Mehr Infos zu diesem Thema gibt es hier.

Diese Versicherungen können sinnvoll sein

Wenn ihr mit Ausbildungsstart in eine eigene Wohnung zieht, sollte ihr außerdem über eine Hausratversicherung nachdenken. Diese Versicherung greift, wenn es bei euch brennt, ihr einen Wasserschaden habt oder Einbrecher eure Wohnung verwüsten. Eine Hausratversicherung ergibt vor allem Sinn, wenn ihr damit rechnet, dass ihr Neuanschaffungen dann nicht selbst stemmen könnt.

Überlegen könnt ihr euch ebenfalls, ob und wie ihr privat für die Rente vorsorgen möchtet. Je früher ihr damit startet, desto besser.

Diese Versicherungen sind eher nice to have

Entbehrlich sind laut Verbraucherzentralen dagegen Versicherungen, „die nur kleinere Schäden absichern“. Dazu gehören

  • Reisegepäckversicherungen – es sei denn, ihr transportiert etwas verdammt Wertvolles in eurem Koffer
  • Glasversicherung
  • Sterbegeldversicherung
  • Private Arbeitslosenversicherung
  • Extra-Geräteversicherungen für Fahrräder, Handys, Laptops oder Brillen lohnen sich nur bei extrem teuren Anschaffungen


Hier macht Kleinvieh – in der Regel – also nicht genug Mist, als dass es sich lohnen könnte, regelmäßig Versicherungsbeiträge abzudrücken.

Aber noch mal: Ob eine Versicherung sinnvoll ist, hängt immer von eurer Lebenssituation ab. Habt ihr euch ein krasses Rad zugelegt oder wohnt in einer Gegend, in der oft geklaut wird, solltet ihr abwägen: Lohnt sich die Versicherung dann doch? Das könnt nur ihr entscheiden.

Noch ein paar Tipps zum Abschluss

Wenn ihr ein Gespräch mit einem Versicherungsvermittler geführt habt, unterschreibt nicht direkt danach einen Vertrag. Lasst euch das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen – und holt immer mehrere Angebote von verschiedenen Anbietern ein.

Der Versicherungsvermittler sollte euch auch immer über euer Recht zum Widerruf aufklären: Wenn ihr den Vertrag abgeschlossen habt, gibt es eine Frist, in der ihr es euch immer noch anders überlegen könnt.

Im Gespräch mit ihm solltet ihr auch ein sogenanntes Produktinformationsblatt zu den angebotenen Versicherungen bekommen haben. Das muss die wesentlichen Vertragspunkte enthalten – wie beispielsweise die Prämienhöhe, Ausschlüsse, die Laufzeit und Kündigung.

Ebenso wichtig ist ein Beratungsprotokoll das ihr nach eurem Gespräch auch Unterschreiben müsst – bitte prüft vor eurer Unterschrift, ob im Protokoll auch tatsächlich alle Punkte angesprochen worden sind. Ein Versicherungsanbieter muss anhand der Beratungs-Dokumentation nachweisen können, dass eine ordnungsgemäße Beratung stattgefunden hat. Fehlen im Beratungsprotokoll jedoch wichtige Gesprächsinhalte, kann die Versicherung zu Schadensersatz verpflichtet werden.

„Es bietet in dem Unterlagenwirrwarr einen guten Überblick“, meinen die Verbraucherzentralen. Trotzdem solltet ihr euch natürlich die gesamten Versicherungsunterlagen samt Versicherungsbedingungen aushändigen lassen und gründlich lesen. Sucht euch Unterstützung, wenn ihr bestimmte Formulierungen im Vertrag nicht versteht – Versicherungen haben eine ganz eigene Sprache, für die man fast schon ein Wörterbuch braucht. Oder Verwandte und Bekannte, die sich schon mal mit demselben Thema rumgeschlagen haben.

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