Nachhaltig erzeugter „Grüner Wasserstoff“ scheint unverzichtbar für eine klimaneutrale Energie- und Rohstoffversorgung. Auch Evonik in Rheinfelden setzt auf diese Alternative. Derzeit hängt die Produktion dort noch am Erdgas. Erdgas braucht das Unternehmen unter anderem, um Wasserstoff herzustellen. Mit seiner Produktion benötigt Evonik derzeit davon jährlich etwa 8.000 Tonnen. Aus dem Wasserstoff wird unter anderem Wasserstoffperoxid gemacht. Das H2O2 wird später von den Kunden beispielsweise zur Desinfektion verwendet. Außerdem benötigt Evonik auch Wasserstoff für die Herstellung seiner Kieselsäure-Produkte unter dem Markennamen AEROSIl®. Dieses weiße Pulver wird in einer Vielzahl an Endanwendungen, wie etwa in Lacken eingesetzt und verbessert dort die Fließfähigkeit.
Ein Teil des dafür verwendeten Wasserstoffs fällt als Nebenprodukt bei anderen Prozessen im Werk an, von den Fachleuten wird es als „weißer Wasserstoff“ bezeichnet. Die restlichen 5.000 Tonnen, die im Werk in Rheinfelden benötigt werden, erzeugt das Unternehmen in einer Spaltanlage aus Erdgas. Das ist der sogenannte „graue Wasserstoff“.
Studie für grünen Wasserstoff - einzigeS Projekt in Baden-Württemberg
Das Ziel ist aber, komplett „grünen Wasserstoff“ einzusetzen - also solchen, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wird. Wie das gelingen könnte, wollen Evonik und die Hochschule Pforzheim in einer Studie untersuchen. "Es ist das einzige Projekt in Baden-Württemberg, das sich um die Verwendung von grünem Wasserstoff in der Prozessindustrie dreht", erklärt Katharine Fraune, Leiterin für nachhaltige Transformation am Standort. Das Forschungsprojekt mit dem Titel „H2 Chemie 2050“ läuft bis 2024 und wird mit 1,2 Millionen Euro vom Land gefördert.
Für Fraune ist das auch dringend nötig: „Hier im Süden droht eine doppelte Versorgungslücke von Wasserstoff und Strom. Die Anbindung an das europäische Wasserstoffnetz und auch das geplante Netz aus Norddeutschland werden zu spät am Hochrhein ankommen. Zudem haben wir aktuell nicht ausreichend grünen Strom – weder in unserer Region noch in ganz Deutschland. Hiervon hängt eine erfolgreiche Transformation der Industrie ab“.
Standort bietet Job-Chancen
Die Spezialisierung auf die Wasserstoffwirtschaft ist für Evonik eine doppelte Chance: Ende 2023 geht in Rheinfelden eine neue Produktionsanlage an den Start, die auch Jobmöglichkeiten bietet. Katharina Fraune empfiehlt Schulabgängern, sich bei Evonik über die Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren: „Evonik zahlt den sehr guten Chemietarif und ist ein sehr sozialer Arbeitgeber. Die Azubis bekommen bei uns, bei erfolgreichem Abschluss, eine Übernahmezusage. Wer sich für die Naturwissenschaften interessiert, sollte eine Ausbildung in der Chemie in Betracht ziehen“. Und wer vorne dran sein möchte beim Zukunftsthema Wasserstoff, ist am Hochrhein ohnehin genau richtig!