Um den Flüchtlingen den Berufseinstieg zu ermöglichen, haben einige Unternehmen, wie der Dachsystem-Spezialist Bauder aus Stuttgart, spezielle Programme gestartet. Im Interview mit dem Chemie-Azubi verrät Ausbildungsleiter Ronny Bergmann, wie Al-Sadeg Mohammed Areg aus Eritrea seinen Einstieg als Fachlagerist-Azubi gemeistert hat:
Wie funktioniert das Ausbildungsprogramm für Flüchtlinge bei Bauder?
Die Bewerber starten mit einem sogenannten EQJ, einem Einstiegsqualifizierungsjahr. Durch das Langzeitpraktikum können wir herausfinden, auf welchem Stand die Flüchtlinge sind. Sie werden wie ein normaler Azubi behandelt, besuchen die Berufsschule und führen ein Berichtsheft. Das sind die Voraussetzungen, damit später dann der Einstieg ins 2. Lehrjahr klappen kann.
Hat Al-Sadeg Mohammed Areg seine Ausbildung inzwischen bei Ihnen begonnen?
Ja, er ist direkt in das 2. Lehrjahr als Fachlagerist eingestiegen. Al-Sadegs Einsatz ist vorbildlich. In einigen Fächern ist er mittlerweile Klassenbester. Ich habe noch nie ein so gut geschriebenes Berichtsheft gesehen. Man könnte daraus direkt ein Lehrbuch machen.
Wie ist die Motivation der Programmteilnehmer?
Extrem unterschiedlich. Die einen wie Al-Sadeg sind extrem fleißig, andere haben Schwierigkeiten mit der Sprache und auch damit, Voraussetzungen wie Pünktlichkeit zu erfüllen. Das fällt denjenigen oft leichter, die bereits eine gute Schulbildung genossen haben, egal ob in Syrien, Eritrea oder Togo.
Eine Ausbildung in der Chemie ist ziemlich anspruchsvoll, welche Eigenschaften sollte man dafür mitbringen?
Wille, Fleiß, Hilfsbereitschaft und Freude an dem was man tut, egal ob als Chemikant oder Fachlagerist. Natürlich schauen wir auch auf die Noten bei der Auswahl für den einzelnen Beruf. Aber in erster Linie zählt bei uns der Mensch und der muss zu uns passen.
Mit welchen Produkten haben es die Azubis hauptsächlich in ihrem Unternehmen zu tun?
Bitumen-Dachbahnen, Kunststoff-Dachbahnen, PU-Dämmstoff und Handelsware für Gründächer und Photovoltaik.
Wie sind die beruflichen Chancen nach dem Abschluss?
Sehr gut, wir bilden bedarfsorientiert aus und möchten, wenn alles passt, auch alle Azubis übernehmen.