Die Arbeit am Spektralphotometer ist für Johannes Weiche fast schon Routine. Er ist Lacklaborant-Azubi im 2. Lehrjahr und erklärt uns, wofür er das Gerät braucht:
"Mit dem Gerät ermitteln wir am Farbaufzug die Reflexionskurve im Wellenlängenbereich des sichtbaren Lichtes und können auf diese Art und Weise den Farbton und gegebenenfalls die Mengen an farbgebenden Stoffen berechnen."
Beispielsweise den Anteil und die Zusatzmengen von roten Pigmenten im Lack, der gerade geprüft wird. Sabine Wrobel nickt. Sie ist die Ausbildungsverantwortliche bei den „DAW Deutsche Amphibolin-Werke“, zuständig für das Werk Köthen. Johannes Weiche hat nicht nur auswendig gelernt – er versteht das Gerät. Er kann es anwenden. Kein Wunder, der 21-Jährige hat mit der Entscheidung für diese Ausbildung ins Schwarze getroffen.
Richtige Wahl im zweiten Versuch
„Ich habe mich schon immer für Farben interessiert, allerdings für die Anwendung“, erzählt der Azubi. Eine Ausbildung in Grafikdesign brachte aber keine Anstellung. Ein 14-tägiges Praktikum im Labor der Lackfabrik überzeugte ihn: „Die Arbeit war interessant und abwechslungsreich, die Atmosphäre im Betrieb toll, ich fühlte mich gefordert.“
Was muss ein Lacklaborant können?
„Am Ende der dreieinhalbjährigen Ausbildung soll ein Lacklaborant fähig sein, für einen gezielten Anwendungszweck, unter Zuhilfenahme aller möglichen Hilfsmittel, die Rezeptur eines Lackes zu entwickeln, die Rohstoffe auszuwählen und diesen im Labormaßstab herzustellen.“
So fasst es Sabine Wrobel kurz zusammen. Darüber hinaus gelte es, die wichtigsten lacktechnische Parameter zu checken und die anwendungstechnische Prüfung durchzuführen: Etwa, hält dieser Lack wirklich jahrelang auf einem Metalluntergrund, ohne abzublättern oder auszubleichen?
Viel Raum für Kreativität
Wer dies alles beherrscht, kann in der Qualitätskontrolle der Fabrik auch Lacke prüfen, ob sie rezepturgerecht hergestellt worden sind. Und das sind allein in Köthen hunderte verschiedener Sorten. Das Werk mit 85 Mitarbeitern und 15 Lehrlingen produziert für alle Standorte der DAW in Europa die lösungsmittelhaltigen Profi-Lacke. Dafür gibt es hier die hohen sicherheitstechnischen Voraussetzungen und auch jede Menge Erfahrung: Seit 1895 werden am Standort Farben hergestellt.
Ausbildung in Theorie und Praxis
Für die theoretische Ausbildung ist die Berufsschule zuständig, die Praxis wird im Werk gelehrt und bei der Dresdner Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe, Ostdeutschlands einzigem Ausbildungsstandort für die Farb- und Lackindustrie.
Moderne Labore, neueste Technik, engagierte Ausbilder sowie ein eigenes Lehrlingswohnheim macht es laut Johannes Weiche einfach für die Azubis, die ungeheure Vielfalt von Farben, die Produktentwicklung, Optimierung, Herstellung, Prüfung und Anwendung zu begreifen.
„Für mich ist es besonders wichtig, dass der Beruf sehr viel Kreativität zulässt.“
Das gilt auch für Sabine Wrobel , die nach fast 30 Jahren die Lust am Beruf nicht verloren hat, im Gegenteil:
„Wenn man Spaß hat, sich mit den vielen Aspekten von Farbe zu beschäftigen, ist das ein so breites und vielseitiges Gebiet, dass man ständig mit Neuem konfrontiert wird.“
Man könne viele neue Wege beschreiten, Eigeninitiative sei gefragt, alle naturwissenschaftlichen Fächer sind integriert – kurz, „der Beruf ist spannend und abwechslungsreich“.