Sigmar Kühl, verantwortlich für die Ausbildung in den naturwissenschaftlichen und umwelttechnischen Berufen bei der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Chemie und Umweltberufe (SBG) Dresden, kann nur zu einer Ausbildung in diesen handwerklichen Berufen raten.
Herr Kühl, warum raten Sie jungen Leuten zur Ausbildung in den Produktionsberufen Pharmakant und Chemikant?
"Weil das interessante, geistig anspruchsvolle und abwechslungsreiche Berufe sind! Ich selber habe die Entscheidung für den Chemiefacharbeiter vor über 40 Jahren nie bereut, im Gegenteil.
Es ist Handwerkliches dabei, der Beruf beinhaltet unter anderem das Beherrschen der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und einfache installationstechnische Arbeiten. Man braucht chemisches, naturwissenschaftliches Wissen als Hintergrund und hat zudem eine sehr handlungsorientierte Aufgabe.
Es ist einfach interessant, moderne Anlagen zu bedienen, Produkte herzustellen und dabei auch noch Verantwortung zu tragen. Und die tarifliche Bezahlung ist schon in der Ausbildung sehr attraktiv."
Und dennoch mangelt es an Bewerbern…
"Das ist zunächst eine Frage der Mathematik. Die Schulabgängerzahlen haben sich in den letzten Jahren halbiert, über die Hälfte der jungen Leute beginnt heute ein Studium.
Zudem haben unsere Berufe wohl einen geringen gesellschaftlichen Status, wenn man das mit den Modeberufen Kfz-Mechatroniker und Friseurin vergleicht.
Und das, obwohl die Übernahmequote der Unternehmen bei fachlich und sozial guten Azubis nahe 100 Prozent liegt.
Alles in allem fehlen uns ausreichend naturwissenschaftlich Interessierte für unsere Branche, die auch die Voraussetzungen für eine solche Ausbildung erfüllen."
Welche Voraussetzungen?
"Zum einen müssen die jungen Leute fit in den naturwissenschaftlichen Fächern sein, zum anderen soziale Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Engagement, Lern- und Arbeitswilligkeit mitbringen.
Und unsere Ausbilder bieten den jungen Leuten bei allem Unterstützung; natürlich in Absprache und Abstimmung eng mit den verantwortlichen Ausbildern in den Betrieben, aus denen sie kommen."
Können sich junge Leute bei Ihnen für eine Ausbildung bewerben?
"Im Prinzip nicht, denn wir arbeiten als Dienstleister für unsere Partner-Unternehmen, die bestimmte Kurse in der Ausbildung für ihre Azubis bei uns durchführen lassen. Aber kein junger Mensch, der bei uns anfragt, wird im Regen stehen gelassen. Wir beraten und vermitteln sie weiter an die passenden Betriebe.
Ganz abgesehen davon engagieren wir als SBG uns schon im Vorfeld, fördern etwa bei Schülern das naturwissenschaftliche Interesse durch das Angebot freiwilliger Ferienkurse."
Wie steht es eigentlich um die Chancen von leistungsschwächeren Schulabgängern?
"Sind die Noten in den entscheidenden Fächern befriedigend und stimmen die sozialen Kompetenzen und die Einstellung zur Arbeit und zum Lernen, dann engagieren sich viele unserer Partner-Unternehmen.
Eine Anfrage lohnt sich auf jeden Fall."