Sich auf TikTok zu präsentieren haben bisher nur wenige Unternehmen gewagt. Viele sind noch skeptisch, ob man dort investieren sollte. Warum hat Bauder einen TikTok Auftritt?
Andrea Wasserbäch: Wir engagieren uns auf Social Media, um unser Image zu festigen und die Markenbildung voran zu bringen. Dabei unterscheidet sich jeder Kanal in der inhaltlichen Ausrichtung aufgrund der Zielgruppe. Auf LinkedIn sind eher Architekten unterwegs, Handwerker bevorzugen eher Instagram. TikTok hat den Vorteil, dass hier vor allem auch die jüngere Zielgruppe vertreten ist, die ja in ein paar Jahren unsere Hauptzielgruppe sein wird. Wir sind relativ spät bei Instagram gestartet, bei TikTok wollten wir daher direkt dabei sein.
Hatten Sie vor dem Start ein Konzept erstellt?
Andrea Wasserbäch: TikTok fügt sich in unser Gesamtkonzept von Social Media ein, wir haben generell für alle Kanäle einen Redaktionsplan. Daraus leiten sich alle Inhalte ab, auch für TikTok. Wobei für TikTok nicht alles funktioniert, es ist ein Sonderkind. Nur die Hälfte der Posts sind vorgeplant, die anderen 50 Prozent sind spontane Posts, die sich nach den wöchentlichen Trends richten. Wenn man eine gewisse Reichweite schaffen möchte, muss man bei den Trends mitgehen. Gerade am Anfang ist das enorm wichtig.
Wer denkt sich denn die Inhalte für TikTok aus?
Isabelle Schmitt: Wir sind kein festes Team. Es sind hauptsächlich Azubis, die Content produzieren. Aber auch vom Marketing sind Kollegen und Kolleginnen dabei und aus den Produktbereichen. Die Unterstützung der Produktmanagerinnen brauchen wir, wenn es um Produktvorstellungen geht. Zum Glück sind einige Kolleginnen bereit, sich auf der Plattform zu präsentieren. Man muss Spaß daran haben, das ist wichtig.
Hier kommt ihr zum TikTok-Profil von Bauder.
Wie viel Zeit wird bei Bauder für TikTok investiert?
Isabelle Schmitt: Die beteiligten Azubis treffen sich einmal in der Woche. Zu dem Treffen gehört auch die Planung der Facebook Ausbildungsseite, die von den Auszubildenden betreut wird. TikTok nimmt dabei eher einen kleineren Teil ein. Man denkt erst, es ist aufwendig, wenn ein Video gemacht wird. Aber die Technik ist einfach zu beherrschen. Es ist wie bei jedem neuen Medium, man muss sich einarbeiten. Der Vorteil ist, man braucht keine zweite App um Videos zu schneiden, das kann man alles direkt auf TikTok machen. Wenn man sich da ein bisschen reinfuchst, geht das schnell.
Andrea Wasserbäch: Im Monat brauchen wir etwa drei Stunden für die Contentkreation, das machen wir im Block. Dazu kommen die Azubitreffen und der Aufwand durch das Communitymanagement. Wenn ein Post veröffentlich ist, muss man ja auch reagieren. Das übernimmt dann unsere Social Media Managerin aus dem Marketing.
Sie sagen bei TikTok wird viel spontan produziert. Gibt es trotzdem eine Kontrolle bei Ihnen?
Andrea Wasserbäch: Vor allem am Anfang sind Spielregeln hilfreich, um zu lernen, welcher Content besonders gut auf unser Markenbild einzahlt. Gerade bei den Trends ist es wichtig, schnell zu wissen, ob wir uns beteiligen oder nicht. Diese Abstimmung geht eigentlich sehr flott.
Warum sollten ich mir, wenn ich eine Ausbildung suche, Ihren TikTok-Account ansehen?
Isabelle Schmitt: Bevor ich 2017 meine Ausbildung bei Bauder anfing, war es extrem interessant den Facebookaccount anzuschauen. Ich wollte wissen, wer sind die anderen Azubis, was machen die im Unternehmen? Auf TikTok erfährt man wie offen das Unternehmen mit neuen Medien und Trends umgeht. Für die beteiligten Azubis ist es auch wichtig, dass sie sehen, ihnen wird Vertrauen geschenkt und sie lernen, wie sich Bauder präsentiert.
Andrea Wasserbäch: Wer heutzutage eine Ausbildung macht, schaut nicht mehr auf Facebook oder auf Instagram, junge Leute sind auf TikTok. Das bekommen wir in Bewerbungsgesprächen bestätigt. Bewerber googeln nicht nur nach dem Unternehmen, man schaut auch auf die Social Media Accounts. Wenn die eingestaubt sind, dann ist das keine gute Visitenkarte für den Arbeitgeber. Wir sind hier eine sehr lockere Firma im Umgang miteinander, wir Duzen uns, das spiegelt sich in Social Media wider.
Haben sie einen Tipp für andere Unternehmen, wie es gelingt, sich erfolgreich auf TikTok zu positionieren?
Andrea Wasserbäch: Wir merken, unsere Azubis lernen durch ihre Beteiligung an TikTok viel dazu. Sie müssen sich im Team zusammensetzen, sie müssen sich ein Thema überlegen und das dann durchspielen. Und dann kommt auch noch die Bestätigung, weil die Videos sehr viel Reichweite haben - das ist natürlich cool. Mein Ratschlag an andere Unternehmen ist, einfach auf die Jüngeren zugehen und fragen, ob jemand sich vorstellen kann, TikTok zu machen. Man kann auch schon beim Bewerbungsprozess beispielsweise danach fragen, ob Interesse besteht.
Isabelle Schmitt: Man braucht definitiv eine bestimmte Affinität dafür und die Bereitschaft, sich vor die Kamera zu stellen. Das zieht dann oft die anderen mit und motiviert alle dazu, sich einzubringen. Es muss halt einfach nur jemand damit anfangen, der offen dafür ist. Als ich zu Beginn meine Projektarbeit über TikTok als neues Medium für die Unternehmenskommunikation geschrieben hatte, war ich auf der App selbst noch nicht aktiv. Das hat sich geändert, nachdem ich mich mehr mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Wenn man sich damit beschäftigt, sieht man schnell das Potenzial darin und es macht sehr viel Spaß.