Nun, da ich mein Praktikum in Prag abgeschlossen habe, ist es Zeit, meinen Auslandsaufenthalt Revue passieren zu lassen. Wie auch schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, bin ich im Grunde sehr zufrieden mit dem Ablauf des gesamten Praktikums und konnte zahlreiche, wichtige Erfahrungen machen.
Leben in Prag - schwierig ohne Sprachkenntnisse
Da ich nun genügend Erfahrungen gesammelt habe, kann ich eine Aussage zu diesem Thema machen und meine Güte, es ist machmal sooo frustrierend! :‘D
Die meisten Leute hier können leider nicht gut Englisch. Das führt zu verkrampften Alltagssituationen, in denen man sich recht hilflos fühlen kann. Zum Beispiel reagiert man hier nicht auf einfach englische Worte wie „hi, bye, thanks, sorry“.
Auch mit Lesen kommt man nicht weiter, da tschechische Worte manchmal wie Hieroglyphen wirken können. Außerhalb der touristischen Zentren vermisst man englischen Texte. Das bemerkt man erst, wenn man nicht als Tourist unterwegs ist, sondern hier über Monate verweilt. Insgesamt ist das etwas Schade, denn ich konnte mich kaum mit den Kollegen im Institut viel unterhalten, auch wenn ich ausnahmslos jeden, mit dem ich dort zu tun hatte, sehr gut leiden konnte.
Der Alltag lässt sich gut regeln
Ehrlich gesagt lässt sich gar nicht so viel über den Alltag erzählen, denn es ist letzlich genauso, wie zu Hause. Nach kurzer Zeit hat man sich an die andere Währung (nein, hier gibt es nicht den Euro) gewöhnt, man findet die Äquivalente zu den Nahrungsmittel und Produkten, die man in Deutschland kauft und auch sonst is‘ da jetzt nicht viel bei, würd‘ ich behaupten. Es ist ziemlich einfach klarzukommen. Schwierig wird’s eigentlich nur dann, wenn man sich unterhalten muss.
Ein Tipp zu den öffentlichen Verkehrsmitteln: Je nachdem, wo man einsteigt, muss man die Zugtickets beim Kontrolleur im Zug kaufen, wenn es am Bahnsteig keinen Automaten gab. Das kann eine Herausforderung werden, wenn der Kontrolleur kein Englisch spricht. Da hilft dann nur, die Namen des Ortes, an dem man einstieg und den des Ortes, an dem man aussteigen möchte, zu wiederholen und zu hoffen, dass man im Gespräch weiterkommt. Glücklicherweise hatte ich eine Art Max-Ticket, wodurch ich nicht in diese Situation geriet.
(Da wir bei Zügen sind, kann ich ja noch kurz anmerken, dass man die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn sehr zu schätzen lernt, wenn man monatelang auf die Züge in Prag angewiesen ist. Ja, ich weiß, ich glaubte es selbst nicht und doch ist es wahr! :^))
Der Zoo in Prag
Der Zoo in Prag ist einfach atembezaubernd (das ist mein persönlicher Neologismus, alle Rechte vorbehalten :^) ). Man sollte sich den Besuch auf keinen Fall entgehen lassen. Es lohnt sich definitiv. Der Besuch in diesem Zoo war mit Abstand der beste Tag, den ich hier hatte. Man kann Giraffen füttern! Man. Kann. Giraffen. FÜTTERN! Say no more and take my money!
Laborarbeit: „Komma‘ her, Krebs!“ „Ach ja?! Komma‘ du her!“ „Ach ja?!“ ò.ó
Kommen wir zu meiner eigentlichen Arbeit in Prag. Ich arbeitete dort in einem Forschungsinstitut und synthetisierte dort Moleküle, die Teil der dortigen Krebsforschung waren. Das Ziel: die Therapiemöglichkeiten für die Behandlung von Krebs zu verbessern. Das Team setzte sich zusammen aus:
- Zentrifuge-chan ♥,
- Waage-kun,
- Vortex mixer-san,
- Ultrasonic cleaner-sama (stark vibrierendes Wasserbad)
- und meiner Wenigkeit (samt meiner Faszination für japanische Kampfkunst. Die Wort-Endungen wie "-sama" sind übrigens Zeichen des Respekts und der Höflichkeit. :-) ).
Gemeinsam arbeiteten wir, im Auftrag von Dr. Kaplan-sensei, intensiv an der Perfektion des Syntheseverfahrens.
Was sich zuerst anfühlte wie eine Sisyphusarbeit, wurde recht bald zu einer motivierenden Tätigkeit. Grund dafür war, dass selbst vermeintlich schlechte Messwerte für Fortschritt standen. Denn sie zeigten, wie es eben nicht gemacht werden soll.
So ließ sich durch Ausschlussverfahren recht schnell ermitteln, wie wir unser Molekül besser modifizeren konnten. Gesagt, getan - nach nur drei Monaten haben wir eine deutliche Verbesserung der Herstellung des Moleküls erzielt. Und das ist letzten Endes der Grundbaustein für weiterführende Versuche.
Zwar war es wirklich nur ein kleiner - wohl eher winziger! - Beitrag. Dennoch kann ich stolz berichten, dass meine Arbeiten ihren Teil zum Kampf gegen den Krebs geleistet habt. Und ich hoffe, dass Dr. Kaplan und sein Forscher-Team weiterhin Erfolge erzielen, auch wenn der Weg - wie immer in der Forschung - noch ein langer sein wird.
Mein Schlusswort
Das Praktikum hat sich für mich mehr als gelohnt. Die Erfahrungen, die ich gewinnen durfte, sind einzigartig. Auch die Fehler, Ärgernisse und Rückschläge haben mich etwas gelehrt.
Das Beste war mit Abstand das Institut selbst. Was ich dort alles lernen konnte - und das in einem solchen Premium-Umfeld - war wirklich unglaublich. Ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin.
Speaking of which: Danke!
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals recht herzlich für diese Erlebnisse bei den Chemieverbänden Rheinland-Pfalz, Herrn Dr. Jens Langecker, all den Verantwortlichen des Instituts Inorganic Chemistry of the Czech Academy of Science, die dies ermöglichten, meinen dortigen Kollegen, die mir zuhauf während des Praktikums unter die Arme griffen, Zentrifuge-chan♥, die ich niemals vergessen werde und vor allem Herrn Dr. Kaplan Kirakci-sensei, für seine Zeit, Geduld und die Lacher bedanken! :)