Oft führen Weiterbildungen auf den Campus einer Fachhochschule oder Universität. In einigen Bundesländern wurde die Zugangsberechtigung für Hochschulen überarbeitet, sodass auch berufliche Qualifizierte in den Hörsälen sitzen.
Unter welchen Voraussetzungen das möglich ist, und was die Entwicklung an den akademischen Lehrstätten noch bringt, erklärte Christian Dittmann. Er forscht an der Leibnitz Universität Hannover am Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE).
Keine getrennten Welten mehr
Die akademische Bildung und die berufliche Qualifikation sind keine getrennten Welten mehr. Immer mehr werden die Hochschulen zu Lernorten für berufliche Bildung und für Berufstätige. Das liegt auch daran, dass man mittlerweile ohne Abitur und Berufserfahrung studieren darf. Doch noch sind es laut Dittmann nur 1 bis 2 Prozent der Studienanfänger, die sich im sogenannten Dritten Bildungsweg nach einer Ausbildung oder nach dem Abitur für ein Studium entscheiden. Das ist ein Ergebnis aus der Hochschulforschung.
Mit dem Meister an die Uni
Das liegt vielleicht daran, dass viele ihre Möglichkeiten gar nicht kennen: Wer seinen Meister, Techniker oder Fachwirt gemacht hat, darf sogar an jeder Hochschule ein Fach nach Wahl studieren.
Auch andere können studieren, wenn sie eine Ausbildung gemacht und mehrere Jahre Berufserfahrung gesammelt haben – und wenn das Studium kein beruflicher Umstieg ist. Es muss fachlich zur Ausbildung passen, also eine Vertiefung oder Erweiterung der beruflichen Qualifikation sein. Für dieses fachgebundene Studium gibt es an einigen Hochschulen bzw. Fachbereichen einen Numerus Clausus.
Herausforderungen an einer Hochschule
Es gibt mehrere Formate, in denen man studieren kann: Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend. Hier muss man sich selbst fragen: Was kann ich leisten? Denn eines ist Fakt: In MINT-Studiengängen und –Fortbildungen ist die Abbrecherquote überdurchschnittlich hoch.
Eine Hochschule hält neue Herausforderungen bereit. Es gibt eine andere didaktische Planung, die viel Eigenverantwortung und Selbstorganisation fordert. Sich Lernstoff anzueignen oder auf Prüfungen vorzubereiten ist Sache des Studenten. Für ehemalige Azubis kann dieser neue Lernmodus eine große Umstellung sein. Ganz sind diese beiden Welten also noch nicht zusammen gewachsen.
Vorteile einer Ausbildung
Doch wer eine Ausbildung gemacht hat, hat auch Vorteile. Das ergab eine Umfrage von Dittmann. Er fand heraus, dass man mit dem Fachwissen aus dem Betrieb die Lerninhalte im Studium besser, schneller und tiefer versteht. Und ausgelernte Auszubildende geben an, dass sie das Hochschul-Wissen mit ihren Praxiserfahrungen abgleichen und direkt im Betrieb umsetzen können. Letztlich ist die Entscheidung für oder gegen ein Studium als Weiterbildung etwas, die jeder für sich selbst treffen muss.
Mehr Informationen gibt es auf der Webseite www.berufskompass-chemie.de.
Aufruf: 10 Minuten für die Forschung
Wer Interesse hat, seine Erfahrungen der Forschung bereitzustellen, kann hier an der Umfrage von Christian Dittmann teilnehmen: https://www.soscisurvey.de/mint-studium/
Gefragt sind Vollzeit-Studenten und Teilzeit-Studenten, die berufsbegleitend arbeiten. Im Fragebogen wird gefragt, aus welchem Motiven man sein Studienfach gewählt hat, welche Anforderungen im Studium es gibt, wie sehr das Studium belastet und wie sich Arbeit, Leben und Lernen vereinbaren lässt. Die Umfrage läuft noch bis zum 31.Dezember 2015.