„Ich habe während meines Berufslebens sehr viel über mich und andere gelernt. Besonders faszinierend finde ich, dass man Dinge möglich machen kann, von denen man am Anfang denkt, es gäbe keine Lösung für dieses Problem. Das gilt für alle Situationen. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass man sich anspruchsvolle Ziele setzt – denn umso größer ist hinterher der Erfolg, wenn man sein Ziel erreicht hat. Das ist immer ein tolles Gefühl!“
Nach so einem Statement kann man im Grunde aufhören, weiterzuschreiben. Doch Dr. Stefanie Hauck hat dem Chemie-Azubi noch viel mehr erzählt – und das möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.
Forscherin in der pharmazeutischen Entwicklung
Dr. Stefanie Hauck arbeitet beim forschenden Bio-Pharma-Unternehmen AbbVie in Ludwigshafen. Dort leitet die Wissenschaftlerin eine Gruppe, die sich mit der Prozessentwicklung für neue biotechnologisch hergestellte Arzneimittel beschäftigt.Ihre Arbeit erklärt erklärt die studierte Pharmazeutin so:
„Wir kümmern uns darum, dass ein Medikament in der richtigen Zusammensetzung in das zugehörige Packmittel kommt. Dabei ist es wichtig, dass man die physiko-chemischen Eigenschaften des Produktes kennt und weiß wie sich diese im Laufe der Verarbeitung verändern können. Außerdem muss man Spaß an verfahrenstechnischen Fragestellungen haben, denn nur wenn Material und Maschine zusammenpassen, ergibt es später auch ein qualitativ hochwertiges Produkt. Das ist sehr spannend und vielseitig.“
Sie gibt ihre Erfahrung als MINT-Mentorin weiter
Die Leidenschaft für ihre Arbeit merkt man Stefanie Hauck an. Schon seit zehn Jahren arbeitet sie in der pharmazeutischen Industrie in verschiedenen Bereichen der Entwicklung. Der Weg war nicht immer einfach:
„Ich habe in meinem Berufsalltag viel mit jungen Wissenschaftler(innen) zu tun und erinnere mich oft daran, wie es sich damals angefühlt hat, nach der Promotion in das Berufsleben einzusteigen. Das war schwierig, weil die Industrie ganz anders funktioniert als die Hochschule. Man selbst weiß nicht, was einen erwartet und auch was von einem erwartet wird.“
Ihre Erfahrungen gibt sie an die nächste Generation weiter: Seit diesem Jahr ist Hauck Mentorin im Ada-Lovelace-Projekt und begleitet eine Biologin, die gerade promoviert, auf ihrem Weg ins Berufsleben. Für ihre eigene Promotionszeit in der Pharmazeutischen Technologie in Tübingen hätte sich Dr. Hauck so ein Mentoring gewünscht.
Fachwissen ist nicht das einzige, was im Berufsleben zählt
Denn durch das Mentoring entwickelt sich ein Gefühl dafür, dass Fachwissen nicht das einzige ist, was im Berufsleben zählt:
„Themen wie Kommunikation, Selbstreflexion, Bewerbungstrainings sind auch ein Bestandteil des Ada-Lovelace-Programms. Ein universitärer Abschluss ist sicherlich die Eintrittskarte. Aber ob daraus eine berufliche Karriere wird, zeigt sich erst später. Ob jemand eine gute Führungskraft ist, weiß keiner in Vorfeld. Diese Fähigkeiten entdeckt man an sich erst nach und nach.“
Herausforderungen annehmen, auch wenn man nicht weiß, was einen erwartet
Mehr Gelassenheit täte daher vielen gut. Auch das will Hauck als Mentorin vermitteln. Es freut sie, dass es inzwischen immer mehr Frauen gibt, die promovieren und etwas bewegen wollen. Aber ihre Erfahrung zeigt, „dass Frauen dazu neigen, sich zu unterschätzen, dass sie sehr vorsichtig sind und sich manchmal nicht trauen, eine Herausforderung anzunehmen, wenn sie nicht genau wissen, was sie erwartet.“
„Ich möchte junge Wissenschaftlerinnen ermutigen, sich diesen Herausforderungen dennoch zu stellen. Wir Frauen zweifeln gerne mal an uns und denken, wir schaffen etwas nicht – während unsere männlichen Kollegen einfach sagen: klar, das mache ich doch locker! Bitte nicht falsch verstehen: Dinge zu hinterfragen und zu überlegen, ob etwas zu einem passt, ist grundsätzlich richtig.“
Keine Angst vorm Scheitern
„Aber man muss nicht alles von Anfang an perfekt machen und sollte sich freuen, dass andere einem eine anspruchsvolle Aufgabe zutrauen. Wenn es hinterher doch nicht passt, dann findet sich eine Alternative und man ist um eine Erfahrung reicher.“
Spätestens hier wird deutlich, dass Mentoring mehr ist als, ein paar praktische Karrieretipps zu geben. Es geht auch um Lebenserfahrung, die Mentoren wie Stefanie Hauck weitergeben.
Gute Argumente für das Mentoring
Orientierung bei der Karriereplanung bleibt natürlich ein Grund, an solchen Programmen teilzunehmen. Stefanie Hauck meint:
„Mentees können alles erfragen, was sie schon immer mal wissen wollten ohne befürchten zu müssen, dass die Fragen nicht ernst genommen werden oder man keine offene Antwort bekommt. Außerdem lernen sie Menschen und Unternehmen kennen und erfahren, dass es auch außerhalb der Universitäten Einsatzgebiete gibt, die spannend und vielfältiger sind als gedacht – denn Forschung findet nicht nur an Instituten statt."
Den Forschungs- und Entwicklungsstandort bekannter machen
„Wir bei Abbvie machen häufiger die Erfahrung, dass wir selbst in Fachkreisen nicht überall bekannt sind und viele erstaunt sind, wenn sie hören, dass es einen großen Forschungs- und Entwicklungsstandort in Ludwighafen gibt.“ Daher kann auch ein Unternehmen davon profitieren, wenn Mitarbeiter zu Mentoren werden.
Erfahren, was junge Forscherinnen bewegt
Auch für sich selbst nimmt Stefanie Hauck etwas mit:
„Ich lerne begabte und motivierte Nachwuchswissenschaftlerinnen kennen. Durch die Gespräche erfährt man sehr viel über deren Motivation. Mir macht es viel Spaß, ich halte dadurch Kontakt zur Hochschule und erfahre, was die jungen Forscherinnen bewegt, welche Gedanken sie sich machen und wie sie die Berufswelt sehen. Es ist also auch eine sehr persönliche Angelegenheit. Daher versuche ich auch, Kolleginnen zu ermutigen, sich als Mentorin zu engagieren. Das ist wichtig!“