Die Produkte von Röhm sind an ziemlich vielen Stellen zu finden: am Auto, am Segelflieger, an Fassaden, am Gewächshaus. Es geht um Polymethylmethacrylat, oder kurz PMMA. Der Gründer des Unternehmens, Otto Röhm, hat PLEXIGLAS® (die bekannte PMMA-Marke) vor fast 90 Jahren entwickelt.
In Worms werden drei Arten von Berufen ausgebildet:
- "Chemie-Azubis" – also Chemikant:innen und Produktionsfachkräfte Chemie
- Azubis in Instandhaltungsberufen – also Elektroniker:innen Automatisierungstechnik und Industriemechaniker:innen
- Fachkräfte für Lagerlogistik*
Insgesamt bildet Röhm an diesem Standort jährlich um die 30 junge – und etwas ältere – Menschen aus. Die größte Gruppe sind die Chemie-Berufe.
„Die Produktionsanlagen, die wir nutzen, werden von Chemikanten und Produktionsfachkräften für Chemie bedient. Die Anlagen laufen rund um die Uhr in vier Schichten.“
Das erzählt Andreas Ackermann. Er ist Teamleiter und für die Azubis zuständig. Und er hat einiges zu tun – denn bei so vielen Schichten braucht man viele gut qualifizierte Leute.
Chemikanten sind stressresistent
Die Chemikanten-Ausbildung dauert 3,5 Jahre. Um euch bewerben zu können, solltet ihr einen Realschulabschluss mitbringen – und naturwissenschaftlich und technisch interessiert sein. „Die Hauptaufgabe der Chemikanten ist, die Anlagen sicher, umweltgerecht und kosteneffizient zu betreiben," sagt Andreas Ackermann.
In einer ruhigen Schicht sieht der Arbeitsablauf dann in etwa so aus:
- Die Chemikanten prüfen, ob die Rohstoffe, die verarbeitet werden sollen, qualitativ hochwertig sind.
- Dann richten sie die Anlagen ein und prüfen während der chemischen Reaktion, ob alles rund läuft.
- Zum Schluss schauen sie genau auf das Produkt, das aus der Anlage kommt: Kann es so an die Kunden gegeben werden? Oder an die nächste Röhm-Abteilung, die es weiterverarbeitet?
„Das hört sich jetzt zunächst vielleicht nicht so spannend an. Aber: So eine große Produktionsanlage läuft natürlich nicht immer störungsfrei. Wenn mal etwas nicht rund läuft, brauchen wir gut ausgebildete Mitarbeiter, die wissen, was sie tun.“
Sprich: Der Chemikant überwacht nicht nur, er greift auch ein, wenn der Betrieb nicht so läuft, wie er soll. „Dann müssen zum Beispiel Parameter an der Maschine umgestellt werden. Im schlimmsten Fall stellt der Chemikant die Anlage ab.“ Das wäre zum Beispiel dann, wenn eine Pumpe ausfällt. In diesem Fall beginnt der Chemikant die Fehlersuche – gemeinsam mit dem Elektroniker für Automatisierungstechnik oder dem Industriemechaniker.
In solchen Momenten muss man stressresistent sein. „Unsere Anlagen sind sehr ausgelastet.“ Und ein ungeplanter Stopp stört den Betrieb enorm. Fehler sollten also konzentriert und zügig behoben werden.
Produktionsfachkraft Chemie – die Quereinsteiger
Die Produktionsfachkräfte Chemie (PFC) haben bei Röhm ein sehr ähnliches Tätigkeitsfeld wie die Chemikanten – nur, dass sie an den etwas kleineren „Geschwister“-Anlagen arbeiten. Und: Ihre Ausbildung ist etwas kürzer.
„Die Produktionsfachkraft Chemie ist dadurch vor allem für Leute interessant, die schon im Berufsleben standen und sich umorientieren wollen“, sagt Andreas Ackermann. „Wir haben häufig Bewerber, die über 20 sind und vielleicht schon einen anderen Beruf gelernt haben." Diese Bewerber haben sich bewusst für den Einstieg in die Chemiebranche entschieden – kein Wunder, es spricht ja auch einiges dafür, wie ihr hier lest.
Die schulischen Inhalte sind die gleichen wie in der Ausbildung zum Chemikanten – nur, dass bei der PFK nicht ganz so in die Tiefe gegangen wird. Dennoch sind die Fachkräfte bei Röhm genauso angesehen wie die Chemikanten. „Sie bringen häufig etwas mehr Lebenserfahrung mit als unsere anderen Azubis, die sich meist direkt nach der Schule bewerben.“
Elektroniker Automatisierungstechnik
Einer, der die Chemikanten und Produktionsfachkräfte unterstützt, wenn sie auf Fehlersuche sind, ist der Elektroniker Automatisierungstechnik. Die riesigen chemischen Anlagen bei Röhm sind hochautomatisiert. „Die Betreuung dieser Technik und die Modernisierung – das sind die Aufgaben des Elektronikers Automatisierungstechnik.“ Das heißt: Er wartet die Anlagen. Er sorgt dafür, dass ältere Maschinen auf den neuen Stand der Technik umgerüstet werden.
Industriemechaniker
„Das, was der Automatisierungstechniker im elektronischen Bereich macht, macht der Industriemechaniker im mechanischen Bereich.“
Der Mechaniker taucht also nicht auf, wenn die computergestützte Technik an der Anlage versagt – sondern wenn beispielsweise die Pumpen Mucken machen. Das heißt: Auch hier wird gewartet, umgerüstet, werden Fehler gesucht und behoben. Und manchmal muss der Industriemechaniker auch komplett neue Anlagen aufbauen.
Für die beiden Instandhaltungs-Job muss man vor allem eins sein: man sollte Technik mögen. Aber es auch gut, wenn Automatisierungstechniker und Mechaniker nicht blind auf ihrem chemischen Auge sind: „Wenn er oder sie gemeinsam mit dem Chemikanten oder der PFK einen Fehler sucht, müssen beide die gleiche Sprache sprechen.“
Fachkraft für Lagerlogistik
Viel Abwechslung bietet der Beruf des Lagerlogistikers. „Der Beruf ist für Menschen besonders interessant, die gerne praktisch arbeiten wollen, aber auch nichts gegen klassische Schreibtischarbeit haben“, sagt Ackermann.
„In einem Chemieunternehmen sollten Logistiker auch noch eine besondere Portion Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein mitbringen“.
Denn ihre Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass die Rohstoffe und Produkte sicher und sachgerecht gelagert und transportiert werden. So helfen sie nicht nur beim Be- und Entladen der Ware von Lkws, Schiffen und Kesselwagen und führen Bestandkontrollen im Lager durch, sondern erstellen auch die Begleitpapiere für den Transport und wirken an der Optimierung logistischer Prozesse mit.
Gemeinsame Ausbildung, gemeinsames Vokabular
Die ersten drei Monate der Ausbildung lernen die Berufe zusammen bei Röhm. Chemikanten, Elektroniker und Industriemechaniker werden in neue Gruppen verteilt – und dann tüfteln sie gemeinsam: Einen Monat geht es ins Ausbildungslabor, einen Monat in die Elektro-Grundausbildung, einen Monat in die mechanische Grundausbildung.
Im dritten Lehrjahr gibt es dann ein gemeinsames Abschlussprojekt mit einer anspruchsvollen Aufgabenstellung. An der müssen 25 bis 30 Azubis berufsgruppenübergreifend arbeiten – denn sonst finden sie keine Lösung für die Aufgabe.
Authentisch sein
Wenn ihr euch für einen der Berufe bewerben wollt, hat Andreas Ackermann vor allem einen Tipp: authentisch sein. „Wenn mir jemand sagt, der Chemikant ist sein Traumberuf – dann werde ich ihn fragen, was genau denn die Aufgaben sind. Und wenn derjenige dazu schweigt, wirkt das nicht authentisch – sondern so, als ob eigentlich die Eltern hinter der Bewerbung stecken.“
Ein Muss ist also, sich vorher über die Jobinhalte zu informieren. Dass ein Bewerber im Gespräch zig Infos über das Unternehmen Röhm abspulen kann, ist dem Ausbilder dagegen nicht so wichtig.
„Besser ist, wenn er oder sie Spaß an Chemie und Technik mitbringt.“