„Die jungen Leute kommen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu uns. Manche sprechen fließend Englisch, weil sie im Ausland waren. Andere haben die Sprache nur in der Schule gelernt. Für die einen war manches zu leicht, anderes zu früh, wieder anderen ging es zu schnell.“ Frank Fillinger, Leiter der kaufmännischen und IT-Ausbildung.
„Manchmal bin ich zu ehrgeizig"
Deshalb gibt es neben den klassischen Ausbildungsinhalten individuelle Angebote – vom Seminar zu Präsentationstechniken über Excel-Kurse bis hin zu verschiedenen Modulen der Persönlichkeitsentwicklung.
Letzteres ermöglicht den jungen Leuten Selbsterkenntnis: „Ich bin manchmal zu ehrgeizig“, erzählt Martina Frenken (21), angehende Chemielaborantin im dritten Ausbildungsjahr.
Privat ist sie Kunstturnerin und trainiert den Nachwuchs. Ein strammes Programm, das viel von ihr verlangt: „Durch ein Seminar zur Work-Life-Balance habe ich verstanden, dass ich nicht immer 120 Prozent geben muss und kann.“
Auch Max Müller (21), dualer Student für Wirtschaftsingenieurwesen im fünften Semester, ist von der maßgeschneiderten Ausbildung begeistert: „Man wird abgeholt und mitgenommen – und entdeckt Eigenschaften an sich, die einem gar nicht so bewusst waren.“
Alle sechs Monate reflektiert man gemeinsam, wie die Ausbildung läuft
Nach einem halben Jahr Eingewöhnung im Unternehmen stand für den Nachwuchs das erste „Portfoliogespräch“ mit den Ausbildern an: „Dabei bespricht man, was einem leicht gefallen ist, was Spaß gemacht hat und wo man Erfolge sieht – aber auch, wobei man Unterstützung braucht“, erklärt Frenken. Müller ergänzt: „Im ersten Gespräch wusste ich nicht, was ich sagen soll. Aber diese Fähigkeit zur Selbstreflexion habe ich inzwischen erlernt.“
Alle sechs Monate findet so ein Gespräch statt. Der Hobbysportler profitiert davon nicht nur im Berufsleben: „Ich kann jetzt realistische Ziele formulieren und weiß, wie ich sie erreiche – das hilft in jedem Bereich des Lebens.“
Um überhaupt den richtigen Beruf für sich zu finden, hat Müller zuvor Praktika von „Schlosserei bis SAP“ absolviert. Und erkannte sein großes Interesse für die Zusammenarbeit verschiedener Menschen und Berufsgruppen, die Schnittstellen in einem Unternehmen, wo alles zusammenläuft.
Viele Freiheiten, großes Vertrauen
Was ihm bei Roche besonders gefällt? „Ich habe hier viele Freiheiten und genieße großes Vertrauen.“ Er habe auch bereits an dem Modul „Führung“ teilgenommen: „Jetzt verstehe ich besser, wie Führungskräfte ticken, wie sie arbeiten und was ihre Aufgaben sind.“ Begeistert hat ihn dabei, wie viel Zeit sich Vorgesetzte für ihn und seine Fragen genommen haben.
Dass Networking ebenfalls sehr wichtig ist, haben Frenken und Müller übrigens schnell verstanden: Sie tauschen sich regelmäßig beim gemeinsamen Mittagessen aus.
Wertschätzung der Arbeit anderer lässt sich lernen
Auch im Unternehmen schauen sie über die Abteilungsgrenzen: „Ich habe die Arbeit in unserem Reststoffzentrum kennengelernt und erfahren, was mit Altchemikalien aus dem Labor geschieht“, berichtet Frenken. In der klinischen Erprobung konnte sie ebenfalls mitarbeiten: „Wenn man in andere Abteilungen reinschaut, kann man die Arbeit anderer erst richtig wertschätzen“, findet sie. Ihre Begeisterung teilt sie gern mit ihren Freunden: „Denen musste ich aber erst mal erklären, was personalisierte Ausbildung bedeutet“, sagt sie.
Entwickelt hat das Konzept Ausbildungsleiter Fillinger mit Kollegen, Azubis und Studierenden: „Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Belange“, sagt er. „Gleichzeitig werden die Anforderungen an das Studium oder die Ausbildung sowie die Erfordernisse des Unternehmens berücksichtigt.“