Was ist Nachhaltigkeit? Und was hat das mit meiner Ausbildung zu tun?

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit wurde in der Forstwirtschaft „erfunden“ – und zwar schon vor Jahrhunderten! Die Idee gab es schon im Mittelalter und wurde im 18. Jahrhundert immer wichtiger, als man für den Bergbau mehr und mehr Holz benötigte. Die Forstwirte wollten sicherstellen, dass ihr Rohstoff (Bäume) in ausreichender Menge nachwuchs, um damit die Stollen abzustützen – das war vor allem eine Frage der Sicherheit. Über die Jahrhunderte wurde Nachhaltigkeit immer bedeutsamer. Im ChemieAzubi haben wir schon mal über Nachhaltigkeit in der Chemiebranche gebloggt.

Was hat das mit meiner Ausbildung zu tun?

Als Bewohner eines entwickelten Landes verbraucht man „automatisch“ Ressourcen für die Infrastruktur usw. Darauf hat man wenig Einfluss. Aber: Jeder von uns konsumiert auch im Privatleben. Shoppen; reisen; der Weg zu Arbeit; die Wahl, wo man seinen Snack für unterwegs kauft….es lohnt sich immer, mal das eigene Verhalten zu reflektieren.

Das haben die Chemie-Azubis aus Rheinland-Pfalz gemacht – und zwar sowohl für das Privatleben, als auch für die Ausbildung. Sie gingen Nachhaltigkeit sehr systematisch an, waren reflektiert und selbstkritisch. Besonders störte sie, dass Umweltbewusste in ihrem privaten Umfeld schnell lächerlich gemacht werden und dass viele erst dann anfangen, sich ressourcenschonend zu verhalten, wenn sie selbst negative Folgen spüren.

„Wir sind wahrscheinlich die letzte Generation, die uneingeschränkt leben kann. Aber auch andere Generationen haben ein Recht auf ein normales Leben.“ Azubine

Das haben die Azubis auf dem Nachhaltigkeits-Workshop gemacht

Die Azubis hatten Unterstützung von ANLIN. ANLIN ist ein Projekt, das von provadis durchgeführt und von lustaufbesserleben.de unterstützt wird. Marny von provadis ist eigentlich Ausbilderin für Chemielaboranten, aber mittlerweile leitet sie das ANLIN-Projekt und hat schon viele Azubis in Nachhaltigkeit geschult. Marlene ist die Gründerin von „Lust auf besser leben“ in Frankfurt und bildet Nachhaltigkeitsbotschafter in kleinen und mittelständischen Unternehmen aus.

Dies waren einige der Workshop-Themen, die Marny mit den Azubis diskutiert hat:

• Kennt ihr euren ökologischen Fußabdruck? Die Azubis jetzt schon. Findet es heraus auf fussabdruck.de.
• Kennt ihr die weltweiten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – die SDGs (sustainable delevopment goals)? Es gibt 17 Hauptziele und 167 Unterziele…da ist wirklich alles dabei. Schaut sie euch hier an: Übersicht mit Erklärung. Die Azubis haben in kleinen Teams diese SDGs sortiert und erklärt, wie sie zusammenhängen - zum Beispiel der Zugang zu Bildung mit menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum.
• Ökologische und ökonomische Zusammenhänge verständlich erklärt; zum Beispiel den Rebound-Effekt.
• Nachhaltigkeit in der Wertschöpfung, also: Rohstoffquellen analysieren, gute Lieferanten auswählen, Logistik begutachten, usw.

„Nachhaltigkeit betrifft jeden, egal wo er herkommt und was er macht – man braucht jeden dafür.“ Azubi

Ideen für Nachhaltigkeitsprojekte in den Ausbildungsbetrieben

Auch das Projektmanagement war Thema: Die Azubis haben im Workshop ein Projekt nach nachhaltigen Kriterien entwickelt und umgesetzt. Das war ein Vorgeschmack auf ein reales Projekt im Ausbildungsbetrieb. Das hier sind ihre Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in ihrem Ausbildungsbetrieb:

• Digitalisieren: Weniger Papierausdrucke (oder auf ein papierloses Büro umstellen)
• Mobilität: Jobticket für Mitarbeiter und Azubis, damit mehr Leute den ÖPNV nutzen
• Ressourceneffizienz: Mülltrennung & -vermeidung; in der Produktion und in der Verwaltung
• Verbrauch reduzieren: Bewegungsmelder installieren, damit das Licht nicht unnötig lange brennt // Elektrische Geräte wie Laptops ausstellen – nicht auf Standby
• Kantine: saisonal, lokal und weniger Fleisch – und die Reste spenden, nicht wegwerfen. Und: kein Gastro-Einweg mehr.
• Sensibilisieren: ein „NH-Team“ informiert über Intranet, Schwarzes Brett usw. über Ressourceneffizienz & Co
• Vorschlagswesen für Verbesserungen im Sinne der Nachhaltigkeit aufbauen
• Lokal: wie engagieren wir uns in der Region für die Gesellschaft?
• …

Es geht weiter: der Umsetzungscheck 2020

Zurzeit treffen sich die Azubis mit ihren Ausbildern. Als erstes gehen sie durch ihre Bereiche, um Nachhaltigkeitsaktionen, die bereits existieren, zu finden. Dann arbeiten sie ein Projekt aus, das die Nachhaltigkeit in einem Bereich verbessert, in dem noch Potenzial für Ressourceneinsparung & Co ist.

Und dann machen sie sich an die Umsetzung. Im Mai 2020 sehen sich die Azubis wieder. Dann erfahren wir, wie weit die Nachhaltigkeitsprojekte sind. Der ChemieAzubi ist schon neugierig und freut sich, die Azubis wiederzusehen! Natürlich werden wir wieder darüber bloggen.

#innerechallenge

Auch privat wollen die Azubis ihren Fleischkonsum überdenken, ihre Urlaubsziele (und wie sie dort hinkommen – wohl eher nicht mehr mit dem Flugzeug) anders wählen und die 3 km zur Ausbildungsstelle nicht mehr mit dem Auto fahren, sondern mit dem Bike. Gleichzeitig möchten sie saisonaler essen und Apps wie „too good to go“ nutzen. Und auch ihren Konsum werden sie hinterfragen (brauche ich das wirklich? Bekommt man das Secondhand? usw.). Man kann auch überlegen, ein „ethisches GiroKonto“ zu nutzen. Und nicht zuletzt: Familie & Freunde sensibilisieren und selbst Vorbild sein!

Maryn hatte einen Tipp: schaut euch für 4-5 Monate lang euren Alltag an und fragt euch „Was traue ich mich zu verändern?“

Was unternimmst du, um deinen Alltag, deine Ausbildung oder deine Arbeit nachhaltiger zu machen? Schreib es in die Kommentare!