Es ist gar nicht so einfach, cool zu bleiben, wenn man auf der Bühne eines vollbesetzten Saals und im Mittelpunkt des Interesses steht. Doch die 57 jungen Frauen und Männer meistern am 31. Januar im Kulturhaus Wolfen auch diese Aufgabe bravourös. Bei der Freisprechung, welche das Ende der Lehrzeit bedeutet, bekamen sie nun endlich ihr Facharbeiterzeugnis ausgehändigt.
Einer davon ist Lukas Münch, nach dreieinhalb Jahren Ausbildung frischgebackener Chemikant bei Heraeus in Bitterfeld. Schon drei Tage nach der Freisprechung ist er mittendrin in der Arbeit seines Ausbildungsbetriebs, bei dem er nun einen Arbeitsvertrag bekommen hat.
Seine aktuelle Aufgabe: „Das Erheben, Sammeln und Auswerten von Daten, also Produktionsparametern von diversen Maschinen und Anlagen im kompletten Produktionsprozess, um die Abläufe in der Herstellung unserer Produkte noch ein wenig besser, noch konstanter machen zu können“, berichtet der 19-Jährige.
Produktion für die Lebensadern der Zukunft
Heraeus fertigt mit rund 500 Mitarbeitern in Bitterfeld das Ausgangsmaterial für Glasfaserkabel, die Lebensadern der digitalisierten Wirtschaft, für autonomes Fahren und die nächsten Mobilfunkgenerationen. Erst sie ermöglichen die weitgehend störungsfreie Übertragung riesiger Datenmengen in sehr hoher Geschwindigkeit.
Auf mehreren Produktionslinien entstehen hier drei Meter lange und ca. 200 Kilogramm schwere Zylinder aus hochreinem synthetischem Quarzglas. Ihre Fertigung ist komplex. Sie bestehen aus hochreinem Silizium-Dioxid, das sich Tröpfchen für Tröpfchen als Nanopartikel auf einen Träger absetzt. „Das poröse Glas wird dann getrocknet und bei etwa 1.500 Grad zu einem transparenten Körper gesintert“, erklärt Münch.
Nach der mechanischen Bearbeitung gehen die Zylinder an Glasfaser-Hersteller in alle Welt, vor allem in China, den USA und Indien. Dort werden sie mit einem Kern aus lichtleitendem Glas versehen und bei 2.000 Grad Celsius auf 7.000 Kilometer Länge gezogen.
Vertrauen und anspruchsvolle Aufgaben
Von Chemie ist Lukas Münch fasziniert. Befeuert hat das Interesse ein „richtig guter Chemielehrer“, erzählt er. Als es an die Berufswahl ging, dachte der praktisch veranlagte junge Mann sofort an die Ausbildung zum Chemikanten, also demjenigen, der den Verfahrensprozess zur Herstellung von Chemikalien steuert und überwacht. Ein Praktikum bei Heraeus tat sein Übriges.
„Ich weiß, dass meine Entscheidung die richtige gewesen ist“, betont Lukas Münch. Die Ausbildung – im Unternehmen, in der Berufsschule und beim Bildungsdienstleister Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld – sei spannend, abwechslungsreich und vielseitig gewesen. Manchmal auch schwierig und hart, „aber wenn du ein Ziel hast, und den Willen, es zu erreichen, schaffst du es“.
„Als engagierter Azubi wird man von allen Mitarbeitern und Ausbildern ernst genommen, bekommt Vertrauen und anspruchsvolle Aufgaben übertragen“
„Zudem wirst du hier auch als engagierter Azubi von allen Mitarbeitern und Ausbildern ernst genommen, bekommst Vertrauen und anspruchsvolle Aufgaben übertragen“, so der 19-Jährige. Das motiviere, wie die „klasse Arbeitsatmosphäre“, zusätzlich. Kein Wunder, dass er sich als nächstes die Aufstiegsfortbildung zum Chemietechniker vorgenommen hat.
Ein anspruchsvolles Anliegen, denn Lukas Münch ist in seiner Freizeit Fußballer und seit dieser Saison im Kader der 1. Mannschaft des FC Eilenburg, NOFV Oberliga Süd, 5.Liga. Bislang sechs Einsätze kann der junge Mittelfeldakteur in der ersten Halbserie vorweisen, insgesamt 152 Minuten Spielzeit. Wertvolle Lehr- und Lernzeit, aber Lukas Münch will mehr. Wie war das? „Wenn du ein Ziel hast, und den Willen, es zu erreichen, schaffst du es.“