Das sonnige Wetter passt prima am 31. Januar 2019 in Leuna: Die Azubis der Bildungsakademie Leuna des Jahrgangs 2015 werden im großen, vollbesetzten Carl-Bosch-Saal des Kulturhauses freigesprochen. Viele Eltern und Großeltern sind dabei, Ausbilder sowie Kollegen aus den Betrieben. Insgesamt 81 junge Leute aus 38 Unternehmen der Region erhalten ihr Facharbeiterzeugnis, Blumen und Glückwünsche, 71 von ihnen haben schon einen Arbeitsvertrag.
21 Lehrlinge desselben Jahrgangs hatten schon im Sommer 2018 vorzeitig ausgelernt. Damit haben alle zur Prüfung angetretenen Azubis des Jahrgangs 2015 ihren Abschluss in der Tasche; ein Ergebnis, das drei Jahre zuvor zum letzten Mal erreicht worden ist. Überdies wurden zwei Auszubildende zur Bestenehrung der IHK Halle-Dessau auf Grund ihrer sehr guten Ergebnisse ausgezeichnet.
Theorie und Praxis verbunden
Auch Hannes Sommer ist nun Facharbeiter. Der 23-Jährige hat bei Linde in Leuna Chemikant gelernt. Für die Ausbildung hatte der gebürtige Dresdner seinen Wohnort nach Sachsen-Anhalt verlegt. Die Entscheidung für einen Beruf in der Chemie fiel ihm leicht. „Ich habe am Gymnasium in Mathe den Leistungskurs belegt, Chemie und Physik interessieren mich“, berichtet er, „aber studieren wollte ich nicht, mir liegt eher das Praktische“.
Hannes Sommer hatte genaue Vorstellungen von dem, was ihn interessiert und was er unbedingt lernen wollte: „Einerseits wollte ich einen Beruf, der die Theorie mit der Praxis verbindet.“ Da war er ihm ersten Lehrjahr, das neben der Berufsschule vor allem in den bestens ausgestatteten Fachkabinetten der Bildungsakademie stattfindet, gut aufgehoben. „Andererseits bin ich daran interessiert, wie chemische Vorgänge und Prozesse aus dem kleinen Maßstab dann in den großen industriellen Maßstab übertragen werden, wie das funktioniert und wie man dies beherrscht.“
Den größten Teil seiner Ausbildung im Betrieb hat Hannes Sommer im Bereich Wasserstoff-Herstellung absolviert. Das Industriegas wird aus Erdgas und Wasserdampf in sogenannten Steam-Reformern hergestellt. Viel Handarbeit gibt es hier nicht, die verantwortungsvolle Arbeit eines Operators besteht vor allem im Überwachen und Fahren der Prozesse in den gewaltigen Anlagen.
Ausbildung zum Operator ist komplex
„Mit Hilfe eines Katalysators werden die Wasserstoff-Atome aus den Ausgangsstoffen gelöst. Es entsteht ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, letzterer wird noch ausgefiltert“, erklärt Hannes Sommer. Transportiert wird Wasserstoff per Pipeline oder verflüssigt bei minus 253 Grad Celsius im Tanklaster. Wasserstoff dient zum Beispiel als Rohstoff in der Chemie, als Zusatz in Erdöl-Raffinerien, wird zum Härten von Margarine-Fetten, als Kühlmittel und in der Chip-Fertigung genutzt.
Die Ausbildung zum Operator ist sehr komplex, dauert bei den meisten Beschäftigten auch länger als die Lehrzeit. „Man muss sehr viel auswendig wissen, die meiste Zeit verbringt man hinter Computer-Bildschirmen und Tastaturen, in die man die jeweiligen Befehle eintippt“, berichtet Hannes Sommer. Da der junge Mann lieber körperlich arbeitet, wechselt er nun nach Unterschleißheim in Bayern und wird dort in der Spezialgase-Abteilung von Linde selber Gasflaschen und Behälter mit reinen Industriegasen bzw. von Kunden verlangten Gasgemischen befüllen.
Bewerbungen sind willkommen
Von den vier Leunaer Linde-Absolventen des Januars 2019 werden zwei Mechatroniker unbefristet in Leuna und in Stuttgart eingestellt, die zwei Chemikanten in Unterschleißheim und Eisenhüttenstadt zunächst für ein Jahr befristet.