Verschiedene Kulturen haben Indigoblau zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich interpretiert – doch häufig hatte es einen politischen Ausdruck. In der DDR waren Jeans – die Hosen, die von Levi Strauss als indigoblaue Beinkleider erfunden wurden – zeitweise verboten: Sie galten als Auflehnung gegen das Establishment. Dagegen galt die Farbe in China zur gleichen Zeit als Zeichen des Kommunismus.
Bekannt ist Indigo in Europa seit dem 15. Jahrhundert, das Wort heißt übersetzt so viel wie „indisch“. Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama soll die Indigopflanze, das Ausgangsprodukt der Farbe, von einer Entdeckerreise mitgebracht haben.
Beim Adel stand Indigo damals hoch im Kurs – gefärbte Stoffe waren ein Zeichen des Wohlstands. Und das spezielle Blau war deshalb schon Luxus, weil es in einem langwierigen Prozess gewonnen wurde.
Aufwendiges Färben mit Alkohol und Urin
Wochenlang wurde die Indigopflanze mit Alkohol und Urin vergoren. Denn: Das wasserunlösliche Indigo musste wasserlöslich gemacht werden, damit man es überhaupt in die Fasern bekommen konnte.
Warum Urin? Nun, unsere Harnflüssigkeit wirkte hier als Reduktionsmittel. Beim Gären wurde also die Aufnahme von Elektronen, sprich Wasserstoff, vollzogen. Das Indigoblau verwandelte sich also zum wasserlöslichen Indigoweiß, das auch Leuko-Indigo genannt wird.
Dieses Färbeverfahren nennt man im Allgemeinen Küpenfärbung: Eine wasserunlösliche Farbe wird durch ein Reduktionsmittel in eine wasserlösliche Leukoverbindung überführt.
Mit dem Leuko-Indigo wurden die Stoffe dann gefärbt und an die Luft gehängt. Durch diese Sauerstoffzufuhr erfolgte dann eine Rückoxidation zum wasserunlöslichen Indigoblau. Das hat natürlich große Vorteile, schließlich würde sich eine wasserlösliche Farbe beim Waschen direkt aus den Stoffen verabschieden.
Durch die Oxidation wurde der Farbe zudem etwas Mystisches zugeschrieben – denn für die Menschen sah es gewissermaßen so aus, als ob die vorher farblosen Textilien quasi von selbst blau wurden – wie durch Geisterhand.
BASF machte Indigoblau fürs Volk
Ende des 19. Jahrhunderts war es dann vorbei mit dem Luxusstatus: Da entwickelte der Chemie-Nobelpreisträger Adolf von Baeyer einen Weg, Indigo synthetisch herzustellen.
Ab 1904 produzierte die BASF aus Ludwigshafen den blauen Farbstoff aus Anilin und Ethylenchlorhydrin. Die Verwendung von Anilin machte den Farbstoff dann endgültig zur Massenware – denn das stand der BASF in großen Mengen zur Verfügung.