Seit dem 1. Januar 2016 ist Maria Beer eine Chefin. Die 25-Jährige leitet nun die Betriebsfeuerwehr im mittelständischen Unternehmen Chemiewerk Bad Köstritz GmbH (CWK).
Sie kümmert sich um die Aus- und Weiterbildung der 20 Kameraden, alles Mitarbeiter der CWK, delegiert manches auch an die Gruppenführer.
Sie wacht darüber, dass alle Prüfvorschriften eingehalten werden, die Technik funktioniert und die Ausrüstung tiptop gewartet ist. Und im Fall der Fälle trägt sie natürlich die Verantwortung im Einsatz.
Seit dem 13. Lebensjahr bei der Freiwilligen Feuerwehr
„Im Gegensatz zu gesetzlich geforderten und staatlich anerkannten Werkfeuerwehren sind Betriebsfeuerwehren eine freiwillige Einrichtung des Unternehmens“,
erklärt Maria Beer. Die Firma entscheide, was in welchem Umfang notwendig sei.
Im idyllisch gelegenen Werk in Thüringen stellen 260 Beschäftigte Molekularsiebe, Kieselsäuren und diverse Schwefelverbindungen her. Das Gefährdungspotenzial ist gering, die Betriebsfeuerwehr hat es meistens mit kleineren Vorfällen wie Behälterleckagen, Luftanalysen und der Abwendung von Umweltgefahren zu tun.
„Sollte es tatsächlich einmal brennen, sind wir trainiert und ausgebildet sowie für den Ersteinsatz zuständig und unterstützen mit unserer Orts- und Anlagenkenntnis hinzugerufene Einsatzkräfte“,
sagt Maria Beer. Darunter ist beispielsweise auch die Freiwillige Feuerwehr aus der Nachbarstadt Münchenbernsdorf, in der sich die junge Frau seit ihrem 13. Lebensjahr engagiert und mittlerweile als Löschmeisterin die Bambini-Feuerwehr leitet.
Wie wird man in so jungen Jahren Feuerwehrchefin im Chemiebetrieb?
Maria Beer lächelt, überlegt, sagt „genau“ und legt dann los: Naturwissenschaften lagen ihr, in der 11. und 12. Klasse belegte sie den Chemie-Leistungskurs, schrieb fürs Abitur auch die Chemieprüfung. Dieses Interesse führte sie zur Bewerbung für die Chemikantenlehre beim CWK. Sie hat die Ausbildung mit „sehr gut“ abgeschlossen und im Schichtdienst in der Produktion von Molekularsieben gearbeitet.
„Diese Arbeit hat sehr viel Spaß gemacht.“
Aber Maria Beer ist auch wissensdurstig, sehr zielstrebig, will immer noch ein Stückchen weiter. Deshalb nahm sie das Angebot der IHK-Begabtenförderung, inklusive eines Stipendiums, gerne an und begann im September 2014 neben ihrer Arbeit die Ausbildung zur Industriemeisterin Fachrichtung Chemie - Ende 2016 wird sie sie abschließen:
„Im ersten Jahr erfährt man beispielsweise viel zum Thema betriebswirtschaftliches und rechtsbewusstes Handeln, über Zusammenarbeit im Betrieb, Methoden der Information, Kommunikation und Planung“,
so die junge Frau. Im zweiten Jahr stehen vor allem chemiespezifische Ausbildungsinhalte auf der Tagesordnung.
Die Chancen nutzen
Und als im vergangenen Jahr der Wehrleiter der Betriebsfeuerwehr plötzlich verstarb und der Geschäftsführer sie fragte, ob sie sich diese Leitungsfunktion vorstellen könnte, hat sie nicht lange überlegt, ist nicht vor dem Neuen, der Verantwortung, den zusätzlichen Aufgaben und dem erneuten Lernen zurückgeschreckt:
„Wann bekommt man schon die Chance, Hobby und Beruf zu verbinden?“
Zudem hat Maria Beer schon ihren Ausbilderschein gemacht, leitet seit vier Jahren die Jugend- und Auszubildendenvertretung, ist die Gefahrgutbeauftrage des Unternehmens, absolvierte gerade mit Bravour den Lehrgang zur Brandschutzbeauftragten und perspektivisch winkt die Weiterbildung zur Sicherheitsfachkraft (Sifa).
Und man kann sich sicher sein: Das wird nicht die letzte Weiterbildung der jungen Frau vom Chemiewerk Bad Köstritz bleiben.