In dem sechsmonatigen Programm erlernen die „Joblinge“ zunächst in Gruppenprojekten wichtige Sozial- und Jobkompetenzen, erhalten Orientierung über die eigenen Stärken und passenden Berufe, bevor sie dann über Praktika in Partnerunternehmen Praxiserfahrung sammeln. Die Jugendlichen erhalten so die Chance, sich ihren Ausbildungsplatz aus eigener Kraft zu „erarbeiten“ – unabhängig von Schulnoten und klassischen Bewerbungsgesprächen.
Wir haben mit einem Jobling und mit einem Mentor gesprochen. Hier ihre Antworten auf unsere drei Fragen:
Drei Fragen an Selim Dridi, der seit Anfang Februar am JOBLINGE-Programm in Wiesbaden teilnimmt
Warum nimmst Du an dem Programm teil und wie hast Du davon erfahren?
"Ich habe den Tipp von der Ausbildungsagentur in Wiesbaden erhalten. Dort war ich regelmäßig zu Gesprächen und dann habe ich erfahren, dass Anfang Februar eine neue Gruppe bei JOBLINGE startet. Ich habe dann einer Informationsveranstaltung der Initiative teilgenommen, wo das Programm vorgestellt wurde. Ich habe seit letztem Jahr versucht, eine Ausbildungsstelle zu finden, dies aber bisher aus eigener Kraft nicht geschafft. Ich verspreche mir von der Teilnahme die notwendige Unterstützung. Und ich habe gehört, dass 8 von 10 Teilnehmern auch einen Ausbildungsplatz finden."
Welche Phasen des Programms gibt es und wo stehst Du im Moment?
"Das Programm startet mit der Aufnahmephase. Hier haben wir zunächst im Rahmen einer gemeinnützigen Projektarbeit einen Abenteuerspielplatz gesäubert und gestrichen. In der Orientierungsphase haben wir etwas über verschiedene Berufe erfahren, etwas über Arbeitsrecht gehört und uns als Team kennengelernt. Darüber hinaus haben wir im Rahmen des Kulturprogramms an einem einwöchigen Workshop im Landesmuseum teilgenommen. Allgemein geht es in der Orientierungsphase auch um die Berufsorientierung und eine Stärken-Schwächen-Analyse. Es schließt sich die Praxisphase an, in der wir erste Berufserfahrung in sogenannten Qualifizierungspraktika erwerben. Hierfür schreibe ich derzeit Bewerbungen und habe auch eine Ausbildungsmesse besucht. Wenn wir ein mögliches Ausbildungsunternehmen gefunden haben, kann sich auch noch ein Bewerbungspraktikum anschließen. Ziel ist es, spätestens zum 1. September einen Ausbildungsvertrag in der Tasche zu haben."
Was erhoffst Du Dir von dem Programm?
"Ich bin mir schon relativ sicher, dass ich gerne eine kaufmännische Ausbildung machen möchte. Hierzu habe ich mich bereits im Internet ausführlich informiert und auch mit meinem Mentor die Ergebnisse eines geva-Tests besprochen. Diesen habe ich Ende des letzten Jahres gemacht. Mein Mentor hat mich in meiner Entscheidung bestärkt und wir sind gemeinsam meine Bewerbungsschreiben durchgegangen. In dieser Woche haben wir die ersten Briefe verschickt. Ich hoffe, dass ich auch weiterhin die notwendige Unterstützung finde, damit ich bald einen Ausbildungsplatz finde."
Drei Fragen an Jürgen Funk, der Selim als ehrenamtlicher Mentor begleitet
Warum engagieren Sie sich als Mentor?
"Der Arbeitgeberverband HessenChemie, bei dem ich arbeite, war bereits 2010 an der Gründung der JOBLINGE gemeinnützigen Aktiengesellschaft FrankfurtRheinMain beteiligt. Neben der Mitarbeit in den Gremien ist es mir persönlich aber wichtig, auch selbst einen Joblinge zu betreuen. Gerne gebe ich mein Wissen und meine Erfahrungen weiter."
Was ist da Ihre Aufgabe?
"Ein Mentor und Mentee müssen eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Dann ist es wichtig, herauszufinden, warum es bisher noch nicht geklappt hat. Wir sprechen über persönliche Stärken, Interessen und Wünsche. Auch vorhandene Schwächen werden nicht ausgeklammert. Schließlich geht es darum, einen realistischen Berufswunsch zu formulieren. Und dann unterstütze ich bei Bewerbungen und stelle eventuelle Kontakte zu Unternehmen her."
Was beeindruckt Sie an der Initiative und den Menschen, die Sie bereits erfolgreich betreut haben?
"Ich habe mit Selim jetzt meinen vierten Joblinge übernommen. Drei junge Männer konnten bereits in eine Ausbildung vermittelt werden. Mich hat bei allen jungen Männern gefallen, dass sie sehr schnell erkannt haben, welche Chance ihnen die Teilnahme am Programm bietet. Auch kleinere Rückschläge wurden und Tage der Unsicherheit wurden positiv gemeistert. Schließlich hat es dann geklappt. Sie befinden sich heute in der Ausbildung zum Maurer, Industriemechaniker bzw. Chemikanten."
Selim Dridi ist 19 Jahre als und hat nach dem Besuch der Oranienschule ein einjähriges kaufmännisches Praktikum gemacht. Jürgen Funk ist 54 Jahre alt und Geschäftsführer beim Arbeitgeberverband HessenChemie in Wiesbaden. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.