Freitag 11 Uhr. Nur noch wenige Stunden, dann geht die Frühschicht zu Ende. Doch Mario Rahn, der als Maschinen- und Anlagenführer im Vier-Schicht-Betrieb beim Kunststoff-Hersteller BASF Rudolstadt arbeitet, denkt noch lange nicht ans Wochenende.
Am Nachmittag ist Unterricht angesagt, wie auch am kompletten Samstag:
Mario Rahn bildet sich seit vergangenem Jahr im 50 Kilometer entfernten Erfurt zum Industriemeister Kunststoff- und Kautschuktechnik weiter. 90 Prozent der Kosten finanziert ein IHK-Stipendium. Anfang 2021 wird der 29-jährige Vater eines mittlerweile vierjährigen Sohnes fertig sein.
„Klar ist das anstrengend, fordernd“, berichtet der gebürtige Brandenburger, „aber von nichts kommt eben auch nichts“.
Materialkunde wird gelehrt, Betriebswirtschaft, Physik, Chemie, Personalführung und etliche andere Themen. Dafür muss man in der Freizeit öfters mal ein Fachbuch in die Hand nehmen. Nach den Prüfungen und dem erfolgreichen Abschluss als Industriemeister winkt eine Stelle als Schichtleiter bzw. als stellvertretender Schichtleiter. Die Aufgaben: Schichtbesprechungen durchführen, die Kollegen einweisen, Produktionsabläufe planen, Störungen rasch beheben und Entscheidungen treffen – jede Menge Verantwortung also.
Aber genau das ist es, was Mario Rahn will.
„Ich bin nicht der Typ, dem es reicht, Anweisungen auszuführen“, berichtet Mario Rahn. „Ich will mein Wissen einbringen und anwenden, Verantwortung übernehmen.“ Das macht auch einen großen Teil seines aktuellen Jobs aus. BASF Rudolstadt, ein Betrieb mit rund 110 Beschäftigten, produziert hoch spezialisierte Polyamide, die sich später etwa in Autos, Möbeln und Elektrogeräten wiederfinden.
Der Grundstoff Polyamid wird mit den für die jeweils besonderen Eigenschaften notwendigen Zusätzen gemischt. Das können je nach Produkt bis zu 15 sein. Dieser Mix wird im Extruder aufgeschmolzen, geknetet, gemischt, durch Düsen gepresst und es bilden sich lange Kunststoffstränge, ähnlich wie Spaghetti. Diese werden abgekühlt und ein Granulator schneidet die Stränge dann in eine zylindrische Form, dem Granulat.
„Das Verfahren ist komplex, jedes Produkt verlangt viel spezielles Know-how“, sagt Mario Rahn. Zudem wird in Rudolstadt die Fertigung neuer Werkstoffe getestet und optimiert, was von den Beteiligten – Ingenieuren, Meistern und den Mitarbeitern an der Maschine – viel Wissen, handwerkliches Geschick und Kreativität verlangt.
Mario Rahn hat seine berufliche Erfüllung nicht im ersten Anlauf gefunden.
Nach der Schule lernte er zunächst Gerüstbauer. Ein körperlich anstrengender und gut bezahlter Job, „aber nicht die Erfüllung“. Das galt auch für die viereinhalb Jahre als Sanitäter bei der Bundeswehr. Hier hörte er von BASF in Rudolstadt. Nach einer Werksbesichtigung und gegenseitigem Interesse unterschrieb er mit 24 Jahren den Lehrvertrag als Maschinen und Anlagenführer, beendete die Lehre mit einer glatten Eins. Und steckt nun schon mitten in der Meisterausbildung.
Engagierte junge Leute sind bei BASF Rudolstadt jederzeit willkommen.
Mario Rahn beispielsweise hat – unter der Berücksichtigung betrieblicher Belange – freie Hand, seine Schicht zu tauschen, um am Meister-Unterricht teilzunehmen. Für einen Kollegen, mit dem er die Ausbildung gemeinsam absolviert, übernimmt der Betrieb die Kosten. Und junge Leute, die in dem Werk mit einem Altersdurchschnitt von 50 plus lernen wollen, rennen offene Türen ein. Weitere Vorteile, auf die Mario Rahn aufmerksam macht: „Wir haben ein klasse Betriebsklima und BASF zahlt nach Chemietarif. Damit kann ich meiner Familie ein gutes Leben ermöglichen.“