Menschen sind fasziniert von dunklen Gestalten: Schon vor Jahrhunderten haben die Leute gerne den Geschichtenerzählern gelauscht, die von mysteriösen Wesen zu berichten wussten. Doch warum finden wir es eigentlich toll, uns zu gruseln?
Horrorgeschichten verursachen in uns eine Angst, die eine willkommene Abwechslung zu unserem Alltag ist. Zudem erleben wir negative Gefühle häufig sehr intensiv. Diese Umstände erregen uns – und Erregung spüren wir, weil in unserem Gehirn Dopamin ausgeschüttet wird.
Mit Adrenalin verbrüdert
Dopamin ist ein biogenes Amin. Seine Summenformel lautet C8H11NO2. Ein anderer Name für den Botenstoff ist Prolaktostatin, da es die Ausschüttung des Hormons Prolaktin hemmt.
Dopamin wird aus den Aminosäuren Phenylalanin beziehungsweise Tyrosin synthetisiert. Die Reaktionsschritte dafür laufen in Teilen des Nervensystems ab. Dopamin gehört zur Gruppe der Katecholamine, zu denen auch Adrenalin und Noradrenalin zählen. Beide werden wiederum aus Dopamin synthetisiert.
Dopamin, ein Star im Nervensystem
Im zentralen Nervensystem gehört Dopamin zu den bedeutendsten Stoffen. Es ist für eine ganze Reihe von Funktionen mitverantwortlich – beispielsweise Konzentration, Bewegung und Motivation.
Der Botenstoff spielt auch eine wichtige Rolle für unser Belohnungssystem – deshalb gilt Dopamin im Volksmund als Glückshormon. Es wird in Situationen ausgeschüttet, die uns besonders befriedigen: zum Beispiel beim Sex und bei leckerem Essen.
Dopamin ist allerdings auch mit von der Partie, wenn wir Angst empfinden. Dann wird der Botenstoff nämlich in einem Teil unseres limbischen Systems ausgeschüttet: der Amygdala. Sie ist für die Bewertung von möglichen Gefahren verantwortlich – also quasi unser Angstzentrum. Je mehr Dopamin in der Amygdala ausgeschüttet wird, desto größer ist die Angstreaktion.
Horror? Ja – aber doch bitte ohne echte Gefahr
Wenn wir allerdings wissen, dass wir keiner echten Bedrohung ausgesetzt sind, beruhigen wir uns nach dem Grusel-Schock schnell wieder. Dieses Wechselbad aus Erregung und Beruhigung bringt uns dann aber einen gewissen Kick – ein positiver Effekt, der häufig auch als „Angstlust“ bezeichnet wird.
Wir können also Spaß am Grusel haben, weil die echte Gefahr beim Horror-Schocker auf der Couch oder bei der Halloween-Party mit Freunden bekanntlich gering ist.
In der Evolution hat sich der Mensch so entwickelt, dass es ihm in sicherer Umgebung relativ leichtfällt, mit potentiellen Bedrohungen auseinandersetzen- Denn so sammeln wir Erfahrungen und lernen daraus für den Ernstfall. Das gleiche Prinzip besteht auch in der restlichen Tierwelt.
Jeder ist auf einem anderen Level
Bleibt noch die Frage: Warum gruseln sich manche Menschen lieber als andere? Nun, einmal ist das optimale Niveau der Erregung bei jeder Person individuell. Zudem beeinflussen unsere Lebensgeschichte und unsere bisher gemachten Erfahrungen, ob wir Situationen suchen, die uns ängstigen.
Wenn ihr also lieber auf Abstand zu Monstern geht, ist das – Dopamin hin oder her – ziemlich normal…