Geschichte der Chemie 7: Treibstoff aus Kohle

Kategorie: Stories

Aus Kohle Treibstoff machen? Klingt komisch, war Anfang des 20. Jahrhunderts aber üblich – und ist es teilweise heute noch. Das Fischer Tropsch Verfahren dafür haben die deutschen Chemiker Fischer und Tropsch erfunden.

Die "Fischer-Tropsch-Synthese" wurde nach Franz Fischer (l.) und Hans Tropsch (r.) benannt. (Foto: Wikipedia, Gemeinfrei)

Die "Fischer-Tropsch-Synthese" wurde nach Franz Fischer (l.) und Hans Tropsch (r.) benannt. (Foto: Wikipedia, gemeinfrei)

Die Fischer Tropsch Synthese

Franz Fischer wurde 1877 in Freiburg geboren. Er studierte Chemie und promovierte 1899 in Gießen. Der junge Mann interessierte sich vor allem für Elektrochemie. Er habilitierte sich in Freiburg und bekam danach eine Professur in Berlin.

Lange blieb er aber nicht dort, nach zwei Jahren ging er nach Mülheim an der Ruhr. Dort wurde 1914 ein Institut zur Kohleforschung gegründet. Gemeinsam mit seinem 12 Jahre jüngeren Mitarbeiter Hans Tropsch entwickelte er ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Treibstoffen.

Bei der sogenannten Fischer-Tropsch-Synthese wird Kohlestaub mit Wasserdampf und Sauerstoff erhitzt. Aus dem Gemisch bildet sich dann ein Synthesegas. Das wird im zweiten Schritt mithilfe von Eisenkatalysatoren verflüssigt. So entsteht der synthetische Treibstoff.

Im Krieg bedeutsam

Ab 1934 nutzte das Unternehmen Ruhrchemie AG das Fischer Tropsch Verfahren. In den darauffolgenden Jahren entstanden sechs Synthesewerke im Ruhrgebiet und drei weitere in Mittel- und Ostdeutschland. Auch in Frankreich und Japan wurden Anlagen errichtet. 

Das Verfahren war besonders während des Zweiten Weltkriegs für Deutschland von enormer Bedeutung: Der Kraftstoffbedarf wurde damit durch heimische Kohle gedeckt. Danach wurde das Synthesebenzin aber durch Erdöl abgelöst – das war billiger.

Zweite Chance für das Fischer Tropsch Verfahren

Eine zweite Chance bekam das Fischer Tropsch Verfahren trotzdem noch: Nach einer schweren Ölkrise nahm man die Forschung in den 1970er Jahren wieder auf, um von den erdölexportierenden Ländern unabhängiger zu werden.

Dafür entstand in Bottrop sogar eine Pilotanlage. Ende der 1980er brach der Erdölpreis allerdings ein, zeitweise unter spottbillige 20 Dollar pro Barrel– damit war es dann schon wieder vorbei mit den Bemühungen in Bottrop.

In Südafrika macht man sich das Verfahren weiterhin zunutze: Dort war 1950 das Unternehmen Sasol gegründet worden, um Benzin auf Basis der Fischer-Tropsch-Synthese zu erzeugen. Das tut es noch heute. Auch in China war das Prinzip „Kraftstoff aus Kohle“ lange Zeit en vogue.

Beide Länder haben große Kohlevorkommen und können somit ihren Treibstoff günstig herstellen. Sehr problematisch für die Umwelt ist allerdings, dass dabei und beim Verbrauch doppelt so viel CO2 entsteht wie bei herkömmlich produziertem Benzin.

Das Fischer-Tropsch-Verfahren kann übrigens ebenso eingesetzt werden, um Treibstoffe aus Biomasse oder Erdgas herzustellen – aber auch die haben sich bislang ja nicht durchgesetzt.
 

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