Europa: Grenzen waren gestern
Die Chemiebranche ist international eng verflochten: viele Ausbildungsbetriebe haben Tochterfirmen im (europäischen) Ausland. Oft fahren Mitarbeiter zwischen den Standorten hin und her und tauschen sich aus. Dass dieses grenzüberschreitendes Arbeiten so gut läuft, ist der Personenfreizügigkeit gedankt. Kein Visum nötig, keine Wartezeiten an den Grenzen - an diesen Zustand haben wir uns schon so sehr gewöhnt, dass es uns gar nicht auffällt. Aber auch ein dauerhafter Umzug in ein anderes Land ist einfacher geworden: Dank der Freizügigkeit darf jeder EU-Bürger in jedem Mitgliedsstaat arbeiten und wohnen.
Auch grenzüberschreitende Ausbildung ist dadurch möglich - wir haben viele Beispiele im Blog. Während z.B. sich in Baden-Württemberg ein steigender Fachkräftemangel abzeichnet, herrscht in Frankreich hohe Arbeitslosigkeit. Daher machen junge Franzosen hier eine Ausbildung. Auch deutsche Azubis gehen für eine Zeit ins Ausland - wie hier an den Standort in Italien. Oder machen eine Reise nach Frankreich - inkl. Sprachkurs. Auch nach England zog es einige Azubis (in der Vor-Brexit-Zeit). Manche Azubis nutzen dabei das europäische Bildungsprogramm Erasmus+.
Wirtschaftliche Vernetzung
Nicht nur Personen können sich in der EU frei bewegen, sondern auch Waren können zollfrei und ohne Kontrollen transportiert werden. Das ist ein wichtiger Punkt, denn 58 Prozent aller Exporte der deutschen Chemieindustrie gehen an EU-Staaten! Von den Top 10 der wichtigsten Handelspartner sind 8 EU-Mitgliedsländer.
Wenn wir über die Grenzen von Europa hinaus schauen, dann zeigt sich, dass die EU auf Augenhöhe mit den großen Wirtschaftsmächten USA und China ist. Gemessen am BIP steht die EU auf Platz 2 (mit 17,8 Billionen US Dollar), hinter den USA (18,6 Billionen US Dollar) und vor China (11,2 Billionen US Dollar) (Quelle: Destatis 2018). Zum Vergleich: Deutschland alleine kommt auf 3,5 Billionen US Dollar.
Mehr über die wirtschaftliche Bedeutung der EU findet ihr hier. Was die Europawahl insgesamt für die Chemie bedeutet, könnt ihr hier kompakt zusammengefasst lesen.
Weitere Punkte, an die man oft nicht so schnell denkt:
- der Euro: viele von euch kennen es gar nicht, dass jedes Land eine eigene Währung hatte. Durch die gemeinsame Währung entfallen Wechselkursrisiken, was für Unternehmen wichtig ist. Der gemeinsame Zahlungsraum für bargeldlose Zahlungen (SEPA) macht Zahlungen zu Inlandsgebühren möglich, was für jeden praktisch ist. Denkt daran, wenn ihr die nächste Bestellung bei eurem Onlineversandhändler macht und der Verkäufer nicht in Deutschland sitzt...
- EU-weite Sozialstandards: klare Arbeitszeitregeln und hohe Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltstandards und vieles weitere Standards gelten in der gesamten EU.
- Nur zwei Bespiele für den Alltag: Seit Juni 2004 ersetzt die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) in den meisten europäischen Ländern den Auslandskrankenschein.
- Und seit Mitte 2017 muss man für die Internernutzung mit dem Smartphone in den anderen EU-Ländern keine zusätzlichen Roaming-Gebühren zahlen.