Was sind Ihre Aufgaben und was machen Sie da genau?
Ich bin seit 11 Jahren Klebstoffentwicklerin in der Abteilung „Forschung und Entwicklung Flüssigprodukte“. Meine Aufgabe bei Uzin Utz besteht vorwiegend in der Entwicklung von Klebstoffen. Dazu gehört die Entwicklung, Durchführung der nötigen Tests und schließlich die Übertragung in die Produktion. Danach wird das Produkt betreut, falls es Probleme in der Produktion oder beim Kunden gibt.
Es gibt auch immer wieder neue Kriterien für Klebstoffe, die mit bestehenden Produkten erfüllen werden sollen, wie beispielsweise EC1Plus oder Blauer Engel. Mal fallen Rohstoffe weg oder es gibt neue, preiswertere Rohstoffe die in bestehenden Produkten getestet werden müssen. Es gibt also immer was zu tun.
Wie entwickelt man einen neuen Klebstoff?
Das ist nicht ganz einfach. Der Entwickler bekommt einen Anforderungskatalog, was der Klebstoff alles können muss, ob und welche Wettbewerber es dazu schon gibt. Im ersten Schritt versucht man, bestehende Rezepturen so zu verändern, dass sie die neuen Anforderungen bestehen. Bei Klebstoffen, die es in dieser Art noch nicht gibt wird es schon schwieriger. Falls es Wettbewerber dazu gibt, kann der Entwickler sich an diesen orientieren. Wenn nicht kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und diskutiert auch offen mit Lieferanten, welche Ideen sie haben und welche Rohstoffe sie uns dafür anbieten.
Entwickeln Sie nur für Deutschland oder auch international?
Vorwiegend für Deutschland, aber unsere Klebstoffe werden ja international verkauft. Es gibt in jedem Land unterschiedliche Anforderungen. Zum einen klimatische Anforderung wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur und zum anderen persönliche Anforderungen. Die einen wollen lieber einen langsamen Klebstoff, die anderen wollen einen Klebstoff der kaum Eigengeruch hat usw. Wir versuchen mit unseren Entwicklungen allen Anforderungen gerecht zu werden.
Woher kommen die Anforderungen?
Die Anforderungen kommen in erster Linie vom Kunden. Etwa sagt einer auf der Baustelle: "Ach wenn wir so etwas hätten, wäre das toll“. Diese Information geht zum Anwendungstechniker, der meist mit auf der Baustelle ist und unsere Kunden betreut. Von dort geht es zum Produktmanagement. Im abteilungsübergreifenden Produktausschuss wird darüber diskutiert was sinnvoll ist und was nicht. Schlussendlich wird in einem anderen Gremium eine Anforderung an einen neuen Klebstoff formuliert, die der Entwickler bekommt. Insgesamt arbeitet man also sehr eng mit dem Kunden, der Anwendungstechnik und dem Produktmanagement zusammen, um gemeinsam ein Produkt zu entwickeln.
Wie lange braucht man um einen Kleber zu entwickeln?
Das ist unterschiedlich, da ein Kleber macht, was er will. Theoretisch weiß der Entwickler zwar vorab, in welche Richtung es gehen wird, aber dann rührt er es an und merkt, es funktioniert doch nicht. Es gibt zwar Informationen und Richtrezepturen von Herstellern, die aber für unsere Anwendungen meist nichts bringen. Da es eine große Palette an Rohstoffen gibt muss man viel probieren. Es braucht viel Durchhaltevermögen und Erfahrung um herauszufinden, welcher Rohstoff der Richtige ist. Da werden leicht 200 Ansätze gerührt. Dies kann schon mal über ein Jahr dauern. Hat man dann den richtigen Ansatz entwickelt, dauert allein die Abschlussprüfung für einen Klebstoff zirka ein halbes Jahr. Es muss die Lagerstabilität geprüft werden, da der Klebstoff mindestens ein Jahr lagerstabil sein soll.