Es gibt Schulen und solche Schulen, Lehrer und bestimmte Lehrer, Eltern und spezielle Eltern. Jeder 15- oder 16-Jährige kann ein Lied davon singen, wie "ungerecht" das Leben manchmal spielt. Die Startvoraussetzungen für den Schritt ins Berufsleben sind ungleich verteilt.
"Fang an mit deinen Bewerbungen", lautet deshalb ein richtig guter Tipp von Alexander. Der 16-jährige ehemalige Realschüler hatte im August 2012 eine Ausbildung zum Elektroniker bei Michelin in Bad Kreuznach begonnen.
"Wenn ich mit den Bewerbungen gewartet hätte, bis sich die Schule darum kümmert, wäre es zu spät gewesen."
Wie-schreibe-ich-eine-Bewerbung stand im Januar auf dem Stundenplan. "Da hatte ich meinen Ausbildungsvertrag bei meinem Wunscharbeitgeber schon längst in der Tasche", freut sich Alexander.
"Michelin ist im Umkreis von 100 Kilometern das beste Unternehmen für eine Ausbildung. Die wollen, dass wir was erreichen", lobt er den Reifenhersteller. Da erhalte ich jede Unterstützung. "Eigeninitiative lohnt sich", rät er allen Schülern auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. "Nimm jede Hilfe an, wo sie sich anbietet. Mache ein Bewerbertraining."
Den Mut zur Eigeninitiative begrüßt auch Reiner Scheidt
"Nicht alle Noten im Zeugnis sind ein K.O.-Kriterium." Vor der Einstellung von Auszubildenden findet ein Eignungstest statt. Zusätzlich führt er mit jedem Bewerber ein intensives Gespräch. Erst die Summe aller Beurteilungen ist das Maß für die Entscheidung. Allerdings weiß der Leiter der technischen Ausbildung bei Michelin um den Einfluss der Eltern bei der Berufswahl der Kinder.
"Viele Eltern glauben, ein Job im Blaumann sei nicht hoch qualifiziert",
beschreibt er den Irrtum über das mitunter schlechte Image von handwerklichen Berufen. Da muss Scheidt offensichtlich noch dicke Bretter bohren, um ein Umdenken bei den Erziehungsberechtigten zu erreichen.
Bei einigen Eltern ist ihm das bereits in den vergangenen sechs Jahren gelungen. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Ausbildungsleiter bei Michelin führte Scheidt die Elterninformationstage ein. Neben dem Besuch in der Ausbildungswerkstatt gibt es dort jede Menge Informationen über den Stand der Ausbildung.
Darüber hinaus finden "Einzelgespräche" statt. An diesen nehmen der Ausbilder, Mutter und/oder Vater sowie der Auszubildende teil.
"Die Elternsprechtage werden gut angenommen", schildert Scheidt. "Die Eltern sind so begeistert, dass sogar ein intensiver Kontakt zum Ausbildungsbetrieb über diesen Tag hinaus entsteht."