Myriam Schlag von der Webseite lern-inspiration.de war auf einer Veranstaltung des Berufskompass Chemie in Rheinland-Pfalz zu Gast. Die komplette Zusammenfassung dieses Weiterbildungsevents findet ihr hier. Myriam Schlag hat dort hilfreiche Tipps gegeben, wie ihr das Lernen so effizient wie möglich gestaltet:
Zunächst einmal räumt sie mit einem wichtigen Missverständnis auf: Es sei ein Unterschied, ob man etwas liest und versteht – oder etwas wirklich lernt.
„Lernen bedeutet, die Informationen im Gehirn zu verankern. Sonst gehen sie wieder verloren. So wie ein einsamer Gast, der die Party vorzeitig verlässt“, sagt Schlag. „Wenn man schon lernt, kann man es auch richtig machen.“
Lernstrategien: Verteiltes Pauken hilft
Um effizient zu lernen, gibt es verschiedene Strategien. Wichtige seien Karteikarten, Notizen machen, Unterstreichen oder eine MindMap gestalten. „Das sind Werkzeuge, die einen dabei unterstützen, sein Lernen einzuspeichern, im Gedächtnis zu behalten und es dann abzurufen, wenn man es braucht.“ Weitere Strategien, die sich laut einer US-Studie aus dem Jahr 2013 als effizient erwiesen haben, sind das verteilte Lernen und der Selbst-Test.
Verteiltes Lernen bedeutet, dass man nicht am Abend vor der Prüfung alles auf einmal lernt, sondern sein Lernen über mehrere Tage verteilt. Dafür braucht ihr natürlich Zeitmanagement – schließlich müsst ihr dann regelmäßige Lernphasen einplanen.
Macht den Selbst-Test
Eine weitere Möglichkeit, effizient zu lernen, ist, wenn ihr euch selbst immer wieder durch Abfragen testet. Schließlich wisst ihr erst dann, ob ihr etwas gelernt habt, wenn ihr es auch ganz frei aus dem Gedächtnis abrufen könnt. Wenn ihr gemeinsam mit Mitschülern oder Kommilitonen lernt, könnt ihr auch Tests entwerfen, welche die anderen dann lösen müssen.
Von einem Gedanken solltet ihr euch allerdings verabschieden: Dass der sämtlichen Stoff, den ihr lernen müsst, mit nur einer Strategie in den Kopf bekommt. Die Kombi macht’s.
„Lernstrategien müssen zur Aufgabe passen, die man bearbeiten möchte“, sagt Myriam Schlag. „Möchte man etwas auswendig lernen oder etwas anwenden?“
Informationsmanagement vs. Wissensaufbau
Hier kommen zwei Prozesse ins Spiel, die man voneinander unterscheiden muss: das Informationsmanagement und der Wissensaufbau. „Wann man welchen der beiden Prozesse einsetzt, ist abhängig vom eigenen Lernziel“, erläutert Schlag.
Beim Informationsmanagement werden Informationen sortiert: Ihr managt die Infos also, indem ihr sie organisiert und zum Beispiel auf Karteikarten notiert. Dieser Prozess reicht erst mal aus, damit ihr Infos kurzfristig in den Kopf bekommt, zum Beispiel, wenn ihr Vokabeln lernt oder die chemischen Elemente im Periodensystem (oder Dinge, die ihr nach einem Test vielleicht nicht mehr so oft braucht, wie etwa die höchsten Berge in allen deutschen Mittelgebirgen). Fachleute sagen auch, dass ihr durch Informationsmanagement wisst, WAS passiert.
„Anders sieht es beim Wissensaufbau aus, der viel mehr Zeit in Anspruch nimmt“, sagt Myriam Schlag. Hier geht es darum, dass ihr Infos nicht nur systematisch organisiert und auswendig lernt, sondern sie in Verbindung zueinander bringen könnt. Um bei unseren Beispielen zu bleiben: Durch Wissensaufbau könnt ihr aus Vokabeln Sätze bauen und verschiedene Elemente des Periodensystems zu neuen Molekülen kombinieren. Habt ihr Wissen aufgebaut, wisst ihr nicht nur, WAS, sondern auch WARUM es passiert.
Ressourcen ausschöpfen
Die Entscheidung, welchen Prozess ihr wählt und die daraus resultierenden Lernstrategien sind aber nicht die einzigen Punkte, die ihr beachten müsst. „Wer effektiv lernen möchte, sollte auf die notwendigen Ressourcen achten“, sagt Myriam Schlag.
Dazu gehören:
- der Lernort: Wo lernt ihr am besten?
- die Lernzeit: Wann lernt ihr am besten?
- Experten, Mentoren, Coaches: Gibt es jemanden, der euch beim Lernen fachlich unterstützen kann?
- Gleichgesinnte: Könnt ihr euch mit Mitschülern oder Kommilitonen austauschen, die in der gleichen Situation sind wie ihr?
- Familie und Freunde: Können sie euch mit Rat und Tat oder emotional unterstützen?
Notfallplan machen
Die Expertin betont auch: „Denken Sie schon früh an einen SOS-Plan. Bitten Sie rechtzeitig um Hilfe und Unterstützung, wenn viel zu lernen ist“. Und: Achtet auf eure Work-Learn-Life-Balance. „Wer lernt, sollte auch an seine Gesundheit denken und Zeit für Sport und genügend Schlaf einplanen“. Welche Fehler ihr noch beim Lernen vermeiden solltet, erfahrt ihr hier.
Gut vorbereitet sein
Ebenfalls wichtig: Beschäftigt euch nicht erst in eurer Lernphase damit, Materialien wie Skripte oder Aufgaben zu besorgen. Diese solltet ihr vor der Büffelei bereits parat haben. „So kann man auch kurze Lernphasen optimal nutzen.“
Zum Schluss möchten wir euch noch auf ein paar Lern-Helfer und Ratgeber aufmerksam machen, die ihr bereits im Blog findet:
- Die Lexikon-App für Chemie-Begeisterte
