Felix Albrecht, noch 22 Jahre alt, klingt wie ein alter Hase. Dabei ist er erst seit sechs Monaten Facharbeiter, Chemikant beim Katalysator-Hersteller CRI Catalyst in Leuna. Aber klar, er hat hier gelernt, kennt sich nach den dreieinhalb Jahren intensiver Ausbildung bestens aus. Wie anschaulich und verständlich er Steve Biermann, dem Chemikantenazubi im 3. Lehrjahr, dieses spezielle Problem beim Fahren der Anlage in der Leitwarte erklärt, ist schon beeindruckend.
CRI Catalyst Leuna wächst
Die beiden jungen Männer sind sich sicher, dass sie mit der Ausbildung zum Chemikanten die richtige Wahl getroffen haben.
„Die Arbeit ist abwechslungsreich, der Tariflohn nicht von schlechten Eltern und der Teamgeist bemerkenswert“,
fasst Albrecht zusammen. Biermann, der mit einem guten Facharbeiterabschluss übernommen werden wird, ergänzt: „In einem kleineren Werk wie unserem kennt man nach kurzer Zeit fast alle Kollegen. Das gibt Sicherheit, macht das Eingewöhnen leichter.“
80 Prozent aller chemischen Reaktionen brauchen die Hilfe von Katalysatoren. CRI Catalyst Leuna hat dafür über 100 verschiedene Produkte im Angebot. „Die Anwendungen reichen von der selektiven Hydrierung nahezu aller Kohlenwasserstofffraktionen, die aus dem Steamcrackerprozess stammen, bis zur Hydrierung von Nitroaromaten für die Polyuhrethanproduktion“, weiß Felix Albrecht Bescheid. Und derzeit wird das Werk ausgebaut: Eine Gefahrguthalle ist grade fertiggestellt worden, zwei weitere Produktionsanlagen entstehen sowie eine Versuchsanlage für neue Produkte.
Wie sind die beiden auf den Beruf des Chemikanten gekommen?
Zurzeit sucht die Branche ja händeringend nach Azubis, die Nachfrage ist aber schwach. Und das, obwohl die Bezahlung spitze und die Zukunftsaussichten langfristig gut aussehen. Vielleicht liegt es an der drögen Beschreibung der Arbeitsagentur: „Chemikanten und Chemikantinnen steuern und überwachen Maschinen und Anlagen für die Herstellung, das Abfüllen und das Verpacken chemischer Erzeugnisse.“
Die zwei jungen Männer waren auf diese Informationsquelle nicht angewiesen, ihre Heimatorte liegen mitten in einer Chemieregion. Steve Biermann erzählt, dass er auf den Rat von Freunden und Verwandten gehört habe, die viel Positives über den Beruf berichteten. Ähnlich ging es Felix Albrecht, zusätzlich habe er sich belesen, was ihn im Wunsch bestärkte. Und: „Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann sehen, dass sich die Industrie hier gut entwickelt.“
„Wir nehmen jeden Lehrling vom ersten Tag an ernst“
Aber vielleicht liegt es auch an der Art der Ausbildung? „Wir nehmen jeden Lehrling vom ersten Tag an ernst“, erklärt Wolfgang Rieske, Ausbilder und Produktionsleiter bei CRI Catalyst. „Er gehört zum Team und wir zeigen ihm wie jedem unserer Mitarbeiter: Du bist wichtig, weil wir nur gemeinsam gute Arbeit abliefern können.“ Er selbst habe das, als er hier vor über 40 Jahren als Lehrling anfing, auch so erfahren, schildert er.
Rieske setzt auf mitdenkende Azubis: „Fragen stellen oder um Hilfe bitten, wenn etwas unklar ist, das ist kein Makel, sondern eine Tugend.“ Auch Fehler seien erlaubt, wenn man sie zugebe und daraus lerne. Und was müssen die jungen Leute für den Beruf mitbringen? „Gute Noten sind wichtig“, sagt der Ausbilder, „aber noch wichtiger ist uns der Mensch und sein Charakter“. Interessiert sich der Bewerber für seine zukünftige Arbeit? Ist er lernwillig, kann er sich im Team einbringen? Rieske will es genau wissen. Da kann ein Bewerbungsgespräch schon mal zwei Stunden dauern.
Das funktioniert: Ein Großteil der aktuell 122 Beschäftigten, darunter sechs Lehrlinge, ist hier im Unternehmen ausgebildet worden. Auch die Führungskräfte wie Meister, Techniker, Schichtleiter oder eben der Produktionsleiter haben mit einer Ausbildung im Werk ihre Berufskarriere begonnen.