Dieser Chemiker hat die Hygiene "erfunden"

Kategorie: Stories

Dass schlechte hygienische Bedingungen zur Ausbreitung von schlimmen Krankheiten führen können, wissen wir heute. Aber bis ins 19. Jahrhundert hinein war dies nicht bekannt. Erst der Mediziner und Chemiker Max von Pettenkofer hat diesen Zusammenhang erkannt. Heute haben wir einen Chemiker im Portrait, der sich mit Hilfe der Wissenschaft für die Gesundheit eingesetzt hat.

Heute selbstverständlich: regelmäßiges Händewaschen (Foto: Soap Bubbles, Keith Williamson, Flickr, CC BY-SA 2.0).

Heute selbstverständlich: regelmäßiges Händewaschen (Foto: Soap Bubbles, Keith Williamson, Flickr, CC BY-SA 2.0).

Max von Pettenkofer erkannte nicht nur, dass mangelhafte Hygiene gefährlich ist. Er sorgte auch dafür, dass zuerst in München, und danach in vielen europäischen Städten ein Abwassersystem und eine zentrale Trinkwasserversorgung gebaut wurden. Heute ist das für uns normal. Damals war es revolutionär.

Dank des modernen Abwasser- und Trinkwassersystem wurde München Ende des 19. Jahrhunderts von der Cholera verschont. In anderen Städten forderte Cholera viele Opfer. Auch Typhus-Erkrankungen gingen dank Pettenkofers Einsatzes für mehr Hygiene zurück.

Auf dem Gebiet der Chemie entdeckte Pettenkofer übrigens periodisch auftretende Eigenschaften bei Elementen - das Periodensystem lässt grüßen.

Vom Bauernsohn zum Medizinprofessor

Max von Pettenkofer (1818 – 1901) kam aus einer Familie von Bauern. Mit 8 Jahren verließ ging er in München das Gymnasium. Schon während seiner Schulzeit erhielt er viele Auszeichnungen für seine hervorragenden Leistungen. Auf Drängen seines Onkels studierte Max Pharmazie und Naturwissenschaften. Seine Leidenschaft für die Chemie war geweckt. Rasch erbrachte er außergewöhnliche Leistungen auf diesem Gebiet. Nebenher absolvierte er eine Apotheker-Lehre bei seinem Onkel und schloss später noch ein Medizinstudium an.

Alles fing mit einem Cholera-Ausbruch an

Als 1854 die "Erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung" in München eröffnet wurde, kamen mehr als 6.000 Händler und Tausende von Besuchern. Kurz nach der Eröffnung erkrankten zunächst Bedienstete der Ausstellung, dann Besucher und Münchner Bürger.

Panik brach aus: Es wütete die Cholera in München. Cholera ist eine gefährliche Durchfall-Erkrankung, die auch heute noch in Katastrophengebieten auftaucht. Ein letzter großer Ausbruch war 2010 auf Haiti, als nach dem großen Erdbeben die hygiene Versorgung zusammenbrach.

Damals in München untersuchte Max von Pettenkofer den Verbreitungsweg der Cholera. Man wusste noch sehr wenig darüber. Die hygienischen Zustände in München waren damals katastrophal. Es gab weder eine Trinkwasserversorgung noch eine Müll-, Fäkalien- oder Abwasserentsorgung. Dank Pettenkofers Aufklärungsarbeit verbesserte sich die Hygienesituation im Laufe der nächsten Jahrzehnte deutlich.

Die Wissenschaft war sein Leben

Schon mit 29 wurde Max von Pettenkofer Professor für medizinische Chemie an der Universität München. 1865 übernahm er als Rektor die Leitung der Universität. Im gleichen Jahr wurde er der erste deutsche Professor für Hygiene und richtete das erste Hygieneinstitut ein. Die Wissenschaft war sein Leben. Selbst im Alter forschte er noch unermüdlich.

Das Hygieneinsitut in München gibt es heute noch; es heißt wenig überraschend Max-von-Pettenkofer-Institut und gehört zur LMU Universität München.

„Bloßes Wissen, bloße Kenntnis von Dingen und Tatsachen allein ist noch keine Wissenschaft, erst wer etwas über Entwicklung und ursächlichen Zusammenhang der Dinge erforscht, was bisher unbekannt war, treibt Wissenschaft.“

Entdeckungen in der Chemie

Eine der bedeutendsten Leistungen Pettenkofers: die Entdeckung von periodisch auftretenden Eigenschaften bei chemischen Elementen. Er legte damit eine Grundlage für die Entwicklung des Periodensystems der Elemente.

Bei Justus von Liebig entwickelte er den Gallensäurenachweis und arbeitete am Königlichen Hauptmünzamt, wo er verbesserte Methoden zur Edelmetallschmelze und Münzherstellung einführte.

Die medizinische Chemie verdankt ihm brauchbare Nachweismethoden für Zucker, Harnbestandteile und Arsen. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er am 24. Januar 1900 in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.

Weitere Leistungen

1844: Entdeckung des Kreatinins, ein wichtiges Stoffwechselprodukt des Muskelgewebes

1847: Verbesserte Methode zur Zementherstellung - bestimmt zur Freude der damaligen Hausbauer

1848: Erfindung der Kupfer-Amalgam-Zahnfüllung

1851: Herstellung von Leuchtgas aus Holz (Holzgas)

1860: Untersuchung von Stoffwechselbilanzen

um 1880: Beteiligt an der Erfindung des Brühwürfels (Liebig’s Fleischextrakt) - ein Gruß an die Küche

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