Phenolsynthese klingt schon ziemlich kompliziert. Aber Cumolhydroperoxid-Verfahren toppt das noch um einiges, obwohl der Begriff dasselbe meint. Für Niklas Wöhle, frischgebackener Chemikant beim Unternehmen DOMO mit 650 Beschäftigten am Chemiestandort Leuna hingegen gehören solche Vokabeln zum Alltag. Der junge Mann arbeitet seit einigen Wochen als Facharbeiter im Schichtdienst in diesem Bereich, in dem mit Phenol und Aceton zwei wichtige Zwischenprodukte hergestellt werden.
Beherrscht sein Fachgebiet
„Das sind einige von den Stoffen, aus denen wir in einem komplexen Prozess letztlich Caprolactam produzieren, aus dem wiederum Polyamid 6, also Nylon, hergestellt wird“, so Niklas Wöhle. „Das ist ein aufgrund seiner Eigenschaften wie beispielsweise Wärme- und Chemikalienbeständigkeit sehr vielseitig verwendbares Polymer, aus dem etwa Fasern, Folien und diverse technische Kunststoffe entstehen“, berichtet der 21-Jährige aus dem Nachbarort Bad Dürrenberg.
Man merkt rasch, dass er sein Fachgebiet aus dem Effeff beherrscht. Kein Wunder, Niklas Wöhle hat ein halbes Jahr eher ausgelernt und kann mit einem Prüfungsergebnis von knapp 98 Prozent einen Superabschluss vorzuweisen. Lernen fällt ihm leicht, weshalb er auch vor der Lehre das Abitur machte. Zudem interessiert er sich für Chemie, Technik, Physik. Aber studieren? „Es ist nicht sehr spannend, den ganzen Tag in der Schulbank zu sitzen. Ich wollte lieber etwas Praktisches machen und bin sehr glücklich darüber, diesen Weg bei DOMO eingeschlagen zu haben“, sagt der junge Facharbeiter.
Als Azubi gefordert und gefördert
Und wie schafft man es, vorzeitig auszulernen? „Ich hatte eine prima Zwischenprüfung und konnte deshalb mit dem Unternehmen eine Vereinbarung über das vorzeitige Auslernen treffen.“ Natürlich, das bedeutet eine Menge Arbeit, dazu gehört ein großes Maß an Disziplin und Engagement. „Das fällt einem aber nicht schwer, wenn das Interesse am Thema groß ist und man so viel Unterstützung wie bei uns im Unternehmen bzw. beim Bildungsträger Bildungsakademie Leuna (BAL) bekommt.“
Bei DOMO wird jeder Azubi individuell von Anfang an gefördert und gefordert. „Schon im Auswahlverfahren wird besonderes Augenmerk auf Motivation, Ehrgeiz und Teamfähigkeit gelegt“, berichtet Ausbildungskoordinator Sebastian Wetzel. Jeder bekommt einen Ansprechpartner während der Ausbildung, der dem Azubi für jede Art von Fragen zur Verfügung steht.
Bleibt in der Praxis verankert
Bei Niklas Wöhle war das ab dem zweiten Lehrjahr der Betriebsassistent des Bereichs. „Anfang der Woche gab es spezielle Aufgaben, freitags wurde abgefragt“, erzählt der 21-Jährige. Schnell war klar, dass er sich kümmerte. Dankbar ist er auch seinen Schichtkollegen. Auch die ließen den neugierigen jungen Mann mit seinen Fragen nie im Regen stehen.
Ab Oktober 2019 wird Niklas Wöhle nun doch studieren. Verfahrenstechnik an der Hochschule Anhalt in Köthen. Aber: neben der Arbeit. Das Zwölf-Stunden-Schichtsystem im Unternehmen erlaubt problemlos die Teilnahme an geforderten Präsenzveranstaltungen. Und Niklas Wöhle bleibt fest in seiner Schicht und in der Praxis verankert.