An der IGS Frankenthal (oder mit vollem Namen: die Robert Schuman Integrierte Gesamtschule Frankenthal) ist die Berufsberatung für die Schülerinnen und Schüler sehr wichtig. Verantwortlich für die Beratung ist Christian Popescu, der seit Gründung der IGS vor sechs Jahren als Berufswahlkoordinator arbeitet. Viel Erfahrung also, die er heute auf dem Blog teilt. Hier das Interview:
Tipp 1: Macht auch einen Plan B
Herr Popescu, wie können Schüler an die Berufswahl herangehen?
„Ausbildungsmessen, Projekte, Berufsinteressenstests und Praktika sind Gelegenheiten, um Informationen zu sammeln. Die Schüler gleichen diese mit ihren schulischen Leistungen und Neigungen ab, sprechen darüber mit ihren Freunden, mit ihren Eltern, mit uns Lehrern. Da ergibt sich meist schon zumindest ein Berufsfeld, das für sie interessant wirkt.“
Und wenn man einen Bereich gefunden hat?
„Wir sprechen dann über den Zugang und die Anforderungen einiger Berufe des jeweiligen Berufsfelds, über die derzeitige Lage und die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, über die bisherigen schulischen Leistungen. Ich rate aber immer auch zu einem freiwilligen Praktikum. Erst ein Praktikum kann mir in etwa offenlegen, ob sich meine Vorstellungen mit dem Alltag decken.“
„Und ich rate immer zu einem Plan B. Nicht deswegen, weil ich den jungen Menschen, der vor mir sitzt, entmutigen will, sondern weil ich ihm die Angst vor einer ungewissen Zukunft bei einem einzigen Berufsziel nehmen möchte. Die Entscheidung für einen Beruf ist schließlich auch eine gegen etliche andere Berufe.“
Tipp 2: Fragt in der Familie nach deren Jobs, aber macht selbst das, womit ihr euch identifiziert
Haben Sie auch Ratschläge für Eltern? Deren Meinung ist ja auch wichtig.
„Eltern sollten ihren Kindern nicht vorschreiben, was diese mal werden sollen. Sondern sie sollen sie auf dem Weg der Berufsfindung begleiten, ihnen Möglichkeiten im Einklang mit ihren Stärken und Neigungen zeigen, ihre eigenen Kontakte für Praktika aktivieren, mit ihnen auf Messen gehen. Sie sollten ihren Kindern über ihren eigenen Job erzählen, was sie im Alltag tun, welche Probleme auftreten, aber auch welche Erfolge sie hatten. Ich muss oftmals feststellen, dass die Schüler keine Ahnung haben, was ihre Eltern überhaupt beruflich so tun.“
„Solange sich die Kids mit dem, was ihnen vorgegeben wird, nicht selbst identifizieren können, vor allem, wenn es ihre eigene Zukunft betrifft, wird Druck nicht viel bewirken.“
„Ich höre von manchen Eltern auch: "Wenn ich nicht Druck mache, passiert nix". Das mag teilweise auch stimmen, dennoch antworte ich diesen Eltern, dass ein solcher Anschein noch lange nicht bedeutet, ihre Kinder würden sich nicht Gedanken um ihre berufliche Zukunft machen. Vielleicht sind ihre Kinder nicht überzeugt, dass die jeweilige Ausbildung oder das Unternehmen, bei dem sie sich jetzt sofort bewerben sollten, der oder das Richtige für sie sind. Solange sich die Kids mit dem, was ihnen vorgegeben wird, nicht selbst identifizieren können, vor allem, wenn es ihre eigene Zukunft betrifft, wird Druck nichts bewirken."
Tipps 3: Die Möglichkeiten nach der Schule sind vielfältig – daher schaut auf die Angebote in der Region
Welches sind die beliebtesten Berufswünsche der Schüler, mit denen Sie zu tun haben?
„Über die beliebtesten Berufe hätten Sie mich früher, während der Hauptschulzeiten fragen sollen, da wäre meine Antwort auch einfacher gewesen. Heute, da die Perspektiven nach dem Schulabschluss so breitgefächert sind (Berufsschule, Ausbildung, Ausbildung mit Zusatzqualifikation, Berufliches Gymnasiums, Studium, duales Studium, Auslandspraktikum etc.) sind auch die Berufswünsche und -vorstellungen entsprechend divers. Dennoch gibt es einige Berufe, die regional bedingt öfter genannt werden (Chemikant, Chemielaborant), aber auch so-genannte "Trendberufe" wie z. B. Architekt, Erzieherin, Fachinformatiker.“
Herr Popescu, vielen Dank, dass Sie sich für den Ausbildungsblog Zeit genommen haben.