Puh, der Blick auf die Preisanzeigen von Tankstellen ist im Frühjahr 2022 gerade für Azubis kein Vergnügen. Glücklich, wer wenigstens Hochleistungsreifen am Auto hat, die für ihre Performance in Sachen Rollwiderstand und Kraftstoffeffizienz das EU-Label A bekommen haben. Denn diese sparen im Vergleich zu Reifen mit der Klasse G etwa 7,5 Prozent beim Spritverbrauch, also bei sparsamen Autos noch gut einen halben Liter auf 100 Kilometer Fahrstrecke.
Ihr Geheimnis – natürlich ist das keines für Synthos-Azubis – ist ein Gummi, der elastische Polymere, also synthetischen Kautschuk, enthält. Der wird zum Beispiel im polnischen Unternehmen Synthos an seinem Standort in Schkopau (Sachsen-Anhalt) hergestellt. Hier arbeiten rund 460 Beschäftigte, die verschiedenste Arten dieses Produkts herstellen. Und auch an neuen Sorten forschen. Etwa zwei Drittel sind sogenannter S-SBR-Kautschuk, der in den besagten Hochleistungsreifen, aber auch in Förderbändern, Schläuchen und Dichtungen verwendet wird.
Kein Bock auf Büro
Im Werk in Schkopau arbeiten seit anderthalb Jahren auch Luise Krause und Patrice John. Beide um die 20 Jahre jung, beide in der traditionellen Chemieregion zwischen Schkopau, Merseburg und Leuna zu Hause. Und beide zieht es in einen Chemieberuf: Luise will Chemikantin werden, Patrice Chemielaborant. Wie sind sie auf die Idee gekommen? „Ein Bürojob wäre mir mit Sicherheit zu langweilig geworden“, weiß Luise. Freunde und Bekannte, die in der Chemie arbeiten, haben ihr mit ihren Berichten über die Arbeit – und auch die tolle Vergütung - das Berufsbild schmackhaft gemacht.
„Als Chemikantin steuert und überwacht man beispielsweise die Produktionsanlagen, man kümmert sich ums Abfüllen und Verpacken der Erzeugnisse“, berichtet Luise, die schon verschiedene Abteilungen in der Produktion durchlaufen hat. Das sei immer abwechslungsreich und interessant, könne aber auch mal körperlich anstrengend werden. „Kein Problem“ für die junge Frau. Zupacken ist sie als Handballerin und Feuerwehrfrau in der Freiwilligen Feuerwehr ihres Heimatortes gewohnt.
Sorgfältig und detailversessen
Patrice hat seine Liebe zur Chemie schon in der Schulzeit entdeckt. Einige Praktika in der Chemie bestätigten seinen Wunsch. Und warum ausgerechnet Chemielaborant? „Ich will mich tiefgründig mit Chemie befassen, will genau wissen, wie etwas warum funktioniert“, bringt er seinen Anspruch auf den Punkt. Als Chemielaborant führt man etwa Analysen und Versuchsreihen durch, stellt chemische Substanzen her, dokumentiert das alles sorgfältig und wertet die Ergebnisse aus.
"Du musst einen hohen Grad an Genauigkeit mitbringen"
In seiner Arbeit im Produktionslabor werden beispielsweise Proben vom Kautschuk in den verschiedensten Stadien der Herstellung untersucht, vor allem die Viskosität. Darüber hinaus zeigen gas-chromatografische Untersuchungen, wie lang die Ketten des synthetischen Produkts sind, ob die molare Masse korrekt ist. „Du musst einen hohen Grad an Genauigkeit mitbringen, musst es mögen, so genau wie möglich zu arbeiten, musst gierig sein, nicht nur eine Messung, sondern mehrere durchzuführen“, beschreibt Patrice seine Arbeitsweise.
Zwischenprüfung: Respekt, aber keine Angst
Beide Azubis sehen ihre Erwartungen an die Ausbildung und den Beruf als mehr als erfüllt. „Nach den anfänglichen Einführungen in die Materie wurde das Lernen und die Arbeit schnell interessant und herausfordernd“, berichtet Patrice. Ähnlich sieht es auch Luise: „Ich bin ziemlich stolz darauf, wie gut und diszipliniert ich mit Berufsschule, überbetrieblicher Ausbildung, Arbeit und dem Lernen zurechtkomme.“ Selbst die Zwölf-Stunden-Schichten sind kein Problem für sie. Mit alldem hat sie vor allem ihre Mutter überrascht.
Aktuell sind beide auch zu Hause oft am Schreibtisch zu finden, die Zwischenprüfungen stehen an. Respekt davor haben beide, aber Angst? Keine Spur. Schließlich wissen sie sich einerseits gut vorbereitet, andererseits machen beide sehr viel dafür, diese Hürde bestmöglich zu bewältigen. Denn ihr Ziel ist klar: Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung als Facharbeiter bei Synthos zu arbeiten. Und ohne Fleiß…
Während Luise über Anstellung und Arbeit hinaus erstmal noch keine weiteren Karrierepläne hat, ist Patrice schon ins Bewerbungsgespräch mit der Frage nach weiterer Qualifizierung gegangen. „Ob Industriemeister oder -techniker oder vielleicht auch ein Studium, da bin ich mir noch nicht sicher“, sagt er, das hänge schließlich auch vom Bedarf im Unternehmen ab.