Zwölf Millionen Tonnen Güter werden jährlich vom Chemiestandort Leuna abtransportiert, rund 70 Prozent auf der Schiene – die Tendenz ist steigend. 90 Kilometer lang ist das Gleissystem, es hat insgesamt 340 Weichen. Zwei elektronische Stellwerke leiten die Züge zu den rund 50 Ladestellen im Chemiepark und hinaus zum Übergabebahnhof im zwei Kilometer entfernten Großkorbetha.
Permanente Weiterbildung ist ein Muss
Da ist für die etwa 120 Beschäftigten jede Menge zu tun, damit alle Züge pünktlich und sicher zu ihrem Bestimmungsort kommen. Einer von ihnen ist Falk Wittig, Fachkraft für Eisenbahnsicherungstechnik und Energieanlagen. Die Aufgaben des 27-Jährigen sind vielfältig: „Ich bin beispielsweise für Stellwerkstechnik und die Energieanlagen, Weichenheizungen oder Gleisfeldbeleuchtungen zuständig“, erklärt er. Er hat auch den Hut dafür auf, dass sich alle Fahrwege richtig einstellen, die Logik der elektronischen Steuerung stimmt und die Energieversorgung immer funktioniert.
Auch an Planungen ist Wittig beteiligt. Etwa für den Gleisanschluss des zweiten Übergabebahnhofes, der in den nächsten Monaten für rund 7 Millionen Euro errichtet wird. Das sind sehr fordernde Aufgaben für den jungen Mann, ständig sind technische Neuerungen zu erwarten, permanente Weiterbildung ist ein Muss. Eigentlich eine Ingenieursstelle – die sein Arbeitgeber ihm aber schon seit zwei Jahren zutraut: mit der Maßgabe, noch ein Studium anzuschließen.
„Man muss etwas einfach wollen“
Das hat Falk Wittig im letzten Herbst begonnen. In Leipzig studiert er an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management mit dem Ziel Bachelor of Business Administration neben der regulären Arbeit, am Freitagabend und am Samstag. „Das erste Semester ist sehr gut gelaufen“, sagt Wittig, als wäre das selbstverständlich. „Man muss aber sehr gut organisiert sein, damit das klappt“, verrät er das persönliche Geheimnis. Zumal auch aller vier Wochen die Rufbereitschaft an seiner Arbeitsstelle wartet. „Man muss etwas einfach wollen, ein Ziel haben, dann schafft man das auch.“ Er hockt auch nicht nur über Büchern, er organisiert sich einen Ausgleich. Der Volleyballfan spielt selber und ist oft bei Bundesliga-Spielen der Chemie-Volleys Mitteldeutschland anzutreffen.
Die Doppelbelastung wirft ihn nicht um, er kennt das ja. Schon 2010, nach einem Jahr im Job als Elektroniker für Betriebstechnik, hatte er den nächsten Schritt gewagt, das berufsbegleitende Studium an der Technikerschule in Leuna zum Techniker der Fachrichtung Elektrotechnik. Und es nach vier Jahren mit „Sehr gut“ abgeschlossen und durch den famosen Abschluss automatisch die Fachhochschulreife erworben.
Viele Türen öffnen sich
„Ohne Ehrgeiz, ohne Ziel, ohne Engagement ist das alles nicht zu machen“, bekennt er. Sein Ziel: Die Verbindung von technischen und wirtschaftlichen Wissen, die ihm viele Türen öffnen wird. „Heute können nur wenige von sich behaupten, technisch und wirtschaftlich auf ihrem Gebiet Bescheid zu wissen. Die meisten konzentrieren sich auf ein Thema, ich hingegen habe einen großen Komplex, den ich überschauen werde.“ Dann kann Wittig endgültig in die Fußstapfen von Vater und Großvater treten, die beide am Chemiestandort Leuna Führungspositionen innehatten.