Viele kleine Jungs träumen davon, Feuerwehrmann zu werden. Patrick Siebeck erstmal nicht. Der heute 28-Jährige aus Dölzig, einem Ortsteil der Stadt Schkeuditz westlich von Leipzig, ist als Kind und Jugendlicher eher von der Herausforderung begeistert, aus einem Haufen Material und mit ein paar Werkzeugen nützliche und sinnvolle Dinge herzustellen oder Sachen zu reparieren. „Ich bin halt ein geborener Schrauber“, sagt er mit einem breiten Grinsen. Und weil er auch ein Faible für Elektrotechnik und Elektronik hat, ist die Berufswahl klar: Mechatroniker.
Vom Mechatroniker zum Feuerwehrmann
Die Lehre ist für Patrick ein einziges Fest, nach dem Facharbeiterabschluss arbeitet er für namhafte Firmen in der Instandhaltung, ist politisch aktiv, engagiert sich für sein Dorf und wird auch deshalb Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Dölzig. Ein zeitaufwendiges und anstrengendes Hobby, aber „damit kannst du deiner Heimat etwas zurückgeben – und das gemeinsam mit Gleichgesinnten“, betont Patrick Siebeck. Kein Wunder, dass sein Motto „Machen - nicht Quatschen!“ ist.
„Schrauben ist geil, Feuerwehr ist geil“, sagt er. „Im Sommer 2020 erzählte mir dann ein Freund, dass die InfraLeuna-Werkfeuerwehr neue Leute sucht“, berichtet Patrick. Er klickt sich interessiert durch die Unternehmenswebsite und schreibt kurzerhand eine Bewerbung. Ab Oktober ist er schon mittendrin in der Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann, dem sogenannten B1-Lehrgang.
„Trotz Corona ist die Ausbildung bestens gelaufen“
Feuerwehrmann ist kein normaler Ausbildungsberuf. Man benötigt als Voraussetzung mindestens eine dreijährige abgeschlossene Ausbildung in einem technischen Beruf, der für die Feuerwehr nützlich ist. Beispielsweise Elektriker, Maschinenbauer, Metallbauer, Chemikant. Kenntnisse und Einsatzerfahrungen aus der Freiwilligen Feuerwehr sind natürlich von Vorteil, aber nicht Bedingung, die B1-Ausbildung beginnt bei Null. Und Fitness braucht man natürlich auch. „Trotz Corona ist die Ausbildung bestens gelaufen“, erzählt der 28-Jährige. Nur knapp zwei Monate ist der Lehrgang virusbedingt unterbrochen. In dieser Zeit sitzt er zu Hause und festigt das Gelernte.
Seit Juli 2021 ist er nun vollwertiges Mitglied der Werkfeuerwehr in Leuna und absolviert seine 24-Stunden-Schichten. „Die Rettung von Personen hat im Fall der Fälle natürlich immer Vorrang“, erläutert Patrick, „zu unseren Aufgaben gehören etwa die Brandbekämpfung unter Atemschutz oder die Arbeit im Chemikalienschutzanzug.“ Aber auch die Bedienung der hochmodernen Technik will gelernt und trainiert sein. Er selbst ist gleichzeitig zum Maschinisten ausgebildet, fährt ein Einsatzfahrzeug und kennt dessen Technik aus dem Effeff.
Übung macht den Meister
Training ist das A und O für Feuerwehrleute. Im Prinzip wird an jedem Tag etwas Berufsspezifisches geübt, einmal in der Woche finden komplexe Einsatzübungen statt. „Es wird nie langweilig“, weiß Patrick, „nur so lernst du die örtlichen Gegebenheiten in den Betrieben kennen, kannst du mit Bergefässern umgehen, lernst du, was bei einem Produktaustritt zu tun ist“. Zudem arbeitet er in jeder Schicht an seiner Fitness, mindestens eine halbe Stunde im Kraftraum und obendrauf noch eine halbe Stunde Ausdauertraining.
Was Patrick Siebeck an seinem neuen Beruf besonders begeistert – und was er so schon aus der Freiwilligen Feuerwehr kennt – ist die große Kameradschaft, die enorme Kollegialität untereinander. Man verbringt die Abende gemeinsam, am Wochenende wird gemeinsam gekocht. „Du musst dich im Einsatzfall auf deinen Nebenmann hundertprozentig verlassen können. Das schweißt zusammen, da ist kein Platz für persönliche Profilierungen. Das macht einfach jeden Tag Spaß.“
Verantwortlich für ein Riesengebiet
15 Einsatzfahrzeuge und rund 70 Beschäftigte hat die InfraLeuna-Werkfeuerwehr, 52 Einsatzkräfte, acht Mitarbeiter in der Leitung und Planung sowie sechs in der Leitstelle, die alle Einsätze und Übungen koordinieren. Spätestens fünf Minuten nach Auslösen des Alarms müssen die Feuerwehrmänner am Einsatzort mit ihrer Arbeit beginnen. Die Werkfeuerwehr gehört zum Bereich Sicherheit der InfraLeuna GmbH.