Corona-Impfstoff: So unterstützt die Chemie bei der Logistik

Kategorie: Stories, Rheinland-Pfalz

Die Verteilung des Corona-Impfstoffs ist eine große logistische Herausforderung. Der ChemieAzubi erklärt, was die Chemie- und Pharmaunternehmen tun, um mit ihren Produkten für Kühlung und Transport zu helfen.

Das Virus hat die Welt seit einem Jahr im Griff. Schon ein knappes Jahr später gibt es Impfstoffe! Alle Menschen zu impfen, ist eine Riesenaufgabe. (Foto: Kaboompics, CC0)

Das Virus hat die Welt seit einem Jahr im Griff. Schon ein knappes Jahr später gibt es Impfstoffe! Alle Menschen zu impfen, ist eine Riesenaufgabe. (Foto: Kaboompics, CC0)

Der Impfstoff ist da - schon ein knappes Jahr nach dem Auftauchen dieses neuen Viruas. Pharma-Unternehmen wie Biontech aus Mainz, AstraZeneca oder Moderna haben ihre Zulassung in der EU erhalten und sind nun in der Massenproduktion, um möglichst schnell möglichst viele Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Doch nach der Entwicklung wirksamer Impfstoffe wartet nun die nächste große Herausforderung: Wie sorgt man dafür, dass der Impfstoff nicht nur „da“ ist, sondern auch „hier“ – also da, wo die Menschen ihn erhalten können?

Tiefe Temperaturen, hohe Anforderungen

Die Impfstoffdosen von den großen Produktionsstätten in das ganze Land und die ganze Welt zu verteilen, ist ein riesiger Logistikaufwand:

  • Zuerst muss geschaut werden, wo wie viel Impfstoff benötigt wird.
  • Dann muss der Impfstoff richtig transportiert werden – keine einfache Aufgabe, da er nur bei niedrigen Temperaturen lagern darf. Dafür braucht es Kühlmittel und gute Kühlboxen, die keine Kälte abgeben.

Auch Unternehmen aus Rheinland-Pfalz leisten einen Beitrag, um diese Herausforderungen zu meistern.

KKS Kohlensäure & Trockeneis aus Schönenberg-Kübelberg etwa sorgte dafür, dass dem Impfstoff nicht zu warm wird. Im Januar wurde die Firma zum Retter in der Not: Als die Stadt Zweibrücken kurzfristig eine Ladung Impfstoff erhalten sollte, fehlte Trockeneisfür den sicheren Transport. KKS sprang ein und produzierte – trotz Betriebsferien – spontan eine Ladung frisches Trockeneis. So erhielten die Bewohner ansässiger Senioren- und Pflegeheime doch noch ihre Impfung.

Trockeneis und Schaumstoffe

Dass Unternehmen überhaupt dazu in der Lage sind, Trockeneis herzustellen, liegt auch an der Asco Kohlensäure AG mit Standort in Bad Hönningen. Asco bietet nicht nur Anlagen zur Produktion von Trockeneis, sondern hat Ende 2020 auch die Impfstoff-Herausforderung erkannt und eine Anlage entwickelt, die das produzierte Trockeneis automatisch und individuell dosiert in die passenden Impfstoff-Transportkühlboxen abfüllt.

Inzwischen hat sich gezeigt, dass etwa der Impfstoff von Biontech höhere Temperaturen verträgt als anfangs vermutet: Neue Daten deuten darauf hin, dass er statt wie bisher gedacht bei -70 Grad wohl auch bei -15 bis -25 Grad bis zu zwei Wochen stabil bleibt. Sollte das genehmigt werden, könnte man zumindest für kürzere Lagerung und Transporte des Impfstoffs auf Trockeneis verzichten.

Dann reichen auch gute pharmazeutische Kühlboxen ohne das besondere Kühlmittel aus.

An diesen Boxen wirken gleich mehrere Unternehmen aus Rheinland-Pfalz und Umgebung mit. Ganz vorne dabei ist Schaumaplast mit Standort in Reilingen vor den Toren von Speyer. Die Unternehmensgruppe produziert Kühlboxen für den Transport der Impfstoffe. Die Schaumaplast-Kisten brauchen keinen fließenden Strom, um die Kälte zu halten, sondern arbeiten mit Spezialakkus. So können die Boxen unterschiedlich stark kühlen – das ist wichtig, schließlich haben unterschiedliche Impfstoffe zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedliche Temperaturansprüche. Mit den Kühlboxen können also verschiedene Stoffe im selben Fahrzeug transportiert werden. Die Rohstoffe für die Boxen liefert die BASF. Das Chemieunternehmen aus Ludwigshafen stellt die bekannten Isolier-Materialien Styropor und Neopor zur Verfügung. Die sind ein essenzielles Bauteil der Schaumaplast-Kühlboxen.

Ebenfalls einen Kühlbehälter stellt der Kältetechnikspezialist Cryotherm aus Kirchen (Sieg) her. Statt einer Box ist dieser ist allerdings ein deutlich größerer Kühltank. Mit bis zu 100.000 Dosen können die Tanks mehr Impfstoff aufnehmen und über einen längeren Zeitraum kühlen kann als Transportboxen. So eignen sie sich zum Transport sowohl auf kurze Strecken als auch in entlegene Regionen in der ganzen Welt, können als Zwischenlager oder für mobile Impfzentren dienen.

Biontech macht Software fürs Impfmanagement

Schließlich bleibt noch die Frage: Wenn Impfstoff und Transportmittel bereitstehen, wo müssen sie von der Produktionsstätte aus eigentlich hin? Hier kommt Biontech wieder ins Spiel. Das Mainzer Unternehmen produziert nicht nur den Impfstoff, sonder entwickelt nun auch eine Software für das Impfmanagement. Sie erkennt und steuert, wie viele Impfdosen wohin geliefert werden müssen, wo gerade Engpässe bestehen und wie viele Mitarbeiter in den einzelnen Impfzentren nötig sind. So soll die Software verhindern, dass an bestimmten Orten zu viele und anderen Orten zu wenige Dosen bereitstehen. Außerdem hilft das Programm, die notwendigen Produktionsmengen bei den Herstellern besser zu planen.

VCI plant Plattform für Impfzubehör wie Spritzen

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) arbeitet an einer «Notfallplattform Corona», um die sichere Versorgung mit Impfzubehör zu unterstützen - wie Spritzen, Kanülen oder Kochsalzlösungen.

«Unsere Branche entwickelt und produziert derzeit in Rekordtempo Impfstoffe. Jetzt sollen Impfungen nicht daran scheitern, dass Spritzen oder Kanülen fehlen.» VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.

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