Daniela Schmitt (20) sitzt an diesem Montagmorgen im Februar 2021 schon seit über einer Stunde am Schreibtisch. Zu Hause. Nicht müßig und gelangweilt im Internet surfend, sondern fleißig über ihren Lehrbüchern und Aufgaben. Die 20-Jährige arbeitet konzentriert und diszipliniert ihre Lernaufträge ab, die sie von der Berufsschule über das Lernportal bekommen hat. Corona eben, Abstand halten, Kontakte vermeiden, Homeschooling.
Nur vier Prozent der Berufskraftfahrer*innen sind Frauen
Seit September 2020 ist Daniela Schmitt Auszubildende beim Industriegase-Konzern Linde am Chemiestandort in Leuna (Sachsen-Anhalt). Hier will sie auch nach den drei Jahren Ausbildung und Zwischen- und Abschlussprüfung als Berufskraftfahrerin arbeiten. Entlohnt nach dem üppigen Chemie-Tarif. Schon als Azubi im 1.Lehrjahr sind das gut 1000 Euro im Monat! Übrigens, bislang sind gerade mal vier Prozent der Berufskraftfahrer*innen in Deutschland weiblich. Da ist noch viel Potenzial…
Linde beschäftigt in Leuna ca. 500 Mitarbeiter*innen, produziert diverse Industriegase wie Wasserstoff, Kohlendioxid, Sauerstoff, Stickstoff und Argon. Die gehen entweder per Pipeline, auf Lkws in Gasflaschen oder tiefgekühlt und flüssig mittels Tanklastzügen zum Kunden: Krankenhäuser, Handwerks- und Industriebetriebe brauchen die Gase für unterschiedlichste Zwecke. Und mit dem Remote Operations Center (ROC) steuert Linde Leuna Luftzerleger in ganz Europa.
Danielas Tag heute wird abwechslungsreich: Nach dem Lernen steht nach einer langen Pause am Abend eine längere Nachtfahrt mit einem unbeladenen Lkw mit Anhänger auf dem Ausbildungsplan. Autobahn, Landstraße, Stadtverkehr. Das ist anspruchsvoll. Sie freut sich sehr darauf, denn einerseits macht ihr das Fahren großen Spaß, anderseits kommt sie so mal wieder unter Leute. „Ich bin schon als Schülerin sehr gerne mit meinem Papa mitgefahren, wenn es sich einrichten ließ“, berichtet die junge Frau. Ihr Vater, seit Jahren als Trucker unterwegs, hat ihr auch zu dieser Ausbildung geraten.
Disziplin und Verantwortung liegen ihr
Berufskraftfahrerin ist ihr zweiter Anlauf ins Berufsleben. Im ersten hat sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen und Ende des 2. Lehrjahres abgebrochen. Das Jahr Zeitarbeit, um die langen Monate bis zum neuen Ausbildungsstart zu überbrücken, hat ihr nochmal deutlich gemacht, wie richtig die Entscheidung für eine neuerliche, passendere Ausbildung gewesen ist. Diszipliniert zu sein und Verantwortung zu übernehmen, was man in diesem Job unbedingt braucht, das liegt ihr.
Die Ausbildung ist nach Danielas Worten „sehr umfangreich, vielseitig und interessant“, die Azubis von Linde profitieren von den jahrelangen Erfahrungen der Ausbilder und einer stets praxisnahen Lehre. Viele Trainingsfahrten unter der Anleitung „alter Hasen“ gehören auch dazu, aber noch dominiert das Lernen von Grundlagen: Technik zum Beispiel, wie funktionieren die Laster, wie die Motoren, wie und was kann man selbst reparieren, womit muss man in die Werkstatt.
„Ich freue mich auf jeden neuen Arbeitstag“
Sicheres Verladen und Entladen sowie das Sichern der Fracht sind ebenfalls ein großes Thema, wie auch die Planung von Fahrten und korrekte Abrechnungen, gesetzliche Vorschriften, das Sichern von Unfallstellen usw… Zum Ende des 1. Lehrjahrs wird Daniela alle nötigen Führerscheine in der Tasche haben. Das sind der LKW-Führerschein und der ADR-Schein für Berufskraftfahrer-Azubis – die übrigens vom Unternehmen bezahlt werden. Das spezielle Training auf großen Tanklastzügen durch „Masterdriver“ und die Berechtigung, diese zu fahren, folgen im zweiten Lehrjahr.
„Ich freue mich auf jeden neuen Arbeitstag“, erzählt Daniela Schmitt. Einerseits der vielen neuen und spannenden Themen wegen, die in der Ausbildung auf sie warten. Andererseits erlebt sie im Unternehmen sehr viel Miteinander, fühlt sich wohl sowie als Person und Kollegin wahr- und ernstgenommen. Klar, „das motiviert ungemein, sich mit aller Kraft der Ausbildung zu widmen“.