Beim Pharmaspezialisten Boehringer Ingelheim bekommen alle Azubis am ersten Tag einen Laptop. „Damit erhalten sie Zugriff auf spezielle Lernplattformen“, sagt Ausbildungsleiter Berthold Raab. „Das hat uns während Corona sehr geholfen.“
So konnten sich die Ausbilder per Videotelefonat oder Chat mehrmals am Tag mit den Azubis zusammengeschalten. Aufgaben wurden so vergeben, besprochen und ausgewertet.
Vernetzte Ausbildungswerkstatt
Das ist aber nicht die einzige Vernetzung bei Boehringer Ingelheim: Die Ausbildungswerkstatt ist mit netzwerkfähigen Anlagen ausgestattet. „Wir haben beschlossen, das Thema Netzwerktechnik in der Ausbildung zu intensivieren und dann unser gesamtes Lernzentrum darauf ausgerichtet“, erklärt Berthold Raab.
Beispielsweise überwachen und steuern die Azubis die Temperaturen und Vakuumströme an den Anlagen digital. Ihre Ausbilder können mobil sehen, welche Einstellungen die Azubis vorgenommen haben und im Notfall eingreifen.
Auch das Programmieren von Bauteilen via Software steht auf dem Programm. Hier wäre es aber unsinnig, wenn die Teile nur virtuell vorliegen. Deshalb produzieren die Azubis ihre Prototypen mit 3D-Druckern.
Kontrollrundgang per App
Bei BASF wird ebenfalls digital kontrolliert, ob die Anlagen auch reibungslos laufen – via App. „Man scannt dann QR-Codes an den relevanten Orten,“ erklärt Azubi Rouven. Natürlich kann man innerhalb des BASF-Konzerns von jedem Rechner auf die digitalen Checklisten zugreifen.
Auch VR-Brillen sind im Einsatz: Mit ihnen können die Azubis üben, wie man sich in den riesigen Anlagen zurechtfindet. Oder wie man eine Kreiselpumpe in Betrieb nimmt. „Das müssen unsere Chemikanten aus dem Effeff können“, sagt Ausbilder Alexander Karle. „Aber virtuell kann man es vorher ortsunabhängig ausprobieren. Das ist ein großer Vorteil.“
Schule mit Update
Die Neuerungen laufen im Rahmen des Modellprojekts "Digitalisierung in der dualen Ausbildung (DidA)". Auch die Berufsschulen vor Ort mischen mit.
DidA soll selbstverantwortliches Lernen fördern: Lern-Apps, E-Books, Simulationen und Animationen, Prüfungsfragen in Form eines Quizduells – all das soll helfen, Fachwissen flexibel und leicht aufzunehmen. Wie das konkret aussieht, erfahrt ihr hier.
„Das Projekt hat unsere Schule in den Grundfesten erschüttert“, resümiert Hans van Hauth. Er ist Schulleiter der Berufsbildenden Schule Naturwissenschaften in Ludwigshafen, die an DidA teilnimmt. Wehmütig ist van Hauth aber nicht, sondern begeistert.
Auch in Ahrweiler bei Jansen wird digital gelernt. Azubine Bianca hat bei dem Hersteller von Lacken und Farben gerade ihre Ausbildung zur Industriekauffrau geschafft – auch unter den erschwerten Corona-Bedingungen. „Ich stand mit meinen Lehrern wochenlang in einem digitalen Austausch.“
Schweißen virtuell
Beim Technologiekonzern Freudenberg wird indes virtuell geschweißt: „Dabei haben wir – wie beim richtigen Schweißen – einen Helm auf“, erklärt Teresa, Mechatronikerin im zweiten Lehrjahr. Mehr über sie lest ihr hier.
Die 21-Jährige hat zudem einen Schweißstab in der Hand. „Ein Programm zeichnet auf, in welchem Winkel man das Gerät hält oder wie die Schweißnaht aussieht.“ Virtuelle Realität halt.