Der berühmte Chemiker Carl Engler
Carl Engler kam 1842 als Sohn eines Pfarrers in Weisweil bei Freiburg auf der Welt. Auf Wunsch seines Vaters sollte Engler eigentlich Kaufmann werden, doch ein Onkel erkannte seine naturwissenschaftliche Begabung und er durfte an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe Chemie studieren. Für die Promotion folgten Zwischenstationen an den Universitäten in Freiburg und in Halle, wo Engler wegen seines alemannischen Dialekts zunächst auf wenig Anerkennung stieß. 1876 ging er als ordentlicher Professor für chemische Technologie an die Technische Hochschule (TH) in Karlsruhe. 1887 wurde Engler dort Professor für Chemie sowie Direktor der TH. Heute zählt er zu den berühmten Chemikern Deutschlands.
Auf der Suche nach der Herkunft von Öl
Ab 1884 forschte Carl Engler über die Chemie des Erdöls. Dazu unternahm er weite Auslandsreisen, unter anderem in das Erdöl-Fördergebiet im Kaukasus, nach Ägypten und nach Nordamerika. Hier stellte er fest, dass die damalige Theorie über die Entstehung des Öls aus Gesteinen nicht stimmen konnte. Er bemerkt in einer seiner Schriften: "Das Erdöl ist aus Tieren und Pflanzen, aus Mikroorganen, entstanden, in Meeren und Faulschlämmen, in grauer Vorzeit". Er stärkte seine Theorie, als es ihm gelang, im Petroleum das Blutfett Cholesterin nachzuweisen. Als er schließlich zeigen konnte, dass man aus Fischtran und Pflanzenfett Erdöl erhält, wenn man die Fette unter hohem Druck destilliert, war seine Annahme bestätigt.
Engler wurde zum Begründer der Erdölwissenschaft. Entsprechend seiner neuen Theorien erfand er analytische Methoden und Apparate zur Feststellung der Wertigkeit von Erdöl und seiner Produkte. Während seiner 43-jährigen Tätigkeit an der TH in Karlsruhe entwickelte er sich zu einer international geschätzten Forscherpersönlichkeit.
Aufbau der Chemie-Industrie
Eine weitere Richtung in Englers Arbeit war seine Beteiligung an der Entwicklung der chemischen Industrie. Schon 1884 nannte er bei der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure wichtige Voraussetzungen der deutschen Industrieentwicklung. Dazu gehörten die Verbesserung des Patentgesetzes, die Beherrschung neuer Rohstoffe, insbesondere auf Erdölbasis und die Verarbeitung der Abfallstoffe. Seit 1903 saß er im Aufsichtsrat der BASF, wo er das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese voranbrachte. Obwohl Engler die Entwicklung der Chemie-Industrie in Baden maßgeblich förderte, kehrte er der Lehre nie den Rücken zu. Selbstironisch soll er einmal bemerkt haben: "Wenn Sie im Auto fahren wollen, gehen Sie in die Industrie, wenn Sie seinen Staub schlucken wollen, bleiben Sie der Wissenschaft treu."
Ein bescheidener Mann
Obwohl Engler schon zu seiner Zeit ein berühmter Chemiker war, soll er wegen seiner Freundlichkeit und Bescheidenheit sehr beliebt gewesen sein. In Karlsruhe hielt er als Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins (1896-1910) vor hunderten von Zuhörern oft naturwissenschaftliche Vorträge, die er mit Experimenten anschaulich erklärte.
Internationale Beachtung gewann Carl Engler auch mit der Erforschung von Ozon. Er war der erste, der Ozon in großen Mengen herstellte, insbesondere für die Wasserreinigung. Eine weitere wichtige Station im Schaffen Englers war seine Arbeit über den Farbstoff Indigo.
Carl Engler starb am 7. Februar 1925 in Karlsruhe.