Im Praktikum neben Erwachsenen hocken und sich langweilen? Das soll Schülerinnen und Schülern bei Bayer nicht passieren: In dem Pharma-Unternehmen übernehmen deshalb Azubis die Rolle der Ausbilder. Rund 40 Auszubildende gibt es am Standort; gut 60 Schülerpraktika begleiten die jungen Leute pro Jahr – und das bereits seit 2005.
Der Standort Grenzach ist auf Salben, Cremes, Lotionen und Gele spezialisiert. Das ist deswegen nice to know, denn: „Ich lasse die Praktikanten mitarbeiten, wo es geht“, erklärt dazu Jason, angehender Maschinen- und Anlagenführer (MAF).
„An meiner Produktionslinie dürfen sie Verpackungsmaterialien auflegen, und ich erkläre alles. In der Ausbildungswerkstatt wird gesägt, gebohrt und gefräst.“
Hier können Schülerinnen und Schüler mit anpacken
Im Labor erklärt beispielsweise die angehende Chemielaborantin Carmen die Geräte und Abläufe, und das so einfach wie möglich: „Manchmal vergleiche ich das mit Kochen und Backen“, sagt sie. „Da muss man ja ebenfalls messen und wiegen.“ Die Schüler seien oft erstaunt, wie viele Geräte und handwerkliche Tätigkeiten es hier gibt. „In der Schule müssen sie zuhören – hier können sie mit anpacken.“
Chemie-Unternehmen bieten viele Ausbildungsberufe an
zum Beispiel Fachinformatiker
Während der Pandemie waren Praktika nicht möglich, jetzt aber strömen die Jugendlichen wieder herbei. „Schülerinnen und Schüler sollen sich einen Überblick über verschiedene Berufe verschaffen können“, erklärt Ausbildungsleiterin Claudia Radfelder: „Gleichzeitig zeigen wir, dass es hier nicht nur typische Chemie- und Pharmaberufe gibt. Sondern auch Alternativen wie den Fachinformatiker.“
Wie wichtig solche Praktika sind, weiß Azubi Carmen aus eigener Erfahrung: „Ich habe mich erst beim Kinderarzt umgesehen und dann im Rathaus als Verwaltungsfachangestellte. Beim Praktikum im Bayer-Labor habe ich sofort gemerkt, was mich wirklich interessiert und worauf ich Lust habe. Ich wurde damals auch von Azubis angeleitet. Das fand ich sehr gut, mit ihnen redet es sich einfacher als mit Erwachsenen.“
Für Viliane, die Pharmakantin lernt, stand bereits früh fest, wohin ihre berufliche Reise gehen soll:
„Schon in der Realschule habe ich gemerkt, dass mich Naturwissenschaften wie Physik, Chemie oder Biologie interessieren. Auch Produktionstechnik gefällt mir. In der Ausbildung wechseln sich Betrieb und Schule ab, das finde ich toll. Und sage das den Praktikanten.“
Schüler betreuen – das hilft den Azubis bei den eigenen Prüfungen
Wie wichtig es ist, miteinander zu reden, weiß der angehende Mechatroniker Aaron: „Ich unterhalte mich über Dinge wie Fußball oder Motorräder, da kommt man leichter ins Gespräch. Oft werde ich gefragt, was mir an meiner Ausbildung gefällt und was weniger. Dann sage ich zum Beispiel, dass die Elektrotechnik anfangs wegen der vielen Zahlen und Formeln anspruchsvoll ist. Aber nach drei Monaten wird’s einfacher.“
Am Ende des Praktikums geben die Azubis ihren Schützlingen eine Rückmeldung, fragen, wie es ihnen gefallen hat und berichten ihren Ausbildern, wie die Praktikanten „unterwegs“ waren. „Dabei vertraut man uns sehr, das motiviert“, findet Jason. Er mag die Rolle des Ausbilders: „Das ist eine gute Übung mit Blick auf unsere Prüfungen. Da merkt man, was man selbst gut verstanden hat und was weniger.“