Lutz Asmus ist Laborleiter beim BioPharma-Unternehmen AbbVie in Ludwigshafen. In seinem Laborteam werden auch Pharmakanten ausgebildet. Pharmakanten arbeiten an den Anlagen, die Medikamente herstellen. Als das Technoseum ihn fragte, ob er Tabletten für die Ausstellung „Herzblut“ produzieren konnte, sagte er sofort zu.
Robin Schirrmann war einer der AbbVie-Azubis, die die Tabletten produziert haben. Er fand es super:
„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem mal mit den älteren Auszubildenden zusammen zu arbeiten, weil ich mit ihnen sonst recht wenig zu tun hatte. Besonders hat mir aber das selbständige Arbeiten gefallen, da man diese Verantwortung sonst eher weniger trägt.“
Lutz Asmus kann mehr zum Projekt erzählen. Deswegen haben wir ihn ausgefragt.
100.000 Tabletten für 1 Museum
Herr Asmus, wie viele Tabletten haben die Azubis für das Museum produziert?
„Ich habe nochmal im Herstellungsprotokoll nachgesehen: es waren 169.746 Tabletten. Das Technoseum brauchte mindestens 100.000 für die Ausstellung. Wir haben aber unter anderem wegen der Kontrollen, für die wir natürlich extra Tabletten brauchen, mehr hergestellt. Die Ausstellung ist übrigens sehr interessant. Dr. Sigelen, der die Ausstellung aufgebaut hat, hatte sehr spannende Ideen, wie man die Geschichte der Medizintechnik erklären kann.“
Wofür brauchte das Museum so viele Tabletten?
„Sie wollen damit zeigen, wie sich die Tablettenpressen innerhalb eines Jahrhunderts verbessert haben. Ganz moderne Anlagen können bis zu einer Million Tabletten pro Stunde herstellen. Überlegen Sie mal, wie vielen Menschen man damit helfen kann. Das ist auch meine Motivation. Die pharmazeutische Technologie hat mich schon immer fasziniert. Wie finde ich die richtigen Hilfsstoffe für bestimmte Wirkstoffe? Wie schafft man es, dass die Wirkstoffe stabil sind? Dass sie möglichst gut vom Körper aufgenommen werden? Es steckt so viel hinter der Herstellung von Medikamenten. Die Entwicklung eines Medikaments ist viel teurer als die Entwicklung eines Autos – das muss man sich mal klar machen. Tabletten sind Hightech.“
Was ist denn in den Tabletten, die in der Ausstellung zu sehen sind?
„Natürlich sind das Placebos, also Tabletten ohne aktiven Wirkstoff. Es gibt drei Inhaltsstoffe: mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid und Natriumstearylfumarat. Cellulose ist das Material, aus dem Zellwände von Pflanzen bestehen. Wir haben Cellulose hier als Füllstoff verwendet. Damit wir Tabletten pressen konnten, brauchten wir noch einen Stoff, der die Fließfähigkeit verbessert. Das ist das Siliciumdioxid. Und zuletzt brauchten wir noch einen Stoff, der das Klebenbleiben der Tabletten verhindert und die Reibung reduziert, quasi wie das Mehl beim Ausrollen des Plätzchenteigs. Das war Natriumstearylfumarat.“
Wie lange haben die Azubis denn an der Produktion gearbeitet?
„Ungefähr eine Woche. Darin waren alle Arbeitsschritte, die man bei der Produktion von Tabletten durchlaufen muss: Training an den Maschinen, der Entwurf der Herstellungsanweisung, die Durchführung, die Dokumentation, die Kontrollen. Die Azubis sind auch die klassischen Fragen durchgegangen: Wie ist die Zusammensetzung? Wie mischt man die Stoffe am besten? Wie groß sollten die Tabletten sein, wie fest? Welche Maschinen sind passend? Welche Verpackung? Die Anfrage des Museums war also ein ideales Projekt für unsere Azubis.“