„Was möchten wir wirklich über einen potentiellen Azubi-Kandidaten wissen?“ Mit dieser Eingangsfrage sind wir in die Entwicklung eines neuen Auswahlverfahrens für Auszubildende und DHBW-Studenten gestartet.
Was wir nicht möchten: Wir möchten unsere Bewerber nicht durch stundenlange Fragebatterien quälen. Weder ist es für den Erfolg in einer Ausbildung wichtig, ob der ein oder die andere den aktuellen Bundespräsidenten benennen kann, noch muss ein Azubi bereits vor seiner Ausbildung zum Chemikanten alle Elemente im Periodensystem aufzählen können.
Uns interessiert die Person
Was uns wirklich interessiert, ist nicht nur das Wissen eines Kandidaten, das sich noch während der Ausbildungszeit gut aufbauen und erweitern lässt, sondern der Mensch. Nach dem Auswahlverfahren sollten wir wissen, ob ein Kandidat zu unserem Unternehmen passt. Genauso sollte aber auch der Kandidat sicher sein können, dass unser Unternehmen der passende Ausbildungsbetrieb ist.
Für uns bedeutet das einen größeren Zeitaufwand – aber das lohnt sich
Der Fokus unseres Auswahlprozesses liegt auf dem gegenseitigen Kennenlernen. Dieser Prozess erfordert wesentlich mehr Zeit und eine kleinere Gruppenstärke, als ein normaler Auswahltest. Dennoch war uns klar, dass sich diese Investition lohnen wird.
Der Ablauf
- Zunächst werden ca. sechs Personen zum „Bewerbertag“ eingeladen, an dessen Anfang ein kleiner Test von maximal einer Stunde steht. In diesem Test geht es zum Beispiel um mathematische Grundlagen, denn ganz ohne die Abfrage eines Wissensstatus – zumindest was die Grundlagen angeht - geht es doch nicht.
- Danach legen wir den Fokus für den restlichen Tag bis ca. 14:00 Uhr auf das gegenseitige Kennenlernen. Auch beim gemeinsamen Mittagessen in der Kantine, haben die Bewerber noch einmal die Möglichkeit in einem eher lockeren Rahmen Fragen über Ausbildung und Unternehmen zu stellen.
- Die Kandidaten für die Ausbildung zum Chemikanten (LINK Blogartikel Chemikant oder Chemielaborant?) werden nach dem Bewerbertag zu einem „Schnuppertag“ in die Produktion eingeladen. An dem Tag können die Bewerber live in den Berufsalltag eines Chemikanten zu schauen. Bei den restlichen Ausbildungen bzw. beim dualen Studium ist ein Schnuppertag in der entsprechenden Abteilung auch angedacht und wird schon größtenteils umgesetzt.
- Mit einem kleineren Kreis an Bewerbern gibt es dann noch ein Einzelinterview mit den Ausbildungsverantwortlichen. Erst nach den Einzelinterviews wird eine endgültige Entscheidung gefällt.
„In diesem modular aufgebauten Auswahlverfahren haben die Bewerber viele Möglichkeiten, uns von ihren Stärken zu überzeugen und wir haben die Möglichkeit unser Unternehmen vorzustellen. Der Wissenstest zu Anfang trägt nur einen geringen Teil zur Entscheidung bei, “
sagt unsere Ausbildungskoordinatorin Annette Orth.
Auch bei Bewerbern kommt das neue Auswahlverfahren bisher gut an. Mit den ersten Auszubildenden, die wir über dieses Auswahlverfahren rekrutiert haben, starten wir im September 2015 in das neue Ausbildungsjahr.