Am Anfang stand ein Missgeschick: Leon Bomblies, damals Auszubildender zum Industriemechaniker im 3. Lehrjahr, verletzte sich an der Hand. Schnell stand fest: An der praktischen Abschlussprüfung würde er nicht teilnehmen können. Was also tun?
Sein Ausbilder hatte eine Idee. Leon sollte als Ersatz für die fehlende Prüfung ein Projekt entwickeln. Das Ziel: Am Ende sollte ein Produkt stehen, bei dessen Herstellung die Azubis sämtliche erlernten Fertigkeiten und Techniken praktisch einsetzen können. Und mit dem man hinterher auch etwas anfangen kann.
„Zuerst dachte ich an Seifenkisten. Dann hätten wir beim Seifenkistenrennen in Bad Fallingbostel teilnehmen können", sagte Leon.
Diese Idee stellte sich aber als schwer umsetzbar heraus. Und der Nutzen für den Alltag ist auch eher gering. Aber schnell fiel ihm etwas Neues ein: ein Edelstahlgrill, der Stück für Stück im Laufe der Ausbildung entsteht.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Die Idee kam bei allen Verantwortlichen super an. Also begann Leon mit der Planung und dem Bau eines Prototyps. Unterstützt wurde Leon dabei nicht nur von seinem Ausbilder, sondern auch von Ingenieur Sönke Rautmann und Kolleginnen und Kollegen aus der Zentralwerkstatt.
Kurz vor Weihnachten 2021 war es dann so weit. Der erste Grill war fertig und es konnte angegrillt werden. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt? Auf jeden Fall, aber alle freuten sich auch im Dezember über frisch gebratene Würstchen.
Vorteile für Azubis und Ausbilder: Ein Projekt, das die gesamte Ausbildungszeit begleitet
Inzwischen ist das Grill-Projekt serienreif und die ersten Industriemechaniker-Azubis starteten im Juni dieses Jahres mit dem Bau. Los geht es im 2. Lehrjahr, wenn sie schon erste Fertigkeiten – wie Sägen, Bohren oder Biegen – erworben haben. Später müssen sie dann unter anderem Griffe oder Räder drehen, Schraubenköpfe fräsen und Einzelteile zusammenschweißen. Die Herstellung des Grills begleitet sie über die gesamte Dauer ihrer Ausbildung. Am Ende dürfen sie ihr eigenes Exemplar mit Hause nehmen. Für die Azubis werden so ihre Ausbildungsfortschritte nicht nur sichtbar, sondern – im wahrsten Sinne des Wortes – greifbar.
Und noch in einem weiteren Punkt profitieren sowohl die späteren Grill-Besitzer als auch die Ausbilder von diesem besonderen Projekt: Beim Bau zeigt sich, welche Tätigkeiten dem jeweiligen Azubi ganz besonders liegen bzw. Spaß machen. Das erleichtert die Entscheidung, auf welchen Bereich sie sich nach der Ausbildung spezialisieren und wo sie am besten eingesetzt werden können.