Ausbildung in Teilzeit bei Roche Diagnostics
Sie machen eine Ausbildung bei Roche Diagnostics in Mannheim in Teilzeit. Wie funktioniert das Konzept "Ausbildung in Teilzeit"?
Roxana Costa: Ich arbeite 70 Prozent in Teilzeit, das heißt, ich arbeite 28 statt 37,5 Stunden. Das ganze Schulische mache ich genau wie die anderen Azubis im Blockunterricht von 7,5 Stunden. Dadurch baue ich Überstunden auf, die ich ausgleichen kann. Insgesamt dauert meine Ausbildung 3 Jahre - wie bei allen anderen auch.
Warum haben Sie sich für eine Ausbildung in Teilzeit entschieden?
Roxana Costa: Nach meinem Fachabitur im kaufmännischen Bereich habe ich zuerst eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht, was aber beruflich nicht mein Ding war. Ich habe dann im Verkauf gearbeitet und bin während dieser Zeit schwanger geworden. Nach der Elternzeit wollte ich Familie und Beruf unter einen Hut bringen und habe mich informiert, wie das funktionieren könnte.
Für welche Ausbildung haben Sie sich entschieden?
Roxana Costa: Ich mache bei Roche eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Derzeit bin ich in der Personalabteilung. Dort habe ich Plakate für Infostände erstellt und war dafür zuständig, Hochschulen für Kooperationen zu finden. Davor war ich in der Assistenz, da gab es viel zu organisieren. Im Kundenservice ging es natürlich um Kundenbetreuung und ich habe Trainings gegeben. Ich freue mich immer, neue Bereiche kennenzulernen und neue Aufgaben zu übernehmen. Mein Alltag ist abwechslungsreich.
Wie klappt es mit den Arbeitszeiten? Von wann bis wann arbeiten Sie und wie geht das mit der Kinderbetreuung einher?
Roxana Costa: Das klappt sehr gut. Mein Sohn ist bis circa 15:30 Uhr in der Kita. Ich mache meistens um 13:30 Uhr Feierabend, das heißt, ich habe einen Puffer. Dann lerne ich oder nutze die Zeit für mich, was wichtig ist und oft vergessen wird: Als Mama brauche ich auch Zeit für mich selbst. Außerdem erledige ich Dinge wie Einkaufen, so dass mein Sohn nicht immer mit muss. Als wir Projektwochen in der Ausbildung hatten, konnte mein Kind zu meiner Mutter, die beiden haben die Zeit miteinander genossen. Und ich hatte Zeit, die Projektwochen mitzumachen, was echt schön war.
Wie kommen Sie als alleinerziehende Mutter mit den Anforderungen der Ausbildung zurecht?
Roxana Costa: Nach zehn Jahren wieder in den Schulalltag reinzukommen, war eine Umstellung, aber es ging dann doch schnell. Meine Mitschüler, Lehrer und Kollegen gehen verständnisvoll mit der Situation um. Ich kommuniziere das offen, bleibe realitätsnah und sage, wenn etwas nicht geht. Die guten Noten geben mir auch Aufwind. Jetzt weiß ich, es ist alles machbar.
Haben Sie Tipps für Azubis, die in einer ähnlichen Situation sind?
Roxana Costa: Ich würde raten, sich nicht mit anderen zu messen, das ist mir anfangs schwergefallen. Gerade wenn man sieht, anderen fällt es leichter, sie sind jünger und haben nach der Schule oder Arbeit keine Verpflichtungen. Das musste ich mir öfter vor Augen halten.
Wie sind Sie auf das Angebot von Roche aufmerksam geworden?
Roxana Costa: Bei der Arbeitsagentur hat man mich an das Mannheimer Förderband e.V. verwiesen. Dort habe ich sehr gute Gespräche gehabt und die Berater setzen sich speziell für Mütter ein. Mir wurde erklärt, dass es bei Roche ein Ausbildungsangebot in Teilzeit gibt.
Wie viele Azubis in Teilzeit gibt es bei Roche?
Hannah Cook: Derzeit gibt es fünf. Das Angebot gibt es seit 2005. Normalerweise haben wir eine Auszubildende im Jahr, seit diesem Herbst sind es zum ersten Mal zwei.
Welche Erfahrungen hat Roche mit dem Modell gemacht?
Hannah Cook: Interessanterweise haben wir bisher nur Bewerbungen von Frauen erhalten - das Angebot steht aber natürlich allen offen. Wir haben durchweg positive Erfahrungen mit Teilzeitauszubildenden gemacht. Alle haben ihre Ausbildung beendet. Ich denke, man muss die Stärken sehen, die vor allem die Mütter unter ihnen mit sich bringen: In ihrer Doppelrolle haben sie selten Probleme, alle Bälle in der Luft zu halten.