Daniel, nach deiner Ausbildung hast du zuerst den Meister gemacht. Wie kam es dazu?
"Nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, fragte ich mich, wie es weitergehen soll. Ich hatte einen guten Job, aber ich wollte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Den Meister habe ich direkt nach der Ausbildung begonnen, da ich mir dachte: `Jetzt bist du sowieso ans Lernen gewöhnt, jetzt kannst du das noch hinterher schieben.`"
War es für dich klar, dass du übernommen wirst oder hattest du Angst, keinen Job zu finden?
"Für mich war es klar, dass die Übernahme auf jeden Fall zu Stande kommt, jedoch nicht auf welcher Stelle. In die Abschlussprüfung bin ich als einziger ohne feste Stellenzusage gegangen; alle anderen hatten entweder schon eine oder wollten anschließend studieren. Das war schon ein sehr komisches Gefühl.
Normalerweise wurde man von demjenigen Labor übernommen, in dem man seinen letzten Einsatz hatte. Da ich aber unbedingt in der präparativen Chemie eingesetzt werden wollte und nicht in der analytischen, musste das erst abgeklärt werden. Meine jetzige Stelle verdanke ich meinem ehemaligen Ausbilder, der sich für mich eingesetzt hat.
Ich fing nach mehreren Gesprächen also im Bereich der präparativen Chemie als „technischer Assistent“ an, obwohl ich ja eigentlich gelernter Chemielaborant bin."
Welches sind deine Aufgaben?
"Ich arbeite in der Verfahrensentwicklung. Der Laborleiter bekommt von der chemischen Entwicklung ein Verfahren zum Herstellen eines Wirkstoffes übergeben. Die Aufgabe unseres Teams ist es dann das Verfahren so zu optimieren, dass es besonders sicher und robust ist, um später auch wirtschaftlich größere Mengen für die Marktversorgung herstellen zu können. Diese Aufträge erstrecken sich meistens über mehrere Monate. Daher wird das Verfahren auf die Teammitglieder aufgeteilt."
Wie war es, als du das erste Mal im Labor warst und realisiert hast, dass du jetzt keinen Ausbilder mehr hast, der dir über die Schulter schaut?
"Als ich in die Abteilung kam, lief gerade genau ein solcher Auftrag. Somit hatte ich zu diesem Zeitpunkt quasi keinen eigenen Verfahrensabschnitt, an dem ich arbeiten konnte. Der Kollege, dessen Job ich dann später übernahm, blieb noch einen Monat, sodass er mich perfekt in meine zukünftige Arbeit einarbeiten konnte. In den folgenden Monaten profitierte ich sehr viel von der Erfahrung meiner beiden Teammitglieder, von denen ich auch nach der Ausbildung noch einiges lernen konnte. Mein Motto war schon immer: `Learning by doing.` Und genau dieses Motto zieht sich bis heute durch meine Arbeit.
"Wir machen keine Fehler, wir lernen!"
Bei der Optimierung eines chemischen Verfahrens läuft aber nicht immer alles so, wie man sich das vorher auf dem Papier ausdenkt. Es kann gut sein, dass ein Versuch auch mal in die Hose geht – dann weiß man: Ok, so kann ich das nicht machen. Ein Kollege hat Mal gesagt: „Wir machen keine Fehler, wir lernen!“ Damit hat er es meiner Meinung nach ziemlich gut auf den Punkt gebracht.