Karin Döring war viele Jahre lang Ausbildungsleiterin. Über 26 Jahre arbeitete sie in einem großen Chemiebetrieb in verschiedenen Personalabteilungen. Während der letzten 16 Jahre gestaltete sie die kaufmännische Ausbildung für mehrere hundert Auszubildende und dual Studierende.
Für die Azubis der rheinland-pfälzischen Ausbildungsbetriebe hat sie eine Weiterbildung gemacht, die ihnen dabei hilft, einen guten Ausbildungsstart hinzubekommen. Die Inhalte der Weiterbildung und den Input der Azubis lest ihr in diesem Blogartikel:
- Respekt & Kommunikation
- Korrektes Verhalten im Betrieb
- Ziele der Ausbildung
- Erfolg in der Ausbildung: Risiken und Erwartungen an Azubis
- Lernstrategien für den Lernerfolg
- Erfolgsplanung
Seid korrekt: Geht mit Respekt auf andere zu
Respekt ist wichtig für jede Kommunikation; im Betrieb, in der Berufsschule - überall. Was bedeutet es, korrekt zu sein? Das waren die Antworten der Azubis, die an dem Seminar von Karin teilgenommen haben:
- Ausreden lassen
- Freundlich miteinander umgehen, Ich-Aussagen benutzen
- Wir akzeptieren die Meinung anderer
- Positive Haltung mitbringen, d.h. ohne Vorurteile
- Handy und andere Medien ausschalten/nicht parallel nutzen
- Niemand wird ausgelacht
- Alle beteiligen sich
Mache werden wohl nicht von Respekt sprechen – sondern von Höflichkeit. Eine respektvolle Haltung ist immer höflich. Beides gehört zusammen. Es gibt einige Regeln der Höflichkeit, die man kennen sollte, wenn man in einen Betrieb geht. Zu diesen gehören:
Grundregeln der Höflichkeit
- Grüßen
- Sich selbst bzw. andere vorstellen, wenn in Gruppen unterwegs
- Siezen (Nicht von sich aus das Duzen anbieten)
- Zauberworte: Bitte & Danke, Gerne, Entschuldigung
- Tür aufhalten
- Angemessene Kleidung
- E-Mail-Netikette
- Lautstärke beim Sprechen oder Telefonieren
- Rücksichtnahme beim Rauchen
- …
Respekt und Höflichkeit sind wichtig für jede Kommunikation - aber gehört alles zur Kommunikation? Es ist mehr als nur das Sprechen.
Arten von Kommunikation
Es gibt neben dem Sprechen (verbal) die nonverbale Kommunikation; also die Körpersprache. Dazu gehören Mimik, Gestik, die Atmung, die Körperhaltung und Blicke. Aber auch die räumliche Distanz zwischen Menschen oder Berührungen sind Kommunikation. Bei verbaler Kommunikation macht die Stimme (Tonfall, Tempo…) einen Eindruck. Und, klar auch: Kleidung & Frisur.
Wir haben hier im ChemieAzubi einen Knigge; und besonders zur Kleidung einen Blogartikel hier.
Wie könnt ihr bewusst kommunizieren?
Nicht immer ist man sich selbst bewusst. Es hilft, sich zu fragen: Welche Signale könnte ich unbewusst senden, die von anderen missverständlich wahrgenommen werden können?
Beispiele:
- Den Arm zu verschränken kann verschieden interpretiert werden: als Ausdruck der Durchsetzungsstärke oder als Blockadehaltung.
- Gähnen kann Müdigkeit bedeuten - oder Desinteresse demonstrierten.
- Lachen kann Auslachen bedeuten – oder einfach Spaß.
Es kommt immer auf die Situation an. Bittet eure Azubi-Kollegen, ob ihnen etwas an euch auffällt. So lernt ihr euren Ausdruck zu steuern und Missverständnisse zu vermeiden.
Neben diesen eher „weichen“ Regeln gibt es auch noch gesetzliche Regeln. Davon handelt der nächste Abschnitt:
Verhalten im Betrieb: Rechte und Pflichten
Jeder Azubi hat Rechte – und Pflichten. Diese sind im Berufsbildungsgesetz BBIG festgelegt. Die gelten auch für die Ausbildungsbetriebe. Karin ging mit den Azubis die wichtigsten gesetzlichen Regeln durch. Zum Beispiel:
- „Auszubildenden dürfen nur Tätigkeiten übertragen werden, die dem Ausbildungszweck dienen und ihren körperlichen Kräften angemessen sind.
- Sie sind nicht verpflichtet, Arbeiten durchzuführen, die mit ihrer Ausbildung nicht in Zusammenhang stehen. (…) Zumutbar sind dagegen Arbeitsaufträge, die mit der Sauberkeit des eigenen Arbeitsplatzes und der Pflege der Gegenstände zusammenhängen, mit denen die Auszubildenden umgehen.“
- „Auszubildende müssen an ihrer eigenen Berufsausbildung aktiv mitwirken und sich bemühen, die Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, die erforderlich sind, um das Ausbildungsziel zu erreichen.“
Es gibt also eine Lern- und Bemühungspflicht für Azubis. Und ihr habt eine Sorgfaltspflicht, d.h. ihr geht zum Beispiel gut mit den Werkzeugen um. Außerdem muss man an Bildungsmaßnahmen teilnehmen, die der Ausbildung bzw. der Arbeit im Betrieb dienen. Als Azubi ist man gegenüber dem Ausbilder oder Ausbilder vor Ort sowie dessen Vertretungen weisungsgebunden. Und: Ihr müsst euch an die Betriebsordnung halten.
Auch wichtig: die Schweigepflicht, z.B. bei Rezepturen oder Prozessen. Darüber dürft ihr nicht sprechen – und Bilder in sozialen Netzwerken posten auch nicht. Und sehr unbeliebt Azubis: die Nachweispflicht, also das Berichtsheft. Doch das BBIG ist eindeutig:
- „Auszubildenden sind verpflichtet, während ihrer Ausbildung einen schriftlichen oder elektronischen Ausbildungsnachweis zu führen. Er ist eine Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung. Das nicht rechtzeitige Vorlegen ist einer der häufigsten Kritikanlässe.“
Tipp, um das Berichtsheft nicht zu vergessen: einen eigenen Wecker stellen. Der ChemieAzubi zeigt hier, die ihr das Berichtsheft leichter schreiben könnt.
Hier ist ein Blogartikel auf dem ChemieAzubi über das, was in einem Ausbildungsvertrag steht.
Klar hat auch der Betrieb Pflichten. Die Wichtigste: dass er euch vernünftig ausbildet, also „zur Handlungsfähigkeit ausbildet“. Er muss euch die Ausbildungsmittel kostenlos zur Verfügung stellen. Die Aufgabe, die euch zugeteilt werden, müssen zu Ausbildungszwecken dienen. Auch muss der Betrieb eure Ausbildungsnachweise durchsehen.
Und: Ihr erhaltet eine Ausbildungsvergütung, sowie am Ende der Ausbildung ein Zeugnis. Für die Berufsschule müsst ihr freigestellt werden; ebenso für die Prüfungen. Hier erfahrt ihr mehr über den Chemie-Tarifvertrag mit dem Fokus auf die Ausbildung.
Der Sinn dieser Rechte und Pflichten: euch eine gute Ausbildung ermöglichen. Was ist aber das Ziel der Ausbildung? Darum geht es im letzten Abschnitt.
Das oberste Ziel der Ausbildung ist: Handlungskompetenz
Was bedeutet Handlungskompetenz? Die Kompetenz, mit neuen Situationen und unbekannten Anforderungen umgehen zu können. Die richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn etwas neu ist. Probleme kann man eigenständig lösen, weil man Urteilskraft gewonnen hat. Dazu müsst ihr vier Kompetenzbereiche entwickeln.
Diese vier Kompetenzbereiche für berufliche Handlungsfähigkeit sind:
- Fachlich: Fachvokabular, Regelwerke, handwerkliches Geschick…
- Methodisch: Lerntechniken, Zeitplanung, Entscheidungsfähigkeit, Prozessdenken…
- Sozial: Teamfähigkeit, Konfliktlösefähigkeit, Empathie, Kundenorientierung…
- Persönlich: Verantwortungsbewusstsein, Belastbarkeit, Reflexionsvermögen…
Die letzten drei werden auch Schlüsselkompetenzen genannt, weil sie allgemeine Fähigkeiten und Einstellungen darstellen, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind.
Wenn man diese vier Kompetenzbereiche während der Ausbildung erworben hat, kann man erfolgreich handeln. Was ist eigentlich eine erfolgreiche Handlung? Karin zeigte dafür ein Modell: das Modell der vollständigen Handlung:
▶ Informieren ▶ Planen ▶ Entscheiden ▶ Ausführen ▶ Kontrollieren ▶ Bewerten
Jede Phase der Handlung muss jeder selbst durchführen können. Die Betriebe versuchen, die Aufträge an Azubis nach diesem Modell aufzubereiten.
Wichtig ist es, dass ihr eine Rückmeldung zu diesen Phasen bekommt. Wenn es gut lief – und wenn es etwas schief lief. Letzteres passiert einfach – jeder macht Fehler, besonders in der Ausbildung ist das normal. Wie könnt ihr Kritik gut annehmen, sodass ihr davon profitiert? Mit diesen letzten Tipps entlassen wir euch ins Azubilife:
Tipps für das Annehmen von Kritik
- Zuhören und ausreden lassen
- Fehler zugeben und entschuldigen
- Nicht als Kränkung ansehen oder persönlich nehmen
- Sätze in Ich-Form formulieren
Und wenn ihr Konflikte oder Probleme bekommen solltet, haben wir hier Tipps.