Worms ist nicht nur Luther- und Nibelungenstadt. Die Stadt am Rhein ist auch ein wichtiger Chemie-Standort in Rheinland-Pfalz: Drei der größten Arbeitgeber vor Ort sind Evonik, Renolit und Grace. Dennoch wissen nur Wenige, was genau in den Werken passiert. Am Dienstagabend hatten rund hundert Besucher die Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen: Bei der ersten Langen Nacht der Industrie in Rheinland-Pfalz öffneten auch Wormser Chemieunternehmen ihre Tore.
Gute Stimmung trotz des Wetters
Ein leichter Nieselregen empfing die Menschen am Startplatz in Ludwigshafen. Direkt vor der Friedrich-Ebert-Halle standen die Busse wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Davor befand sich die Bühne, auf alle herzlich begrüßt wurden. Eine buntgemischte Gruppe, vom Schüler über ganze Familien bis zum Rentner, hatte sich zu den Touren der Langen Nacht der Industrie angemeldet. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Veranstalter und den Staatsminister Schweitzer ging es auch schon los.
Jeder hatte eine Bestätigung bekommen, auf der die Tourenbezeichnung benannt war, zum Beispiel 3.2. Die Busse wiederum hatten ein großes Schild in der Frontscheibe, wo die Bustour deutlich zu sehen war. Also rein und los.
Die Touren starten und die Stimmung ist gut
Die zwei vollbesetzten Reisebusse einer Tour teilten sich so auf, dass die eine Gruppe als erstes den Stammsitz von Renolit erreichte, wo das Unternehmen über 900 Mitarbeiter beschäftigt. Die Renolit-Gruppe zählt zu den international führenden Herstellern hochwertiger Kunststoff-Folien. Ob Möbel, Swimmingpool, Autos oder Büroartikel - mit Renolit-Erzeugnissen ist wohl jeder bereits in Berührung gekommen. Bei der Führung durch die Produktion konnten die Besucher live mitverfolgen, wie diese Folien hergestellt werden und was sie alles können. Wer die riesigen rotierenden Walzen, die heiße Kunststoffmasse und die kilometerlangen Folienbänder sieht, gewinnt einen ganz neuen Blick auf alltägliche Produkte wie etwa Laminat. Interessiert zeigten sich gerade die jüngeren Teilnehmer über die Möglichkeiten, die Renolit als Arbeitgeber bietet.
"Die riesigen Walzen und Anlagen sind schon beeindruckend." Teilnehmerin
Beeindruckende Dimensionen und Komplexität
Es war längst dunkel, als die Gruppe zur zweiten Station der "Langen Nacht" aufbrach: Zu Evonik, einem der weltweit führenden Unternehmen der Spezialchemie. Rund 1.000 der 33.000 Mitarbeiter sind am Standort Worms beschäftigt, wo Methacrylate hergestellt werden. Sie dienen als Ausgangsstoff für Farben und Lacke, Klebstoffe und Kontaktlinsen sowie für Plexiglas, das bekannteste Evonik-Produkt.
Begrüßt wurden die Teilnehmer mit einem Überblick über die hochkomplexe Anlage. Während der anschließenden Werksrundfahrt waren die Besucher beeindruckt von der schieren Größe des Produktionsverbunds mit den charakteristischen Rohrbrücken. Was sich im und um das Werk abspielt, zeigte Evonik dann in einer Halle, wo die Besucher in ein Spezialfahrzeug der Werksfeuerwehr einsteigen, sich einen Emissionsmesswagen erklären lassen oder direkt mit den Verantwortlichen über die Abwasserreinigung sprechen konnten. Große Beachtung fand der ausgestellte Lotus Elise, dessen Plexiglasteile und Karosserie ohne die Produkte aus Worms nicht möglich wären.
Chemie zum Anfassen
So wurde anschaulich, welche Vielfalt sich um die Produktion herum abspielt – und mit welcher Sorgfalt Aspekten wie Lärmschutz, Sicherheit oder Umweltschutz Rechnung getragen wird. Erneut stieß das Thema Ausbildung auf besonderes Interesse, zumal Evonik mit über hundert Azubis am Wormser Standort eine außergewöhnlich hohe Ausbildungsquote hat.
Wunsch nach Transparenz und Dialog
Spät um 22 Uhr ging die Lange Nacht zu Ende - und für viele doch zu früh: So mancher wäre gerne noch länger geblieben. "Das große Interesse an den Chemieunternehmen haben bereits die vielen Anmeldungen gezeigt. Alle Touren waren ausgebucht", zeigt sich der Pressesprecher der Chemieverbände Rheinland-Pfalz, Tobias Göpel, zufrieden. "Von den Besuchern und auch von den Firmen haben wir sehr gute Rückmeldungen erhalten und den Wunsch, das Ganze bald zu wiederholen." Erneut zeigt sich
Die Menschen wollen wissen, wer ihre Nachbarn und Arbeitgeber vor Ort sind.