André Ruth, wie sind Sie auf Wirtschaftsingenieurwesen gekommen?
"Nach meiner Ausbildung zum Mechatroniker wollte ich „noch weiter machen“. Das Berufsbild des Wirtschaftsingenieurs ist eines der facettenreichsten und verbindet die ingenieur- und naturwissenschaftliche mit der betriebswirtschaftlichen Lehre."
Ihr Schwerpunkt war Chemie- und Verfahrenstechnik.
"Ja, mit der Vertiefungsrichtung Chemie und Verfahrenstechnik habe ich eine Ausbildung, die für die zukünftige Arbeitswelt der Industrie unumgänglich ist. Denn Verfahrenstechnik steckt mittlerweile in mehr oder weniger allen Produktionsprozessen. Durch dieses interdisziplinäre Studium öffnen sich viele Möglichkeiten für meine berufliche Zukunft. Allein die Vielzahl an möglichen Einsatzbereichen im Unternehmen ist riesig."
Sie haben das Studium im dualen System absolviert. Warum?
"Mir gefiel das Konzept des dualen Studiums auf Anhieb. Deswegen bewarb ich mich bei Kömmerling Chemische Fabrik in Pirmasens, die ein Partner der dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist. Diese beiden Pasrtner sind zurzeit die einzigen, die in der Region diesen Schwerpunkt anbieten."
Hat sich das duale Studium gelohnt?
"Die Verbindung der praktischen Ausbildungsinhalte und theoretischen Grundlagen war ideal. Ich habe jetzt einen Überblick über technisch-naturwissenschaftliche und wirtschafts-, rechts- und sozialwissenschaftliche Themen. Ein großer Teil der Vorlesungen wurde mit den Einsätzen im Unternehmen flexibel abgestimmt. So konnte ich theoretische Inhalte sofort praktisch umsetzen. Dank dieser Einsätze konnte ich den Umgang mit Kollegen und die Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen richtig erleben. Es ist quasi ein Ausblick auf meinen zukünftigen Arbeitsalltag. Man lernt interne Abläufe kennen und bringt sich aktiv in die Prozesse ein."
Welche Abteilungen durchlaufen die Studenten?
"Ich war bisher in der Forschung und Entwicklung, im Bereich Lager, Logistik und Versand, im Produktionsmanagement und zuletzt in der Verfahrenstechnik. Dort fühle ich mich bisher am wohlsten. Ich durfte an vielen technischen Projekten mitarbeiten. Zum Beispiel werden dort laufend Produkte und Verfahren der Forschungs- und Entwicklungslabore realisiert oder verbessert. Während des Einsatzes in der Verfahrenstechnik konnte ich außerdem an einem Projekt für ein Tochterwerk in China mitarbeiten."
Sie konnten nach China?
"Ja, in der 4. Praxisphase im September war ich mit drei Kollegen zwei Wochen lang im fernen Osten. Das Hauptprojekt bestand aus der Erweiterung einer der Produktionsmaschinen im Werk Nanjing. Wir konnten die Abfüllzeit von Dichtstoffen um 60 Prozent verringern! Außerdem habe ich die Produktions- und Lagerhallen neu vermessen und die Pläne aktualisiert. Mit meinen Ergebnissen werden jetzt 3D-Pläne erstellt. Außerdem konnte ich einen Vertriebsingenieur zu zwei wichtigen Kunden im 300 Kilometer entfernten Shanghai begleiten. Die Zeit in China war definitiv ein Highlight in meinem Studium."
Herr Ruth, vielen Dank!
Wer mehr über die Entwicklungswege, Weiterbildungen und Bildungsförderungen in der Chemiebranche erfahren will, sollte den Berufskompass Chemie besuchen.